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An der Realität vorbei

Die Lebensmittelverschwendung, die es nie gab

Von JONNY CHILL

Jedes Jahr werden in Deutschland angeblich elf Millionen Tonnen Lebensmittel verschwendet. Einfach so in den Müll geworfen, und wir, die verschwenderischen Deutschen, sollten uns nicht nur dafür schämen, sondern dies legitimiert auch noch das sogenannte „Containern“, also den Wertstoffdiebstahl aus den Müllcontainern von Supermärkten.

Aber wie wird diese Lebensmittelverschwendung eigentlich ermittelt und berechnet? Dies erfährt man auf der Webseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft:
Die 11 Millionen Tonnen weggeworfener Lebensmittel setzen sich zusammen aus Speiseresten, nicht verkauften Lebensmitteln und nicht essbaren Bestandteilen wie Schalen, Knochen, Blätter oder Kaffeesatz. Man rechnet also buchstäblich in die „weggeworfenen Lebensmittel“ einfach die nicht essbaren Verarbeitungsabfälle hinein.

Ein nahrungserzeugender Betrieb verwertet jedes Bisschen, das sich zu Geld machen lässt. Zum Beispiel werden selbst winzige Fleischreste, Sehnen und Flaxen mit Metallbürsten von Tierknochen geschabt, um daraus eine nahrhafte Proteinpaste zu gewinnen. Pflanzenreste gehen in die Tierfutterindustrie ein oder werden zu Kompost, der weiterverkauft wird. Knochen werden zu Klebstoff oder in der kosmetischen Industrie verwendet. Bei geschätzten 15 Mrd. Tonnen verzehrter Nahrung in Deutschland pro Jahr produziert die Nahrungsmittelindustrie gerade einmal 1,5 Millionen Tonnen Bioabfall. Das entspricht 0,1 Promille und kann daher als extrem sparsam und effizient gewertet werden.

Supermärkte verkaufen einen erheblichen Teil ihrer abgelaufenen Lebensmittel weiter. Öle und Fette werden für die Stromerzeugung verwendet, abgelaufene Nahrungsmittel werden hocherhitzt und zu Tierfutter und viele Nahrungsmittel gehen an die Tafeln, um die Armen zu speisen.

Bei den privaten Haushalten wird es am deutlichsten: Mit 6,5 Millionen Tonnen wirft angeblich jeder Deutsche 78 kg Lebensmittel pro Jahr einfach in den Müll, also ca. 1,5 Kilo pro Woche. Das entspricht nicht dem Joghurt, den wir mal hinten im Kühlschrank vergessen haben, sondern ist einfach nur unser Biomüll: Kaffeesatz, Zwiebelschalen, Knochen oder Strünke. Und auch dieser Biomüll wird nicht weggeworfen, sondern wiederverwertet.

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlicht sogar Zahlen, die belegen, dass Nahrungsmittelproduktion, der Handel und der Bürger äußerst sparsam und verantwortungsbewusst mit dem Rohstoff Nahrungsmittel umgehen. Trotzdem wird auf derselben Webseite eine Nahrungsmittelverschwendung herbeiphantasiert und zu einem „Umdenken“ aufgerufen.

Presse und Politik versuchen uns also seit Jahrzehnten eine Schuld für etwas einzureden, das in der Realität überhaupt nicht stattfindet.
(pi-news.net)

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