Nach dem Regen: Ertragseinbruch bei Sommergerste und Hafer
Nach den zweiten vorläufigen Ergebnissen der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) zeichnet sich ein schlechteres Bild der Getreideernte 2023 in Baden-Württemberg als bislang angenommen ab. Dies begründet sich in der regenreichen zweiten Erntephase, nach der vor allem Sommergerste und Hafer schlechte Erträge bis hin zu Totalausfällen lieferten.
Insgesamt erwartet das Statistische Landesamt zum jetzigen Stand eine Getreideernte (ohne Körnermais) von 2,73 Millionen Tonnen (Mill. t). Die Ernte des Vorjahres und das Mittel der letzten sechs Jahre würde damit um 5 % unterschritten.
Bei Wintergerste und Winterraps veränderten sich die Erträge gegenüber der Einschätzung Mitte August durch den fast vollständigen Probeneingang kaum:
Bei Wintergerste bleibt es bei dem ermittelten Ertrag von 6,9 Tonnen je Hektar (t/ha). Das liegt leicht unter dem Mittel der vergangen sechs Jahre (2017-2022: 7,0 t/ha) und etwas deutlicher unter dem guten Vorjahreswert von 7,3 t/ha. Die Erntemenge 2023 beläuft sich somit auf rund 576 000 t (2022: 600 000 t). Bei Winterraps befindet sich der Ertrag nun auf einem Niveau von 4,1 t/ha. Damit liegt er weiterhin knapp unter dem hohen Vorjahreswert (4,2 t/ha), aber leicht über dem Sechsjahresmittel (3,9 t/ha). In Verbindung mit einer deutlich ausgeweiteten Anbaufläche (+11 %) beläuft sich die Erntemenge somit auf 214 000 t, das sind 8 % mehr als letztes Jahr (198 000 t).
Bei den späteren Getreidekulturen liegt mittlerweile ein Großteil der Ergebnisse vor und bis zum endgültigen Ergebnis sind lediglich kleine Änderungen zu erwarten.
Bei der wichtigsten Feldfrucht, Winterweizen, zeigt sich ein wenig veränderter Ertrag von 7,4 t/ha, das sind weiterhin nur 2 % weniger als letztes Jahr sowie im sechsjährigen Mittel. Auch die sich daraus berechnete Erntemenge von 1,56 Mill. t bewegt sich in einem ähnlichen Rahmen wie 2022 und im Sechsjahresmittel. Erste Qualitätsanalysen belegen allerdings niedrigere Fallzahlen, Proteingehalte und Hektolitergewichte. Bei Triticale geht der Ertrag leicht zurück auf 7,0 t/ha. Damit liegt er weiterhin in einem ähnlichen Bereich wie letztes Jahr (7,2 t/ha) sowie im Sechsjahresmittel (6,9 t/ha). Aufgrund der gesunkenen Anbaufläche (−13 %) reduziert sich die Erntemenge um 16 % (133 000 t).
Bei den Sommergetreidearten sind die Erträge seit der letzten Schätzung deutlich nach unten gegangen. Es wurde vermehrt von Unwetterschäden, Lager, Auswuchs und schlechten Qualitäten berichtet. Der ermittelte Ertrag von Sommergerste liegt mit nun 4,8 t/ha stärker unter dem Mittel der letzten sechs Jahre (5,8 t/ha) sowie unter dem Vorjahreswert von 5,6 t/ha. Die Erntemenge unterschreitet somit voraussichtlich 300 000 t und läge dementsprechend stärker unter Vorjahresniveau (343 000 t) als zunächst erwartet. Der Verlauf der eingegangenen Meldungen zeigt die Auswirkungen der zweigeteilten Ernte am Beispiel Sommergerste deutlich: Im Juli gedroschene Probefelder erreichten im Schnitt einen deutlich höheren Ertrag (ca. +1,9 t/ha) als später gedroschene.
Hafer seit 40 Jahren erstmals wieder unter 4 t/ha
Bei Hafer haben die Trockenheit und die verzögerte Ernte am meisten Spuren hinterlassen. Der Ertrag liegt mittlerweile bei 3,8 t/ha, das sind gut 30 % weniger als letztes Jahr (5,5 t/ha) und liegt auch deutlich unter dem sechsjährigen Mittel (5,1 t/ha). Trotz leicht erhöhter Anbaufläche (+8 %) wird die Erntemenge mit 71 000 t demnach um ein Viertel kleiner ausfallen als 2022. Einen ähnlich schlechten Haferertrag gab es zuletzt 1983, vor genau 40Jahren.
Erste Körnermaisschätzung
Bisher liegen aufgrund der Witterung noch keine Körnermaiserträge aus der BEE vor. Laut ersten Schätzungen im Rahmen der Ernteberichterstattung bewegt sich der Körnermaisertrag momentan bei etwa 8,7 t/ha. Das ist 1 % weniger als letztes Jahr und 15 % weniger als im Sechsjahresmittel (10,2 t/ha). Letztes Jahr lag die erste Körnermaisschätzung allerdings ebenfalls weit unter dem endgültig festgestellten Ertrag, darum kann es hier erfahrungsgemäß noch zu (größeren) Änderungen kommen.
(Statistisches Landesamt)