Die deutsche Ärztin und der ausländische Patient
Man kann vor deutschen Arztpraxen jetzt immer häufiger den Hinweis lesen, dass eine Behandlung nur im Beisein eines Dolmetschers erfolgt. Hintergrund ist offensichtlich, dass viele ausländische Patienten sich nur unzureichend oder gar nicht verständlich machen konnten. Das kostet nicht nur Zeit und hält den Verkehr auf, sondern könnte unter Umständen auch auf Kosten der Gesundheit gehen, wenn es zu einem Missverständnis kommt.
Die erwähnten Hinweise sind also sinnvoll, sie sind eine gute Entwicklung und eine gute Nachricht. Die Deutschen bzw. die Ärzte unter ihnen haben hier klargemacht, dass in Deutschland Deutsch gesprochen wird. Dieses Selbstverständnis gab es nicht immer so und ist auch jetzt noch nicht eine allgemein verbreitete Ansicht unter Medizinern. Manchmal sind es nur kleine Schlaglichter, die das zeigen.
So zum Beispiel eine kleine Reportage über den Einsatz künstlicher Intelligenz bei der Anamnese („SymptoX“). Hallo Niedersachen berichtete am Donnerstag über die Vorteile dieses Systems. Eine Medizinische Fachangestellte meinte dazu (Minute 10:32): „Also, für die Anamnese ist es richtig gut, vor allem, weil sie verschiedene Sprachen halt auch versteht, die wir nicht alle können, was ja auch normal ist. Und die übersetzt uns das dann ins Deutsche. Und dann müssen wir halt noch mal den Blutdruck messen. Das kann die KI noch nicht.“
Fast entschuldigend bemerkt sie also, dass sie leider nicht alle Sprachen der Welt beherrscht und dass die KI hier eine Hilfestellung bietet. Es wird also noch das alte Denken gepflegt, demzufolge wir uns den Ausländern oder „Flüchtenden“ sprachlich anzupassen haben, bevor man von ihnen verlangt, dass sie Deutsch lernen oder sich um einen Dolmetscher kümmern.
Wie eingangs bereits gesagt, ändert sich das immerhin zum Guten. Die Albert-Schweitzer-Manier, die den Einwanderern nicht zutraut, unsere Sprache lernen zu können, wird abgelöst von einer Einstellung, die mehr von unseren Gästen verlangt. Und sie damit allerdings auch als vollwertige Erwachsene betrachtet.
Ein Problem bleibt allerdings noch: Wir haben nicht nur Patienten, sondern auch eine Menge Ärzte, die man kaum verstehen kann. Auch dafür liefert die zitierte Reportage ein Beispiel. Man muss sich schon sehr konzentrieren, um die grammatisch entstellte deutsche Sprache der Ärztin Yulia Pschunder zu verstehen (ab Minute 9:13).
Vielleicht sollten wir uns doch endlich auch hier auf eigene einheimische, deutsch sprechende Ärzte konzentrieren und deren Ausbildung fördern. Anstatt anderen Ländern in kolonialistischer Manier ihre dort ausgebildeten Ärzte wegzunehmen, die sich dort besser verständigen und nebenbei übrigens auch medizinisch helfen könnten.
(pi-news.net)