Psychopathie in Politik, Wirtschaft und Unternehmen
Das Pendant zu kriminellen Psychopathen bildet die Gruppe der hoch funktionalen „erfolgreichen Psychopathen“. Obwohl Psychopathie nur eine geringe Verbreitung in der allgemeinen Bevölkerung hat, sind Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung nicht nur in Gefängnissen, sondern auch in höheren Hierarchiestufen überrepräsentiert, etwa sechsfach in Führungspositionen:
„[Sie] rauben keine Bank aus, sie werden Bankenvorstand.“
– Robert D. Hare (Begründer der Psychopathieforschung)
Nach Reinhard Mohn gehen viele Probleme in der Wirtschaft auf Menschen mit psychischen Problemen zurück, insbesondere auf Narzissten und Psychopathen. Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus sind Teil der sogenannten Dunklen Triade.
„Sie sind nicht gewalttätig […] Der Schaden, den sie aber in unserer Gesellschaft anrichten, ist immens.“
– Niels Birbaumer (Neurobiologe)
„Ein normaler Mensch würde […] kotzen, wenn er gerade eine Milliarde versemmelt hätte. Der Psychopath geht unverdrossen nach Hause und denkt nicht mehr daran.“
– Kevin Dutton (Psychopathieforscher)
Die Berufsfelder mit den höchsten Anteilen an Psychopathen sind nach Dutton:Geschäftsleitung, Rechtspflege (Richter, Rechtspfleger), Medien (Fernsehen/Radio), Vertrieb, Chirurgie. Die wenigsten Psychopathen finden sich dagegen in Sozial- und Pflegeberufen, da diese mit wenig Macht verbunden sind und einen adäquaten Umgang mit Gefühlen erfordern.
Psychopathen haben eine Neigung zu Hochrisikoberufen und bevorzugen große Organisationen und klare Hierarchien. Nach Hare werden von Personalverantwortlichen psychopathische Verhaltensweisen wie Dominanz und Manipulation als Führungsqualitäten missgedeutet. Aufgrund ihrer pathologisch fehlenden Einsichtsfähigkeit könne man ihrer nur Herr werden, indem man sie aus der Organisationsstruktur eliminiere.[26] Eine grundsätzliche Prophylaxe bestünde darin, „psychopathenfeste Anreizsysteme“ zu schaffen.
Es zeigt sich zudem ein Geschlechtereffekt: In einer Meta-Analyse mit 92 Studien waren höhere Psychopathie-Werte bei Männern positiv mit Führungserfolg korreliert, bei Frauen negativ. Die Autoren vermuten, dass Durchsetzungsfähigkeit, Dominanz oder rücksichtsloses Verhalten bei Männern als erstrebenswerte Führungsqualitäten wahrgenommen werden, bei Frauen hingegen weniger. Höhere Psychopathiewerte erhöhten bei Männern zudem die Wahrscheinlichkeit, eine Führungsposition zu übernehmen, bei Frauen fand sich dieser Zusammenhang nicht. (Wikipedia)