Statistisches Monatsheft November/Dezember 2023
Liebe Leserinnen und Leser,
seit dem Schuljahr 2006/07 war der Trend einer abnehmenden Gesamtschülerzahl zu beobachten. Dieser endete im Schuljahr 2022/23, in dem erstmals wieder mehr Schülerinnen und Schüler als im Vorjahr an den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden sowie den beruflichen Schulen im Land unterrichtet wurden. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatten die nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine nach Baden-Württemberg geflüchteten Kinder und Jugendlichen. Dr. Rainer Wolf betrachtet im Titelbeitrag die Entwicklung der Schülerzahl und erläutert, warum an den allgemeinbildenden Schulen der Anstieg der Schülerzahl bis zum Schuljahr 2032/33 anhalten dürfte.
Frische Brötchen und Reparaturen: Als wichtige und verlässliche Säule der Wirtschaft und des Mittelstandes beeinflussen die Entwicklungen im Handwerk nicht nur das wirtschaftliche Geschehen in Baden-Württemberg, sondern betreffen auch unseren persönlichen Lebensbereich. Vor dem Hintergrund der Herausforderungen der Coronapandemie, der gestiegenen Preise für Energie und Rohstoffe, dem demografischen Wandel und dem daraus resultierenden Fachkräftemangel betrachtet Saskia Kopf in ihrem Artikel die konjunkturelle Entwicklung seit 2021 und geht auf die Strukturen des Handwerks ein.
Ich wünsche Ihnen viele neue Erkenntnisse für Ihre Arbeit.
Dr. Anke Rigbers, Präsidentin
Der Anstieg der Schülerzahl wird sich fortsetzen
Aktualisierte Vorausberechnung der Schüler- und Schulabschlusszahlen für allgemeinbildende und berufliche Schulen in Baden-Württemberg bis 2035
Im Schuljahr 2022/23 wurden rund 1,514 Millionen (Mill.) Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen und privaten allgemeinbildenden und beruflichen Schulen im Land unterrichtet – 15 600 mehr als im Schuljahr davor. Damit endete der seit dem Schuljahr 2006/07 vorherrschende Trend einer abnehmenden Gesamtschülerzahl. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatten die nach dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine nach Baden-Württemberg geflüchteten Kinder und Jugendlichen. An den allgemeinbildenden Schulen dürfte der Anstieg der Schülerzahl bis zum Schuljahr 2032/33 anhalten, in dem mit 1,235 Mill. Schülerinnen und Schülern gerechnet wird. Dies wären fast 10 % mehr als im Schuljahr 2022/23. Die Entwicklung der Schülerzahl der beruflichen Schulen wird wohl zunächst eher uneinheitlich verlaufen, ehe sich auch hier der steigende Trend durchsetzen wird. So könnte die Schülerzahl bis 2035/36 gegenüber 2022/23 um 9 % auf 425 900 ansteigen. Auch die Zahl der Schulabschlüsse dürfte in den nächsten Jahren mit gewissen Schwankungen auf oder knapp über dem Niveau des Jahres 2022 liegen. Erst gegen Ende des Vorausberechnungszeitraums werden deutlichere Steigerungen erwartet.
Rainer Wolf
Kriminalität in Baden-Württemberg
Verurteiltenhäufigkeit weiterhin relativ gering
Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten, ist eine Kernaufgabe des Staates. Prävention und Bekämpfung der Kriminalität stehen daher häufig in der öffentlichen Diskussion. Im Jahr 2022 kamen auf 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner im strafmündigen Alter ab 14 Jahren 996 rechtskräftig Verurteilte. Damit lag die Verurteiltenhäufigkeit seit Bestehen des Landes nur im Jahr 2021 noch niedriger.
Ingrid Walter
Struktur und aktuelle konjunkturelle Entwicklung des Handwerks in Baden-Württemberg
Das Handwerk ist eine wichtige und verlässliche Säule der Wirtschaft und des Mittelstandes in Baden-Württemberg. Die Entwicklungen im Handwerk beeinflussen dabei nicht nur das wirtschaftliche Geschehen, sondern betreffen auch unseren persönlichen Lebensbereich, von den frischen Brötchen am Sonntagmorgen bis hin zu Reparaturen in den eigenen vier Wänden. Aufgrund der Vielfalt des Handwerks dürfte es niemanden geben, der nicht schon einmal auf die Leistungen des Handwerks angewiesen war.
Allerdings gibt es auch Herausforderungen, vor denen das Handwerk steht. Die Coronapandemie traf mit ihren Maßnahmen zur Kontaktreduzierung einige Handwerke empfindlich. Nachdem Anfang 2023 die letzten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie eingestellt wurden, gibt es neue Herausforderungen wie die gestiegenen Preise für Energie und Rohstoffe. Der demografische Wandel (die geburtenstarken Jahrgänge kommen ins Rentenalter, die junge Generation umfasst zahlenmäßig weit weniger Personen), die auch auf Imageprobleme zurückzuführenden Schwierigkeiten des Handwerks bei der Gewinnung von Auszubildenden und der daraus resultierende Fachkräftemangel schlagen sich in insgesamt rückläufigen Beschäftigtenzahlen nieder, die den Gewerbezweigen zu schaffen machen.
Dieser Artikel betrachtet die konjunkturelle Entwicklung seit 2021 und geht auf die Strukturen des Handwerks ein.
Saskia Kopf
Beschäftigung im demografischen Wandel
Belegschaften werden immer älter
Der Fachkräftemangel ist im Diskurs um die wirtschaftliche Zukunft des Landes seit Jahren ein bestimmendes Thema, das weiter an Bedeutung gewinnen wird. Denn verstärkt wird die Problematik offener Stellen durch den vorherrschenden demografischen Wandel und insbesondere durch die sogenannte doppelte Alterung: Das abgesenkte Geburtenniveau führt in Kombination mit der gestiegenen Lebenserwartung dazu, dass die Zahl junger Menschen abnimmt, während die der älteren Bevölkerung ansteigt. Analog dazu verschiebt sich auch die Altersstruktur der Belegschaften im Land, mit erheblichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In den nächsten Jahren, in denen weitere Jahrgänge der geburtenstarken Kohorte der »Babyboomer« (Geburtsjahre 1955 bis 1969) aus dem Erwerbsleben ausscheiden, wird sich zudem die Arbeitskräftelücke bei gleichzeitig rückläufiger Zahl der jungen Bevölkerung weiter vergrößern. Um dem entgegenzuwirken, rückt neben der Migration geeigneten Personals aus dem Ausland und der Ausweitung der Arbeitszeiten auch die stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen und vor allem von älteren Menschen in den Fokus.
(Statistisches Landesamt)