Kommunalpolitik "grüne Lunge wie Klettern und Balancieren im Wald"
(nbz) - Es klingt wie ein Lied von Heintje: "Ich bau dir ein Schloss so wie im Märchen / Da wohn ich mit dir dann ganz allein / Ich bau dir ein Schloss, wenn ich einst groß bin / Da kannst du dann froh und glücklich sein". Der Spaichinger Bürgermeister Markus Hugger ist schon groß, und noch größer ist, was sich die Verwaltung zu dem Jahrhundertbau eines Hotels (Bild oben) hat einfallen lassen. Oder haben die Besitzer des im Bau befindlichen Objekts an der Hauptstraße (B14) die Verwaltung dies einfallen nach einem Tête-à-tête mit dem Bürgermeister bei einem Mittagessen im "Kreuz"?
So klingt es wie von Heintje, was in der Vorlage für eine öffentliche Sitzung des Gemeinderats um heutigen Montag steht. Laut Gesetz müsste das vorher der Öffentlichkeit zugänglich sein, aber möglicherweise hat die Spaichinger Stadtverwaltung sich ihre eigenen Regeln geschaffen. "Das Q" soll das Häusle heißen, wenn es fertig ist. Q wie quer oder Don Quijote? Q wie Qualität haben sich Altmedien schon für das vergeben, was sie Qualitätsjournalismus nennen.
Ein Schlössle haben sich die Spaichinger in der Vergangenheit in aller Bescheidenheit gegönnt, anderswo würde man den Bau für eine große Scheune halten. Früher hauste darin die Oberamtsverwaltung, heute die Polizei. Zu früh ausgelacht hat die Botin von unterm Dreifaltigkeitsberg die Antwort, als sie jüngst Künstliche Intelligenz bemühte, um zu testen, ob Spaichingen dort ein Begriff ist. Und so schlagzeilte sie: "Künstliche Intelligenz - ChatGPT erfindet für Spaichingen ein Schloss - und macht schlechte Witze". Mit etwas Heimatkunde nach 23 Jahren redaktionell vor Ort hätte sie wissen müssen, dass in einem wirtschaftlich armen Gebiet die Leute keinen Hang hatten und auch kein Geld, richtige prächtige Schlösser zu bauen wie andernorts. "Die Beschreibung des Oberamts Spaichingen von 1876: "Die 1683 erbaute Oberamtei, mit Hof und Garten; sie liegt an der Hauptstraße, nicht weit von der Kirche, war früher die vorderösterreichische Obervogtei, ist ein dreistockiges, ganz aus Stein mit starken Mauern aufgeführtes Gebäude und wird auch das 'Schloß' geheißen. Heute amtet darin die Polizei. Für Qualitätsjournalismus könnte KI ein Weg sein, noch mehr Personalkosten zu sparen, wenn Leser schon selbst Zeitung machen dürfen.
Um was geht es in dem Lied "Ich bau mir ein Hotel"? Die Verse stehen in der Gemeinderatsvorlage. Nun braucht ein Hotel Parkplätze, außerdem ist von einem Biergarten die Rede, obwohl auf dem in Frage kommenden Gelände versehentlich die Bäume umgelegt wurden (Bild unten). Wäre nicht auch "Schattenfreiheit"ein Angebot, um Tourismus nach Spaichingen zu locken?
Zuletzt gab es diese Versuche mit spektakulären Veranstaltungen wie Bergrennen für Silberpfeile - unter den linken nationalen Sozialisten, welche von Null auf 350 Mitglieder 1938 sich eines enormen Zulaufs im Zentrum-Zentrum erfreuen konnten. Dies mag zwar an den heutigen Erfolg unter grünen Sozialisten erinnern, wenn gleich deren Fraktion nur aus zwei Mitgliedern besteht plus einem ausgetretenen Solisten, dem "cdu"-Bürgermeister und Fraktionsvorsitzendem im Kreistag schlägt ein "grünes Herz". Das beantwortet aber nicht die Frage: ein Hotel- und sonst nichts? Nun ist Gönnerschaft der Stadt dran, denn das Drumherum gehört der Bürgerschaft.
Es geht um Wohlfahrt, um Sozialismus, alle für einen. Nennt sich unter Punkt 6 der Sitzung "Außenanlagen beim Hotel Hauptstraße 91-93 Spielplatzgestaltung. I. Sachverhalt - Im hinteren Areal des Hotels 91-93 soll, wie ursprünglich angedacht, ein Aufenthaltsort für Familien, Kinder sowie Jugendliche entstehen. Eine Planung sieht hier einen naturnahen Spielplatz sowie Aktionsfläche und Rückzugsbereiche vor". Vor dem Hotel hat der Bürgermeister im Widerspruch zum Gemeinderatsbeschluss "Tempo-30-Schilder entlang der Hauptstraße aufstellen lassen, den Gemeinderat scheint solche Entmachtung nicht zu stören, und dahinter nun Remmidemmi mitten in der Stadt?
Ein großer Spielplatz nicht weit entfernt im Stadtgarten steht zukünftigen jugendlichen Gemeinderäten schon zur Verfügung. Auch sonst herrscht kein Mangel an solchen Kultureinrichtungen, welche selbstverstndlich mit Natur nichts zu tun haben, schon gar nicht mit Wald, wie ihn sich ein Rathaus auf Bürokratendeutsch vorstellt mitten in einer Kleinstadt: "Die Idee des Spielplatzes ist, das Thema Klettern und Balancieren, wie es in einem Wald möglich ist, aufzunehmen". Wenn nicht gerade ein stadtnaher Wald Mountainbikern als Sportplatz dient.
Die Kosten für den ganzen Klimbim werden auf 165 000 Euro geschätzt, wobei die Stadt mit Unterstützung des deutschen Steuerzahlers rechnet: "60 % der Summe förderfähig, da als "Erholungsfläche" in einem Sanierungsgebiet liegend. Lustige Nämele hat sich die Verwaltung auch schon ausgedacht wie "S'Primgärtle" oder "Primtalgärtle". Oder sogar "Garten am Q", um für diese Natur in einer Stadt im grünen Tal den richtigen Bezug herzustellen. Das Klima muss hierfür herhalten, obwohl eine langejährige Wetterstatistik für den Platz in der Vorlage fehlt.
Klima geht als Bürger-B'scheißerle immer: "Durch den naturnahen Spielplatz und die Bepflanzung mit einheimischem Gehölz wird die Stadt Spaichingen dem beschlossen Klimapakt gerecht". Ist das auch Unsinn, so hat es doch System. Dieser Punkt ist erst danach dran. Nicht zu vergessen ist ein prächtiger Zugang zu dieser "zentralen kleinen grünen Lunge" auf Stadtkosten neben einem Hotel: "Damit der 'Haupteingang' zum Spielplatz neben Gebäude 91 attraktiv und einladend wirkt, ist ein Sichtschutzzaun zu den Mülltonnen des Nachbargebäudes geplant. Für ein harmonisches Gesamtkonzept wird eine Zuwegung - (was ist das?) - mit dem gleichen offenporigen Pflaster wie die Zufahrt zum Parkplatz versehen..." So geht Kommunalplitik grüne Lunge mit grünem Herzen wie Klettern und Balancieren im Wald. Mitten in einem Wohngebiet. Wo bleibt da der Lärmschutz?