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Geschichten oder Geschichte?

Ein KZ in Spaichingen - Was ist daraus geworden?

(gh) - Gäbe es eine Botin unterm Dreifaltigkeitsberg und Vereine nicht, die aus Geschichte Geschichten machen, die Spaichinger wüssten über ihre Vergangenheit nichts. Nichts von "Holocaust" in ihrer Stadt, wie schon herausgefundwn wurde, ja nicht einmal von einem KZ-Ehrenmal, seit das Hinweisschild mit "KZ-Ehrenmal" Schwarz auf Weiß bei der Stadtpfarrkirche entfernt wurde. Nur gelbe Wegweiser-Schilder an B14 und bei der Stadtpfarrkirche weisen noch daraufhin, dass da mal was war und nun auf schlichten schmalen Schild nur noch "Gedenkstätte" heißt.

Dort beim Friedhof neben der Stadtgärnerei, wo die Franzosen nach Kriegsende ein Steinkreuz auf einem Massengrab mit rund 30 Toten bei der Bahnlinie errichten ließen, folgte 1963  als KZ-Ehrenmal die heutige Stahlplastik von Roland Martin, das ist ein Platz, dessen Oberaufsicht nicht der Stadt obliegt. Denn schließlich war es kein Spaichinger KZ, sondern ein KZ der Mauserwerke Oberndorf, welches Hunderte von Menschen unter Leitung der SS zwischen September 44 und April 45 zur Arbeit für einen Endsieg zwang, der in totaler Kapitulation endete. Dass nun mittels einer "Gedenkstätte" mit Infotafeln unter dem fälschlichen Motto "Nie wieder Faschismus!" eine Erinnerungskultur nach Vereinsmeierart in bestimmter linksgrüner Richtung entstand, welche mutmaßlich in Störung der Totenruhe mündet, was eine Straftat ist, hat die Stadt Spaichingen zu verantworten, welche einem Verein offenbar freie Hand ließ.

Dass dort nebenan nun ausgerechnet noch ein Containerdorf für sogenannte "Flüchtlinge" aus der Dritten Welt aufgebaut wird, wofür schon Jahre gebraucht wurden, ist noch unpassender, denn vor allem Menschen aus der islamischen Welt haben mit den linken nationalen Sozialisten, die meist als Rechte angeprangert werden, auch so eine deutsche Geschichtslüge, wenig Probleme was deren Umgang mit Menschen anderen Glaubens angeht. Nun aber, will man einem neuen Kapitel aus dem Lokalblatt glauben, hat die Archäologie das Wort, und es scheint, den Spaichingern soll etwas geboten werden, denn schließlich ist, im Gegensatz zu dem Mann, der in der "Feuerzangenbowle" scherzhalber mit Radium angekündigt wird, Eintritt zu bezahlen.

Obwohl die Experten, welche da kommen sollen, um anscheinend das KZ in Spaichingen erstmals auszugraben, mit der Materie der Fakten wenig bewandert zu sein scheinen, sprechen sie doch von 100 Toten in dem Massengrab, was die Geschichte nun mal nicht hergibt. Was aber hat die Volkshochschule mit dem ganzen Kladderadatsch zu tun, die schließlich von Steuergeld lebt? "Der Vortrag findet statt im Gymnasium Spaichingen, Musikraum 117. Die Gebühr beträgt 8 Euro. Informationen und Anmeldung bei der VHS-Geschäftsstelle Spaichingen, Marktplatz 19/1, Telefon7424/92171, Mail: spaichingen@vhs-tuttlingen.de oder online unter www.vhs-tuttlingen.de".

Mit wem macht sich da Lokaljournalismus gemein, welchen Martin Hecht ,man muss es immer wieder erwähnen, zu 99,9 Prozent für Bockmist hält? Sie verkündet: "Interview: Luftbilder dokumentieren Geschichte des KZ Spaichingen". Mal ganz was Neues, solche Luftbilder waren schon 1994 in einer Ausstellung zu sehen, welche von über 2000 Menschen besucht wurde. (Eröffnungsrede von Jochen Kastilan, heute verantwortlich für die NBZ, der  die Ausstellung konzipierte, siehe unten).  "Christian Bollacher und Attila Dézsi sichern im Auftrag des Regierungspräsidiums Spuren. - Das KZ Spaichingen (hier eine Aufnahme des Geländes kurz nach dem Krieg) befand sich dort, wo heute Rathaus, Marktplatz und Busbahnhof liegen. (Foto: Gewerbemuseum)". Hierfür 8 Euro Eintritt? Und gleich geht es los in die Hos - der Geschichten, die nicht wahrer werden durch Wiederholung. "In Baden-Württemberg gab es etwa 35 Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler, eines davon in Spaichingen. Ein Forschungsprojekt des Landesamts für Denkmalpflege beschäftigt sich mit der denkmalfachlichen Evaluierung dieser Außenlager und Arbeitsstätten. Die Projektverantwortlichen, Christian Bollacher und Attila Dézsi, berichten am Dienstag, 27. Juni, um 19 Uhr über ihre Spurensuche an den historischen Orten des KZ-Komplexes Natzweiler. Redaktionsleiterin Regina Braungart hat im Vorfeld mit den beiden unter anderem darüber geredet, wie mit unterschiedlichen Methoden (Luftbildanalyse, Geophysik, Ausgrabungen) die noch vorhandenen materiellen Spuren gesichert werden".

Wie schon erwähnt, war es ein KZ derMauserwerke, die zu nennen st‌ets vergessen wird, an der Stelle des heutigen neuen Stadtzentrums und nicht dort, wo ein Verein eine "Gedenkstätte" sich errichtet hat. Wo wollen nun gegen Eintrittsgeld Ausgräber des Regierungspräsidiums Geschichte ausbuddeln? Wenigstens sollte den Repräsentanten neuer Spaichinger Geschichte bekannt sein, dass es das sogenannten Stammlager Natzweiler-Struthof in den Vogesen nicht mehr gab, weil deren Leitungsmannschaft in den Raum Stuttgart umgezogen war. Allerdings wurde das KZ weiterbetrieben von den Franzosen, nun allerdings mit anderen Insassen. Diese Geschichte auzuschrieben, ist bis heute vergessen worden.

Fragt-sie: "Herr Christian Bollacher, Herr Attila Dézsi, Sie arbeiten in einem spannenden Projekt an der Sicherung von Spuren der KZ-Außenlager des Stammlagers Natzweiler in Baden-Württemberg - selbst wenn diese an der Oberfläche gar nicht mehr zu sehen sind. Was genau machen Sie da?" Sagen-sie: "Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stutgart hat generell die Aufgabe, alle Kulturdenkmale im Land in einer Liste zu erfassen. Im Themenbereich des nationalsozialistischen KZ-Terrors ist dies bisher noch nicht in systematischer Weise erfolgt, weshalb wir uns diesem Aspekt seit 2018 in einem eigens konzipierten Projekt widmen. Wir stellen uns dabei die Frage: Wo liegen die Schauplätze dieser NS-Verbrechen in Baden-Württemberg und gibt es dort noch Spuren oder Relikte, die von den Geschehnissen Zeugnis ablegen? Dabei kann es sich um bauliche Reste der zirka 35 Natzweiler-Außenlager selbst, aber auch um Relikte der Orte handeln, an denen Häftlinge zur Zwangsarbeit herangezogen wurden. Meist handelte es sich dabei um Einrichtungen der Kriegswirtschaft und Rüstungsindustrie". Mauserwerke Oberndorf zum Beispiel, nur so mal zur Erinnerung, die offenbar fehlt.

Was werden sie vorweisen können außer den bekannten Luftbildaufnahmen der Alliierten? "Nach der Luftbildentzerrung geht es im Gelände weiter. Manchmal sind dort alle Spuren durch die Nachkriegsbebauung zerstört, wodurch sich weitere Arbeit erübrigt. Andernorts sind die Lagerbaracken längst Acker oder Grünland gewichen. In diesem Fall geben wir allerdings noch nicht auf, sondern machen uns mit dem Bodenradar auf die Suche nach Gebäudefundamenten. Meistens werden wir dabei fündig. Zwei Testgrabungen, die wir im Rahmen des Projektes ans solchen Stellen durchführen konnten, haben gezeigt, dass Barackenfundamente und Lagerinfrastruktur auch dann noch recht vollständig überliefert sein können, wenn oberflächlich nichts mehr an die dunkle Vergangenheit des Ortes erinnert. Es gibt aber auch noch etliche erhaltene Lagergebäude im Land". Das wär's dann wohl mit Spaichingen. Oder?

"Historisch überliefert ist der Einsatz von Zwangsarbeiterinnen für Rüstungsbetriebe in Spaichingen - die Geschichte der Verschleppung und Zwangsarbeit erreichte mit der Errichtung des KZ Spaichingen im September 1944 einen Tiefpunkt. Viele der bis zu 400 KZ-Häftlinge wurden in nahen Baustellen zur Arbeit gezwungen und starben an Unterversorgung, sowie an den Gewaltexzessen der Wachmannschaften. Etwa hundert Häftlinge wurden in einem Massengrab nahe des Lagers verscharrt. Aus der Analyse von Luftbildern vom Ende der Kriegszeit konnten wir ermitteln, dass nur vier der fünf Baracken des Lagers fertiggestellt wurden. Noch im Jahr 1968 bestanden zwei der Lagergebäude, heute ist das Areal des Außenlagers vollständig in Neubauten aufgegangen - dadurch sind auch mögliche materielle Hinterlassenschaften im Boden kaum mehr zu erwarten". Das war's. Was soll Zeitung sein? Aktuell, umfassend und wahrhaftig berichten. Für 8 Euro? Wunder gibt es immer wieder. Oder hat doch Lec recht: "Geschichte lehrt, wie man sie fälscht"? Zwangsarbeiterinnen im KZ in Spaichingen? Hier fliegen auch die Begriffe durcheinander. Es gab Zwangsarbeiter in Spachingen, z. B. aus Frankreich, und es gab die Insassen des KZ.

Zum Gedenken
KZ in Spaichingen 1944 – 1945
Erinnerungsstunde und Ausstellung
Jochen Kastilan, 20.11.1994

Begrüßung, u.a. MP E. Teufel, BM A. Teufel, ihre Frauen, Abgeordnete

Der Luxemburger Jean-Perre Hippert hat mir in diesen Tagen einen Brief geschrieben. Vorausgegangen waren etliche Telefongespräche. Der erste Satz lautet: „Ich breche mein Schweigen, das ich seit meiner Internierung im KZ nun 50 Jahre bei mir trage.“

Dieser Mann, fast 80 Jahre alt, hat die letzten Monate des Krieges als Häftling des Konzentrationslagers in Spaichingen durchlitten und überlebt. Seither hat er nie mehr deutschen Boden betreten. Wir müssen das respektieren und versuchen, es zu verstehen. Sein Verbrechen war gewesen, für Freiheit und Demokratie seiner Heimat einzutreten.

Unter uns ist heute ein Mann aus Luxemburg, der die Greuel der Konzentrationslager auch überlebt hat. Ich begrüße sehr herzlich Ernest Gillen! Er ist Vizepräsident der ehemaligen Luxemburger Häftlinge des KZ Natzweiler-Struthof, zu dem das KZ in Spaichingen gehörte, und er ist Mitglied des Nationalrats des Widerstands in Luxemburg. Er wird anschließend zu Ihnen sprechen.

Diese Woche bekam ich von Spaichingern die eine oder andere persönliche Aufzeichnung, welche sich auf das KZ in Spaichingen bezieht. Ein Mann berichtet, wie er nach Kriegsende als Gefangener Zwangsarbeit in der Sowjetunion leisten mußte.

Was hat das mit dem KZ hier zu tun, werden Sie vielleicht fragen. Nun, er ist 1948 im Zusammenhang mit einem Verhör brutal mißhandelt, als Faschist beschimpft und eingesperrt worden. 1946 hatte er sein einziges Lebenszeichzen in die Heimat, nach Spaichingen, senden dürfen. Und nun wurde er damit konfrontiert, aus einer Stadt zu kommen, in der ein KZ war. Er widersprach guten Glaubens, denn im Sommer 1944, als er zuletzt Heimaturlaub hatte, konnte er von einem KZ hier noch nicht wissen.

Das, was Menschen vor 50 Jahren mitmachen mußten, und was kaum in Worte zu fassen ist, läßt sie bis heute nicht los. Erst jetzt brechen Krusten langsam auf. Vor fast 13 Jahren habe ich begonnen, über dieses Lager hier zu forschen. Angesichts dessen, was wir für die heutige Ausstellung zusammentragen konnten, es kam ständig etwas dazu, muß ich sagen: Dieses Thema kann noch nicht abgeschlossen werden. Und es darf auch nie abgeschlossen sein. Auch wenn die letzten Zeitzeugen nicht mehr leben, werden wir dieses Menetekel über die Gewalt, die Menschen hier Menschen angetan haben, nicht auslöschen können.

Wie ist es passiert? Wie hat das geschehen können? Wir werden keinen ausreichenden Grund finden. Jeder wird mit seinem Gewissen für sich nach Erklärungen suchen müssen. Es gibt keine standardisierten Antworten.

Jetzt, 50 Jahre danach, müssen wir uns als Deutsche und als Spaichinger die innere Freiheit zutrauen, die volle Grausamkeit der Verbrechen, die in jüngster Vergangenheit von Deutschen begangen wurden, zu erkennen. Wer, wie dieser Spaichinger 1948 in sowjetischer Gefangenschaft gelitten hat, wird vielleicht am ehesten begreifen können, was hier mit Menschen geschehen ist. Es gibt in dieser Stadt noch viele Menschen, Deutsche, die ähnlich wie Jean-Pierre Hippert als Luxemburger, persönliches Unrecht erfahren haben wegen ihrer Nationalität oder weil sie für andere büßen mußten. Und natürlich gibt es überall auf der Welt, Sie brauchen ja nur die täglichen Nachrichtenbilder anzuschauen, Opfer der Gewalt. Die Gewalt ist permanent. Aber, und da lasssen Sie mich den ersten Bundespräsidenten, Theodor Heuß zitieren: „Unrecht und Brutalität der anderen zu nennen, um sich darauf zu berufen, das ist das Verfahren der moralisch Anspruchslosen, die es in allen Völkern gibt.“

Gedenktage wie der heutige, auch wenn er nicht im Kalender steht, liegen wie Stolpersteine der Vergangenheit auf unserem Weg in die Zukunft. Wir können sie einfach umgehen und rechts oder links liegenlassen. Wir können ewig an ihnen hängenbleiben und nicht weiterkommen, wir können sie aber auch als Besinnungspause nutzen.

Erinnern wir uns: Es war kein Spaichinger KZ, das hier von September 1944 bis April 1945 stand, sondern ein KZ in Spaichingen. Trotzdem berührt es uns, geht es uns etwas an. Die einzigen sichtbaren Spuren finden wir nicht dort, wo es errichtet war, sondern abseits des Friedhofs an den Bahngleisen. Das Mahnmal des Tuttlinger Bildhauers Roland Martin - er hat uns für diesen Tag das Modell zur Verfügung gestellt – erinnert an die Opfer der Gewalt, verscharrt in einem Massengrab. Bürgermeister Albert Teufel hat am letzten Sonntag zum Volkstrauertag dort einen Kranz niedergelegt, der „Liederkranz“ hat ein Lied gesungen.

In diesem Zusammenhang gestatten Sie mir an Verwaltung und Gemeinderat gerichtet eine Bitte: Machen Sie es möglich, daß eine Informationstafel aufgestellt wird, damit Besucher erfahren, wofür dieses Denkmal steht.

Wir sind heute in der guten Stube der Stadt, wie der Festsaal des Gewerbemuseums immer genannt wird. Mir scheint, wir rücken die Schrecken der Vergangenheit im Gedenken an den richtigen Ort. Denn dort, wo heute das Herz der Stadt schlägt, wo ein wichtiger Teil des neuen, größeren Spaichingen entstanden ist, mit Rathaus, Martin-Luther-Haus, Post, Busbahnhof, Geschäften, Büros und Wohnungen, war dieses Lager! Nach ein paar Jahrhunderten, vielleicht, mag an diesem Ort nur noch die Legende bleiben von einem unheimlichen Geschehen.

Wer dort durch mußte, wird dies sein Leben lang nicht vergessen. Wer hier Angehörige verloren hat, auch nicht. Fühlen wir mit ihnen. Erst Mitmenschlichkeit macht den Menschen aus. Solche Mitmenschlichkeit hat es auch in den schlimmen sieben Monaten des KZ in Spaichingen gegeben. Einzelne wenige haben sich bemüht, den Elenden dieses KZ zu helfen, selbst in Gefahr, drangsaliert oder heineingesteckt zu werden.

Der Mensch, die Menschheit, das ist etwas Abstraktes, etwas Statistisches. Wie die Zahlen von Häftlingen und Toten. Völlig unverbindlich. Aber Menschlichkeit ist ein individuelles Sich-Verhalten, ein einfaches Sich-Bewähren gegenüber dem anderen, welcher Religion, Rasse, Stand, welchen Berufes auch immer.

Aus dem unmittelbar Erlebtem heraus hat am 22. September 1946 der damalige kommissarische Bürgermeister Matthias Weber gesagt: „Wir stehen heute an einem Wendepunkt unseres politischen Lebens. Wenn wir Rückschau halten, so nur deshalb, uns klar darüber zu werden, wie unheilvoll sich unsere politische Unreife und Mutlosigkeit ausgewirkt haben in den letzten 13 Jahren.“

Diese Worte sind ebenso beeindruckend, weil echt, wie die des Regierungspräsidenten Birn, als er 1963 das KZ-Ehrenmal einweihte. Er sagte: „Wo wir hinrühren, sind Wunden, die nicht verheilt sind. Haben sich nicht viele Schweigen vorzuwerfen, wo sie hätten sprechen müssen, weggesehen, wo sie hätten helfen sollen?“

Spurensuche nach dem, was noch gar nicht lange zurückliegt, gestaltet sich oft schwieriger, als wenn wir herauszufinden versuchen, was vor viel längerer Zeit hier Kelten, Römer, Alemannen angestellt haben. Es gibt nämlich noch Menschen, die auf die eine oder andere Art und Weise betroffen, verstrickt waren. Wie schwer es ihnen immer noch fällt, damit zurechtzukommen, erfahren wir heute noch.

Was wir heute wissen, und was wir mit dieser Ausstellung in Erinnerung rufen wollen, ist, daß hier, als der Krieg verloren war, eines von über 70 KZ auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württembergs eingerichtet wurde, um die Kriegsmaschinerie des Dritten Reiches zu füttern. Vernichtung durch Arbeit. Aus zahlreichen Ländern wurden Menschen hierher gebracht, in primitive, schnell errichtete Baracken gesteckt und auf menschenverachtende Weise „verbraucht“.

Was im Mai 1944 geplant war, um die Metallwerke Spaichingen (spätere Anm.: dahinter verbargen sich die Mauserwerke Oberndorf) als Rüstungsbetrieb hochzuziehen im Gewann Lehmgrube, war im September bereits Makulatur. Hier sollte ein Lager mit vier Baracken entstehen in dem Platz für 600 Arbeitssklaven gewesen wäre. Sogar an eine Versorgungsbaracke und an einen Luftschutzkeller wurde gedacht. Letztlich standen eine zweistöckige und zwei einstöckige Baracken, eine davon zum Kriegsende erst im Rohbau fertig. Durchschnittlich waren 300 bis 400 Menschen hier eingesperrt. Sie erlebten hier die Hölle. Hunger, Krankheit, Entkräftigung und Mord rafften rund 160 Menschen dahin, wieviele genau, werden wir nie wissen. Ein Mensch bedeutete damals wenig. Die Metallwerke, die sie aufbauen sollten, gingen nie in Produktion.

Diese Veranstaltung heute ist eine Privatinitiative. Ich danke allen, welche geholfen haben, sie zu ermöglichen: der Stadtverwaltung, dem Gewerbemuseum, dem Heimatverein, der Volksbank, welche uns finanziell unter die Arme gegriffen hat, dem Autohaus Wedam, ich danke allen, welche auf die eine oder andere Weise uns unterstützt haben in den letzten Tagen der Zusammenstellung der Ausstellung. Ebenso erwähne ich Herrn Opfermann vom Gymnasium Balingen, dem wir für diese Ausstellung Exponate der am letzten Sonntag zu Ende gegangenen Ausstellung in Balingen über die sieben KZ zwischen Rottweil und Tübingen verdanken. Dank gilt auch Herrn Georg Fehrenbacher und Anja Gerteis, die uns musikalisch heute begleiten. Sie hörten bereits von J. Massenet „Meditation de Thais“. Sie spielen nachher noch „Sarabande“ von J. S. Bach und am Schluß „Nocturne“ von S. Baulanger.

Die Bilder und Dokumente hier können uns helfen, nachzudenken über die Vergangenheit. Zweifel, ob der Mensch je aus der Geschichte lernt, sind durchaus berechtigt. Der Umgang mit ihr bietet uns immerhin die Chance dazu. Schauen wir nach vorne, wenn wir in die Zukunft gehen, aber lassen wir die Vergangenheit mit ihren Stolpersteinen nicht aus dem Auge, damit sich Vorgänge jener Zeit der Unfreiheit und des Terrors nie wiederholen. Geben wir deshalb der Erinnerung immer wieder eine Chance, so schmerzlich sie auch sein mag.
Die Würde den Menschen ist unantastbar!

 

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