Springe zum Inhalt

Germanistan

In diesem utopischen Land haben die Menschen verstanden, dass Vielfalt in Verschiedenheit Stärke ist

Von David Cohnen

In den Vereinigten Staaten von Europistan gibt es ein Land, das als leuchtendes Beispiel für demokratische Toleranz und Weltoffenheit gilt: Germanistan. Hier sind die Menschen aufgeschlossener und bunter als der Regenbogen. In diesem kleinen Paradies wird die Demokratie großgeschrieben, und Toleranz ist nicht nur ein Schlagwort, sondern ein Lebensmotto.

In Germanistan wird jeder, der ins Land kommt, mit offenen Armen empfangen. Egal, ob Tourist, Migrant oder intergalaktischer Besucher – alle sind willkommen. Die Bewohner sind überzeugt, dass die Vielfalt Europistans die wahre Stärke des Kontinents ist. Daher haben sie kurzerhand beschlossen, dass jeder Zutritt zu Europistan und seinen Teilstaaten haben kann. Visa? Grenzkontrollen? Das sind Begriffe, die in Germanistan aus dem Wortschatz gestrichen wurden.

Aber das ist noch nicht alles. Jeder, der in Germanistan ankommt, erhält sofort volle Bürgerrechte. Es gibt keine Wartefrist, keine bürokratischen Hürden. Ein einfacher Händedruck und schon ist man vollwertiges Mitglied der Germanistanischen Gesellschaft. Man stelle sich vor, wie einfach das Leben sein könnte, wenn überall auf der Welt solch eine Offenheit herrschen würde.

In Germanistan hat die Demokratie eine besondere Note. Hier finden nicht nur regelmäßige Wahlen statt, sondern die Bürgerinnen und Bürger bestimmen auch über die wichtigsten Belange des Landes. Mit Leidenschaft diskutieren sie Themen wie die Farbe der Straßenschilder oder die Frage, ob der lokale Dönerladen auch vegane Döner anbieten sollte. Die Meinung eines jeden zählt – schließlich ist Toleranz keine Einbahnstraße.

In diesem utopischen Land haben die Menschen verstanden, dass Vielfalt nicht nur im Essen, sondern auch in den Ansichten und Lebensstilen liegt. Egal, ob man sich für traditionelle Bratwurst oder exotische Falafel entscheidet – in Germanistan lebt man nach dem Motto: "Verschiedenheit ist unsere Stärke."

Germanistan, wird oft, als das Musterbeispiel für demokratische Toleranz und Weltoffenheit dargestellt. Doch beim genaueren Hinsehen entpuppt sich dieses Utopia als Paradies nur für diejenigen, die mit der vorherrschenden Meinung konform gehen.

In Germanistan ist die Demokratie ein wenig eigenwillig. Hier darf jeder mitreden und seine Meinung kundtun – solange es die allgemein akzeptierte Meinung ist. Abweichende Ansichten werden nicht nur missbilligt, sondern stoßen auf vehemente Intoleranz. Die Toleranz hört also dort auf, wo jemand eine andere Vorstellung von Demokratie, Weltoffenheit und Toleranz hat.

Die Weltoffenheit in Germanistan gilt also nur für diejenigen, die die gleichen Werte und Überzeugungen teilen. Wer es wagt, einen anderen Standpunkt zu vertreten, wird schnell merken, dass die Toleranzgrenze erreicht ist. Da bleibt dann nicht viel Raum für eine offene Diskussion, und Demokratie wird plötzlich zu einem Privileg derer, die im Einklang mit der vorherrschenden Meinung stehen.

In diesem scheinbaren Paradies kann man also nur dann die Vorzüge der Demokratie, Weltoffenheit und Toleranz genießen, wenn man sich brav den bestehenden Überzeugungen anschließt. Ein bisschen wie auf einer Party, bei der nur die eingeladen sind, die denselben Musikgeschmack haben. Diejenigen mit einer anderen Playlist werden vor die Tür gesetzt.

Die Frage bleibt also: Kann man wirklich von Demokratie und Toleranz sprechen, wenn sie nur für die Gleichgesinnten gelten? Vielleicht sollte Germanistan noch einmal überdenken, ob echte Demokratie nicht auch das Recht auf eine abweichende Meinung beinhaltet. Denn nur so kann aus einem Utopia eine wirklich offene Gesellschaft entstehen, in der Vielfalt nicht nur als Schlagwort dient, sondern gelebt wird.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert