Von der natürlichen Ungerechtigkeit des Krieges
Von RAINER K. KÄMPF
Ein Gespenst geht um in Europa: das Gespenst des „gerechten Friedens“ in der Ukraine. „Immer wieder wird in Brüssel betont, dass es zu einem ‚gerechten Frieden‘ kommen solle“, schreibt etwa die Berliner Zeitung.
Unmöglich und unerreichbar, wäre dieser doch der Vater des Oxymorons an sich. Kriege gibt es, seitdem der Mensch die Erde betrat. Bekanntlich sind sie die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Mit welchem Ziel?
Die Forderungen der kriegführenden Parteien in die Tat umzusetzen. Diese dem Anderen aufzwingen, mit Mitteln, die der Werkzeugkasten der Politik nicht hergibt.
In der Regel siegt eine Kriegspartei und gestaltet dann die Zustände so, daß sie den ursprünglichen Kriegszielen entsprechen. Das hat meistens weniger mit Gerechtigkeit als eher mit Siegerjustiz zu tun. Der geschichtsaffine Deutsche kann ein Lied davon singen.
Wenn es also Verhandlungen über einen Frieden nach dem Krieg gibt, sollte sich die Seite, die aller Voraussicht nach den Krieg verlieren wird, durch die notwendige Intelligenz und politische Weitsicht auszeichnen, um das einzig Vernünftige noch zu erreichen: den kleinsten gemeinsamen Nenner.
Alles andere entpuppt sich als Chimäre, deren logische Konsequenz die Fortsetzung des Krieges ist. Bis zu dem Punkt, an dem ein auch noch so kleiner gemeinsamer Nenner unmöglich ist.
Wie kurz die Verhandlungen dann sein mögen, kann man noch heute in Berlin-Karlshorst nachempfinden.
(pi-news.net)
