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Willkür ausgeliefert?

Der “Tag der Arbeit” verkommt immer mehr zum Hochfest der Linksextremisten

Von Michael van Laack

Was ist nur aus der Katholischen Kirche geworden und ihren Arbeiter- bzw. Arbeitnehmer-Verbänden wie z. B. der KAB? 1955 setzte Papst Pius XII. einen neuen Feiertag in den weltkirchlichen Festkalender ein: “Josef der Arbeiter”. Diese Entscheidung bildete den sichtbaren liturgischen Höhepunkt des vom Papst zuvor ein Jahrzehnt nach vorn getriebenen Engagements der Katholiken in Gewerkschaften und anderen Arbeitermilieus.

Die Kirche – so Wille und Plan Pius XII. – sollte den Kommunisten und Sozialisten nicht kampflos die Arbeiterschaft überlassen: Verstaatlichung verbunden mit kontinuierlich wachsender Abschöpfung der täglichen Arbeitsleistung und niedrigen Einheitslöhnen, wie sie in den rein kapitalistischen Systemen des Westens nicht einmal in der Nachkriegszeit üblich waren.

Die Welt der Arbeit muss wieder in die Kirche hineingeholt werden
Vieles von dem, was Pius XII. in zwei Reden vor Arbeitern im März 1945 und Mai 1955 gesagt hat und was ich hier ineinander verwoben und teilweise verschmolzen darstellen möchte (es handelt sich also nicht um pures Zitieren, auch wenn es sich so liest), lässt sich 1:1 auf die heutige Zeit übertragen. Manches aber zeigt auch den Unterschied auf zwischen der Kirche heute und jener vor mehr als 70 Jahren:
1955 war der Josefstag ein “Fest 1. Klasse” in einer Kirche, die entschlossen war, den radikalen humanistischen und atheistischen Kräften innerhalb und außerhalb von Parteien und Gewerkschaften nicht kampflos das Feld zu überlassen und sich vor die Arbeitnehmer bzw. an deren Seite zu stellen.

1969 wurde der Tag auf das unterste Liturgie-Level “nicht gebotener Gedenktag” herabgestuft in einer Kirche, die seitdem von Jahr zu Jahr mehr lediglich in Sonntagsreden und noch dazu sehr leise Missstände kritisiert, sich aber faktisch dem sozialistisch-kapitalistischen System und der im Kern christenfeindlichen Regierung klaglos unterwirft, von ihm nicht wenig profitiert und deshalb dem Kaiser auch jene Münzen gibt, auf denen er nicht abgebildet ist.

Nun ist es an der Zeit, Eugenio Pacelli (den Papst, den Himmler gern persönlich erschossen hätte), zu Wort kommen zu lassen:

Gerechtigkeit hat viele Feinde
Die Freiheit der Wirtschaft ist nicht weniger vom Mo­nopol oder der wirtschaftlichen Despotie einer anonymen Anhäu­fung von Privatkapital bedroht als von dem Machtübergewicht or­ganisierter Massen, die bereit sind, ihre Gewalt zum Schaden der Gerechtigkeit und des Rechts anderer zu gebrauchen.

Jetzt ist die Zeit gekommen, die leeren Phrasen aufzugeben und an eine neue Ordnung der Produktivkräfte des Volkes zu denken. Das heißt, die Menschen müssen über der Unterscheidung von Arbeitgebern und Arbeit­nehmern jene höhere Einheit sehen und anerkennen, die alle unter­einander verbindet, die an der Produktion mitarbeiten. Man muss ihre Verbindung und ihre Solidarität in der Verpflichtung sehen, unter der sie stehen, gemeinsam für das Gemeinwohl und die Be­dürfnisse der ganzen Gemeinschaft zu sorgen.

Der Sozialismus ist kein taugliches Mittel
Jesus Christus wartet nicht, dass ihm der Weg in die sozialen Wirk­lichkeiten mit Systemen eröffnet wird, die nicht von ihm ausgehen, ob sie sich nun „Laien-Humanismus“ oder „vom Materialismus ge­säuberter Sozialismus“ nennen. Sein göttliches Reich der Wahrheit und Gerechtigkeit ist auch in den Regionen gegenwärtig, wo der Klassengegensatz ständig die Oberhand zu gewinnen droht. Des­halb beschränkt sich die Kirche nicht darauf, eine gerechtere soziale Ordnung zu verlangen, sondern gibt auch deren beherrschende Grundsätze an und spornt die Regierungen, die Gesetzgeber, die Arbeitgeber und die Betriebsleiter an, sie zur Ausführung zu bringen.

Wir brauchen auf dieses Thema, das Wir bei anderen Gelegenheiten schon genügend behandelt haben, nicht näher einzugehen. Wir möch­ten jedoch die Aufmerksamkeit jener Enttäuschten darauf lenken, dass weder neue Gesetze noch neue Einrichtungen genügen, um dem einzelnen die Sicherheit des Schutzes vor jeglichem missbräuchlichen Zwang und die Möglichkeit freier Entfaltung im sozialen Leben zu geben.

Es wird alles umsonst sein, wenn der einfache Mann in der Angst lebt, der Willkür ausgeliefert zu sein, wenn er sich nicht von dem Gefühl frei zu machen vermag, er sei dem guten oder bösen Willen derer ausgeliefert, welche die Gesetze praktisch ausführen oder als öffentliche Funktionäre von Einrichtungen und Organisationen walten; wenn er feststellt, dass im täglichen Leben alles abhängt von Beziehungen, die er vielleicht nicht hat, die aber andere haben, wenn er hinter der Fassade dessen, was Staat heißt, das getarnte Spiel mächtiger organisierter Gruppen argwöhnen muss.

Christen müssen mutiger die Schwächen benennen
Der Einsatz der christlichen Kräfte im öffentlichen Leben besagt also ganz gewiss, gute Gesetze und zeitgemäße Einrichtungen voran­zubringen. Aber er besagt noch mehr, die Herrschaft der hohlen Phrase und der maskierten Schlagworte zu ächten; er besagt, dass der einfache Mann in seinen rechtmäßigen Forderungen und Erwartun­gen der Stütze und Hilfe sich sicher fühle. Man muss eine öffentliche Meinung schaffen, die, ohne skandalsüchtig zu sein, mutig und eindringlich auf Personen und Verhältnisse hinweist, die den guten Gesetzen und Einrichtungen nicht entsprechen oder das, was wirklich ist, täuschend verhüllen.

Um dem einfachen Bürger Einfluss zu gewähren, genügt es nicht, ihm den Stimmzettel oder andere ähnliche Mittel in die Hand zu geben. Wenn er sich den führenden Schichten beigesellen will, wenn er zum allgemeinen Wohl unter Umständen dem Mangel fruchtbarer Gedanken abhelfen und den eindringenden Egoismus überwinden will, muss er selbst die nötigen inneren Kräfte und den brennenden Willen besitzen, dazu beizutragen, dass in das gesamte öffentliche Wesen eine gesunde Moral einströme.

Seid zuerst sozial und dann politisch!
In der Arbeiterbewegung können wahrhaft enttäuscht nur die sein, die den Blick einzig auf das unmittelbar Politische, auf das Spiel der Mehrheiten richten. Euer Wirken vollzieht sich jedoch auf dem so entscheidenden Vorfeld des Politischen. Für euch handelt es sich darum, den wahren christlichen Arbeiter durch eure „soziale For­mung“ für das gewerkschaftliche und politische Leben zu bilden und anzuleiten und seine ganze Existenz durch eure „soziale Aktion“ und euren „Sozialdienst“ zu stützen und zu erleichtern.

Setzt also ohne Kleingläubigkeit die bis jetzt geleistete Arbeit fort! Damit werdet ihr Christus einen unmittelbaren Zugang zur Welt des Ar­beiters eröffnen und einen mittelbaren auch zu den anderen Ge­sellschaftsschichten. Das ist der grundlegende „Zugang“; ohne ihn wäre jeder andere „Zugang“, jedes andere „Aufgeschlossensein“, nach welcher Seite auch immer, nur eine Kapitulation der Kräfte, die sich christlich nennen.

Ja, geliebte Arbeiter, der Papst und die Kirche können sich der göttlichen Sendung nicht entziehen, zu führen, zu schützen, zu lieben, vor allem die Notleidenden, die ihnen umso teurer sind, je mehr sie des Schutzes und der Hilfe bedürfen, ob sie nun Arbeiter oder andere Kinder des Volkes sind.

Der 1. Mai als neuer Feiertag
Diese Pflicht und Aufgabe wünschen Wir, der Stellvertreter Christi, sehr deutlich von neuem herauszustellen, und zwar heute, am 1. Mai, den die Welt der Arbeit sich zuerkannt hat als eigenes Fest mit der Absicht, dass von allen die Würde der Arbeit anerkannt werde und sie dem auf der ausgleichenden Verteilung von Rechten und Pflich­ten ruhenden gesellschaftlichen Leben und den entsprechenden Ge­setzen ihren Geist aufpräge.

Wenn der 1. Mai so von den christlichen Arbeitern aufgefasst wird und sozusagen die christliche Salbung empfängt, ist er weit davon entfernt, als Ursache von Zwietracht, Hass und Gewalttätigkeit zu wirken. Vielmehr wird er eine stets wiederkehrende Einladung an die moderne Gesellschaft sein, zu vollenden, was dem sozialen Frieden noch fehlt. Ein christliches Fest also, d.h. ein Tag des Jubels über den greifbaren und fortschreitenden Triumph der christlichen Ideale der großen Familie der Arbeit.

Damit dieser Sinn euch gegenwärtig sei, und in gewisser Weise als unmittelbare Gegengabe für die zahlreichen und kostbaren Ge­schenke, die Uns aus allen Gauen Italiens zugekommen sind, teilen wir freudigen Sinnes unseren Entschluss mit, das liturgische Fest des hl. Joseph des Handwerkers einzusetzen, und setzen es ein, indem wir ihm eben den 1. Mai zuweisen.

Schlussbemerkung
Nein, es macht in der Tat keinen Sinn, vergangenen Zeiten nachzutrauern und zwanghaft längst verhallte Worte als Lösung für aktuelle Probleme herbeizuziehen. Dennoch lohnt es sich, manches fast Vergessene neu ins Licht unserer Lebenswirklichkeit zu rücken und so – „Prüfet alles und das Gute behaltet.“ – Inspiration für die Gegenwart zu erhalten, neuen Mut zu gewinnen, Zukunft in allen Bereichen der Gesellschaft als Christ mitzugestalten. Unsere (Vor)-Väter und -Mütter haben bewiesen: Vieles ist möglich, wenn man es nur wagen will!
(conservo.blog)

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