Eine Analyse der Klima-Streifen
Von Vera Lengsfeld
Die so genannten Klimastreifen sind seit der Hochzeit der Klimawelle, die nahtlos die Corona-Panik abgelöst hat, omnipräsent. Angesichts der riesigen Schwierigkeiten in denen Europa und vor allem Deutschland mit der „Energiewende“ stecken, lohnt es sich, näher hinzuschauen, was diese Streifen eigentlich besagen.
Sie waren die Ikone der Klimaretter Die sehr suggestiv von kalt nach warm verlaufenden Temperaturstreifen zierten T-Shirts, Fahnen, Tassen, dann Straßenbahnen und natürlich den Twitter-Hintergrund von sehr vielen selbsternannten Klima-Weltrettern. Von gefühlt der Mehrheit der Öffi-Wetterfrösche ganz zu schweigen. Es war auch so einfach: man ist auf Seiten „der Wissenschaft“ und man muss nur einen Blick auf die Klimastreifen werfen und dann ist die Sache klar. “Mir ist so heiß“ singt Marius Müller Westernhagen.
Die von mir unterstützte wissenschaftliche Unternehmung re:look climate hat sich der Frage der Vor- und Nachtteile der Klimastreifendarstellung angenommen und ich kann Ihnen garantieren, dass es Ihnen so gehen wird, wie mir.. Echte Wissenschaft ist nicht mit einem Blick direkt zu erfassen. Ein zweiter oder dritter Blick lohnt sich. Nan versteht danach sehr viel mehr, als vorher.
Aus didaktischen Gründen besteht umfangreiche Streifen-Analyse aus zwei Teilen.
Zunächst wird die Streifendarstellung gemäß der Handhabung durch ihren „Erfinder“ Ed Hawkins aus England diskutiert. Bedeutsam ist hier, dass nur die von Hawkins verwendeten Temperaturdaten der letzten bis zu 150 Jahre diskutiert werden. Durch genaues Analysieren der verschiedenen Details wird deutlich, dass selbst mit diesen Eingangsvoraussetzungen der Eindruck, den die Daten hinterlassen, sehr deutlich von der Art der Darstellung abhängt. Die re:look climate zeigt gut nachvollziehbar, dass die von Hawkins letztlich gewählte Streifendarstellung von den möglichen Varianten nicht die optimale ist – die Darstellung ist viel zu effekthascherisch.
Trotzdem werden Sie merken, dass letztlich der initiale Eindruck immer verbleibt, selbst in der Darstellung, bei der man versucht gegenläufig zu der von Hawkins gewählten Darstellung zu agieren.
Aber das ist ja auch kein Wunder, denn im ersten Teil der Analyse bleibt die re:look climate ja bei der Randbedingung, die Hawkins gewählt hat, nämlich der Darstellung der letzten 150 Jahre. Dass man innerhalb dieser Denkvorgabe zwischen verschiedenen Regionen oder Städten wählen kann, erzeugt nur eine Illusion von Vielfalt – die Klimamechanismen sind tatsächlich global, weshalb die Kurvenverläufe im gleichen Zeitraum auch letztlich sehr ähnlich aussehen.
Calling the bluff:
Dieser Ausdruck aus dem Poker, wo der bluffende Spieler gezwungen wird, seine Karten aufzudecken erfolgt im zweiten Teil der Analyse der re:look climate.
Der eigentliche Witz an der Darstellung der Temperaturverläufe ist nicht die genaue Präsentation, sondern die Auswahl der zu Grunde liegende Zeiträume und Daten.
Es soll vorgeblich ein eingängiges Bild über das Klimageschehen vermittelt werden. Dafür ist der Zeitraum von 150 Jahre geradezu lachhaft – die lahme Erklärung, dass man sich auf gemessene Temperaturdaten stützen wollte, hält keiner Überprüfung stand: Wie in dem berühmten jüdischen Witz, der in der Wissenschaft oft verwendet wird, weil er so häufig passt: Ein Mann sucht seinen verloren Hausschlüssel unter der Laterne, aber nicht vor der dunklen Haustür – auf die Frage, warum er denn nicht dort sucht, wo der Schlüssel liegen müsste, antwortet er, dass er da sucht, wo es Licht gibt.
Klimaparameter über 150 Jahre sind fast witzlos – wissenschaftlich und politisch muss man deutlich längere Zeiträume betrachten – ob jetzt eher 1000 Jahre, 2000 Jahre oder 10.000 Jahre – diese Frage überlasse ich gerne den Fachleuten, aber ich vermute mal eine sinnvolle Antwort liegt irgendwo dazwischen.
Gibt es diese Daten nicht? Doch!
Es sind zwar „nur“ Temperaturrekonstruktionen, aber es gibt diese Daten.Und zwar in erstaunlichen Mengen. Um also in unserem Schlüsselsuchbild zu bleiben: Die ganze Straße könnte voll ausgeleuchtet werden, damit der Mann seinen Schlüssel nicht nur suchen, sondern auch finden kann.
Ed Hawkins und seine Streifenfollowerfans machen das aber nicht. Nach dem Durchsehen des zweiten Teils wissen Sie, warum. Die 2000-Jahre Rekonstruktionen und insbesondere der Temperaturverlauf über die letzten 10.000 Jahre bei Hawkins und den Klimaaktivisten nicht hoch im Kurs stehen. Diese Daten zeichnen ein ganz anderes Bild als der suggestive 150-Jahre-Rotstreifen.
Klima und Temperatur hat sich in der Vergangenheit deutlich gewandelt. Die reinen Rekonstruktionsdaten wirken übrigens sogar in der Neuzeit vollkommen unauffällig. Dieses Bild ändert sich zwar etwas, wenn man zu den rekonstruierten Datensätzen die Neuzeittemperaturmessungen anhängt, aber selbst in diesem Falle, der übrigens in der genauen Umsetzung alles andere als eindeutig ist, fällt das Neuzeitgeschehen nicht wirklich aus dem Temperaturverlauf raus.
Was können Sie daraus mitnehmen?
Erstens:
Misstrauen Sie dem ersten Eindruck! Insbesondere, wenn Ihnen wissenschaftliche Daten präsentiert werden. Denken Sie immer daran, dass man den Eindruck massiv beeinflussen kann. Auch mit Zahlen kann man wunderbar Werbung oder Propaganda betreiben – gerade mit Zahlen müssten man heutzutage vielleicht sogar sagen.
Zweitens:
Wissenschaft ist ein mühseliges und kleinteiliges Geschäft: Misstrauen Sie jedem, der Ihnen erzählt, „die Wissenschaft“ würde dieses oder jenes zeigen. Machen Sie immer den Gegencheck mit gesundem Menschenverstand und einfachen Überprüfungen. Sie werden schnell merken, dass auch Postulate, die mit großer Selbstsicherheit vorgetragen werden nicht immer einer Überprüfung standhalten.
Und der letzte Einwand: Das kollektive Bekenntnis? Der unbedingte Glaube an den drohenden Weltuntergang? Sie werden dann den verzweifelten Einwand der Gläubigen hören: Das Fehlen eines Beweises ist nicht der Beweis dafür, dass die These falsch ist!
Wenn Ihnen das vorgehalten wird, müssen Sie immer daran denken, dass dies die letzte Verteidigungslinie von Verschwörungstheoretikern und missbräuchlich agierenden Institutionen ist.
Natürlich ist die Entzauberung der Hawkins-Streifen kein Beweis dafür, dass der modellierte CO2-Weltuntergang nicht real ist, aber es ist doch umgekehrt: Wir reden ja nicht von menschlichen Gefühlen, sondern von Naturwissenschaft und Technik: Wenn es für eine Hypothese keine wirklich belastbaren Anhaltspunkte in der Realität gibt, dann ist das doch nicht das Problem der Realität, sondern der Leute, die sich gegenseitig einreden, dass die Wahrnehmung und die gefühlte Wirklichkeit über allem stehen.
Dem ist aber zum Glück nicht so: Selbst mit dem festesten Glauben wird ein Auto bei leerem Tank nicht fahren. Und daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die Tankanzeige kaputt sein könnte (also z.B. zwar richtig anzeigt, dass der Tank leer ist, aber das könnte ja ein Fehler sein) oder dass sich der Partner richtig erinnert, dass lange nicht mehr getankt wurde (Erinnerung kann trügen oder die 7 Zwerge könnte ja das Auto getankt haben). In der Naturwissenschaft und Technik gilt der Realitätstest: Egal wie fest die Einbildung ist, wenn der Schlüssel umgedreht wird und der Tank leer ist, fährt das Auto nicht los.
Zeit, den deutschen und europäischen Denktank wieder neu aufzufüllen.
Die Ära des CO2-Doomismus ist vorbei…
Teil Eins der re:look climate – Analyse:
Diskussion Klimasteifen (Teil I) (Darstellung und Referenztemperatur) (relook-climate.de)
Teil Zwei der re:look climate – Analyse:
Über TemperaturstreifenTeil 2: Der abgebildete Datenzeitraum (relook-climate.de)
„Mir ist so heiß“ – Marius Müller-Westernhagen
https://youtu.be/nOG3fNrw1Cs
(vera-lengsfeld.de)