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Leselust?

Kleine-Hartlages neue Analyse der deutschen Umerziehung

Von WOLFGANG HÜBNER

2015 veröffentlichte der Publizist und Autor Manfred Kleine-Hartlage sein erfolgreiches Buch „Die Sprache der BRD“. Darin analysierte er 131 „Unwörter“ des politisch-gesellschaftlichen Lebens in Deutschland auf ihre wahre Bedeutung. Das Buch kann als Markstein politischer Aufklärung gelten. Nun legt Kleine-Hartlage unter dem Titel „BRD-Sprech. Worte als Waffe der Umerziehung“ eine Fortsetzung seiner Analyse am Beispiel von fast 50 weiteren Begriffen vor, die signifikant für das Bemühen der etablierten Mächte sind, die Deutschen sprachlich wie gesellschaftspolitisch unter ihrer Knute zu halten.

Das neue Buch basiert auf Kolumnen des Autors in der Zeitschrift „Compact“ aus den letzten Jahren. Einige kritische Begriffsanalysen sind aktualisiert worden. Es ist im Rahmen dieses Textes natürlich nicht möglich, alle „Worte als Waffe der Umerziehung“ vorzustellen, doch zumindest vier Begriffe sollen hier in der gebotenen Kürze den hoffentlich vielen künftigen Lesern des Buches nähergebracht werden: „Demokraten“, „Aufeinander achtgeben“, „Der irre Putin“, und „Umstritten“.

Was also ist ein „Demokrat“? Kleine-Hartlage schreibt dazu: „Ein ‚Demokrat‘ ist jemand, dessen Politik sich über den Willen des Volkes hinwegsetzt und seine Interessen mit Füßen tritt, stets versichernd, die ‚Ängste der Menschen ernstnehmen‘ zu wollen; darunter aber nicht zu verstehen, den Problemen zu Leibe zu rücken, die diese ‚Ängste‘ verursachen, sondern ihre Artikulation zu unterbinden.“ Die jüngsten Reaktionen auf die Wahlen in Hessen und Bayern konnten einmal mehr besten Anschauungsunterricht geben, wie die selbsternannten „Demokraten“ das praktizieren.

Die unsägliche Parole „Aufeinander achtgeben“, die in den Corona-Jahren Karriere machte, betrachtet der Autor so: „Es ist BRD-typische Tantensprache: ein entpolitisierendes Idiom, in dem sentimentale Phrasen dazu dienen, gänzlich unsentimentale Interessen dadurch durchzusetzen, dass man ihre Benennung scheinmoralisch tabuisiert, ihren Gegnern von vornherein das Argument verweigert und es durch moralische Erpressung ersetzt. Was gestern die Maske war, ist heute die Impfung.“

Dass auch der Krieg in der Ukraine seine Spuren im „BRD-Sprech“ hinterlassen muss, ist klar. Zumindest in der ersten Phase der Auseinandersetzung zwischen dem Kiew unterstützenden NATO-Westen und Russland wurden systematisch Zweifel am Geisteszustand des russischen Präsidenten Putin geschürt. Kleine-Hartlage schreibt: „Überhaupt ist die Erzählung vom ‚irren‘, größenwahnsinnigen, coronageschädigten oder persönlichkeitsgestörten Putin bezeichnend für das geistige Niveau der Berichterstattung“. Doch sei es „ein gewaltiger Unterschied, ob man derlei Personalisierung begleitend einsetzt, um für relevante Informationen offenere Ohren zu finden, oder ob sie dazu dient, das Publikum von genau solchen Informationen abzulenken.“

Da nicht alle Oppositionellen ohne Skrupel als Nazis, Rassisten oder Rechtspopulisten ausgegrenzt werden können, gibt es für bestimmte unbequeme Persönlichkeiten das Prädikat „Umstritten“. Zu diesem Begriff analysiert der Autor: „Wie alle Vokabeln aus dem BRD-Jargon riecht auch ‚umstritten‘ penetrant nach Unredlichkeit, nach Irreführung und Manipulation: ‚Umstritten‘ – das klingt, als wäre es aus der Position eines neutralen Dritten gesprochen, der als Schiedsrichter die Streitigkeiten anderer Leute beurteilt“. Tatsächlich aber sei „‚umstritten‘, wer von der Journaille für umstritten erklärt wird.“

Die hier zitierten Textbeispiele aus Kleine-Hartlages Buch dürften verdeutlicht haben, welch hohen Gebrauchswert seine pointierten, manchmal auch polemischen Begriffsanalysen für jeden kritischen Zeitgenossen haben. Wer sich gegen „Worte als Waffe der Umerziehung“ wehrt, ist mit dem Kauf und der Lektüre des Buches gut beraten.

» Manfred Kleine-Hartlage: „BRD-Sprech. Worte als Waffe der Umerziehung“, 256 Seiten, 14,90 Euro.
(pi-news.net)

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