Energiewende Ende?
"Wer auf Sand baut, dessen Haus wird einstürzen, wenn Sturm und Flut kommen."
(Matthäus 7,26-27, sinngemäß)
Von David Cohnen
Die deutsche Energiewende, einst als zukunftsweisend gefeiert, steht vor dem Scheitern. Der Rückzug vom Wasserstoffprojekt hat das ambitionierte System aus Heizwende, Gebäudesanierung und Elektromobilität in eine Krise gestürzt. Der Stromausfall in Spanien 2025 verdeutlicht die technischen Risiken eines auf erneuerbare Energien gestützten Netzes. Politische Entscheidungen, geprägt von ideologischen Annahmen und mangelnder Flexibilität, haben zu hohen finanziellen Belastungen und einer fragilen Energieversorgung geführt. Dieser Aufsatz beleuchtet die technischen und politischen Ursachen dieser Krise.
Rückzug vom Wasserstoffprojekt
Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat das Wasserstoffprojekt, das unter Robert Habeck (Grüne) als Kern der Energiewende galt, faktisch eingestellt. Grüner Wasserstoff sollte die Schwankungen von Windkraft und Photovoltaik ausgleichen, indem er in flexiblen Kraftwerken als klimaneutrales Backup dient. Doch technische Hürden - ineffiziente Elektrolyse mit schlechten Wirkungsgraden, fehlende Pipelines und Speicherinfrastruktur - sowie geschätzte Kosten von mehreren hundert Milliarden Euro machten die heimische Produktion unpraktikabel. Die Ampel-Regierung (SPD, Grüne, FDP) setzte daher auf Importe aus Ländern wie Brasilien, Kanada oder Namibia, ein Konzept, das Experten (z. B. vom Fraunhofer-Institut) früh als unrealistisch kritisierten. Der Rückzug vom Wasserstoffprojekt erfolgte unauffällig, während geopolitische Ereignisse wie die Konflikte in der Ukraine, Gaza und Iran die öffentliche Aufmerksamkeit banden.
Zusammenbruch des Energieumstellungssystems
Ohne Wasserstoff als Grundlast bricht das System aus Heizwende, Gebäudesanierung und Elektromobilität zusammen. Die Herausforderungen sind komplex:
Volatilität erneuerbarer Energien
Windkraft und Photovoltaik sind stark wetterabhängig. Dunkelflauten - Phasen ohne ausreichend Wind und Sonne - führten im Winter 2024 zu nahezu vollständigen Ausfällen der Stromproduktion, wie Berichte der Bundesnetzagentur zeigen. In solchen Perioden decken erneuerbare Energien nur 5-10 % des Bedarfs. Zuverlässige Backup-Kraftwerke sind daher unverzichtbar. Reiche plant den Bau von Gaskraftwerken mit einer Kapazität von bis zu 20 Gigawatt, die jedoch fossiles Gas nutzen, was die CO?-Emissionen erhöht und den Pfad der gesteckten Klimaziele verlässt. Laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kosten solche Kraftwerke 1-2 Milliarden Euro pro Gigawatt, was die finanziellen Belastungen steigert.
Zerstörung funktionsfähiger Kapazitäten
Die Stilllegung der letzten Kernkraftwerke (2023) unter Merkel und Habeck sowie der Kohleausstieg (bis 2030) haben wertvolle Backup-Kapazitäten zerstört. Der Abriss von Kühltürmen und die Demontage von Anlagen machten einen Weiterbetrieb unmöglich. Diese Kraftwerke, deren Bau Milliarden Euro kostete, hätten die Versorgungssicherheit gewährleisten können. Nun erfordert der Bau neuer Gaskraftwerke zusätzliche Investitionen von 15-20 Milliarden Euro (Schätzung BDEW), was die öffentlichen Finanzen belastet.
Erhöhter Strombedarf
Die Förderung von Wärmepumpen und Elektromobilität durch die Ampel-Regierung und die aktuelle Koalition (CDU/CSU, SPD) steigert den Strombedarf, besonders im Winter. Laut dem Fraunhofer-Institut könnte der Bedarf bis 2030 um 20-30 % steigen. Wärmepumpen sind bei nicht fossil erzeugten Strom effizient (Coefficient of Performance: 3, d. h. 1 kWh Strom erzeugt 3 kWh Wärme). Doch bei fossiler Stromerzeugung (z. B. Gaskraftwerke mit 40-60 % Wirkungsgrad und zusätzlicher Leitungsverluste) werden etwa drei Einheiten fossiler Energie für eine Einheit Strom benötigt, was die Effizienz zunichtemacht und die CO?-Bilanz deutlich verschlechtert. Der Wegfall preiswerten russischen Gases nach 2022 - durch politische Entscheidungen, insbesondere der Grünen, verschärft - zwingt Deutschland, teures LNG (z. B. aus den USA oder Katar) zu importieren, was die Energiekosten um 50-100 % erhöht (Statistik BDEW).
Blackout in Spanien: Warnsignal
Der massive Stromausfall in Spanien und Portugal im April 2025 zeigt die Risiken eines auf erneuerbare Energien gestützten Netzes. Spanien, mit 32.000 MW Photovoltaik (25 % der Kapazität) und starkem Windkraftausbau, erlitt einen Blackout, als 15 Gigawatt Strom - vermutlich durch Überproduktion oder plötzlichen Ausfall von Solaranlagen - innerhalb von Sekunden aus dem Netz verschwanden. Die Netzfrequenz sank von 50 Hz auf 49 Hz, da Wind- und Solaranlagen keine Trägheit (rotierende Massen) bieten, um Schwankungen zu stabilisieren. Sicherheitsmechanismen schalteten Anlagen ab, und konventionelle Kraftwerke konnten nicht schnell genug hochfahren, was den Kollaps auslöste. Experten (z. B. Red Eléctrica Española) betonen, dass fehlende Speicher und geringe Interkonnektivität mit Europa die Krise verschärften. Deutschland, mit ähnlicher Abhängigkeit von erneuerbaren Energien und unzureichenden Speichern, steht vor vergleichbaren Risiken, da Gaskraftwerke nicht schnell genug auf Schwankungen reagieren können.
Finanzielle Belastungen
Die Energiewende führt zu enormen Kosten. Die Heizwende allein erfordert Investitionen von über einer Billion Euro, die gesamte Umstellung schätzungsweise drei bis fünf Billionen Euro (Ifo-Institut). Sonderschulden, wie das 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen (inkl. 100 Milliarden für Klimaschutz) aus der Grundgesetzänderung 2025, erhöhen die Zinslast (2025: 39,5 Milliarden Euro). Diese Investitionen zielen auf Klimaneutralität, liefern aber ein fragiles Netz und wachsende Schulden.
Politische Herausforderungen
Die Energiewende ist ein politisches Dilemma, geprägt von ideologischen Annahmen und strategischen Zwängen.
Vereinnahmung grüner Themen
Die Grünen haben den Klimaschutz zum Mainstream gemacht, ein Konzept, das Angela Merkel (CDU) und die SPD übernahmen. Merkels Atomausstieg (2011) und die Förderung erneuerbarer Energien waren politisch erfolgreich, doch CDU/CSU, SPD, Grüne und teils die FDP setzten auf eine Energiewende, die Kosten und technische Grenzen unterschätzte. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Mainstream-Medien verstärkten diesen Konsens, während kritische Analysen oft überhört wurden.
Opposition und öffentliche Debatte
Nur die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wiesen konsequent auf die Schwächen der Energiewende hin - hohe Kosten, technische Unzulänglichkeiten, Verlust von Backup-Kapazitäten. Ihre Argumente fanden über Plattformen wie X und unabhängige Medien Verbreitung, was ihren Stimmenzuwachs (AfD: 18-20 %, BSW: 5-7 %, Umfragen 2025) förderte. Im Gegensatz dazu wurden diese Stimmen in etablierten Medien oft marginalisiert, was die Debatte einseitig prägte.
Politische Ablenkung
Die Altparteien nutzen globale Herausforderungen, wie geopolitische Spannungen, um die Aufmerksamkeit von den Kosten und Risiken der Energiewende abzulenken. Diese Strategie verschleiert die milliardenschweren Fehlinvestitionen und die wachsende Unsicherheit der Energieversorgung.
Politische Zwänge der CDU/CSU
Die CDU/CSU unter Bundeskanzler Merz versucht, durch Reiches Fokus auf Gaskraftwerke die Versorgungssicherheit zu stärken. Doch die Koalition mit der SPD schränkt die Handlungsfähigkeit ein, da die SPD an Klimaschutzmaßnahmen festhält. Merz' Ankündigung, fossile Brennstoffe zu verteuern, steht im Widerspruch zur Abhängigkeit von Gaskraftwerken, was die Energiekosten weiter erhöht. Eine alternative Mehrheit mit der AfD wäre theoretisch möglich, wird jedoch aus politischen Gründen abgelehnt, um die AfD zu marginalisieren. Dies erinnert an frühere Fehler der SPD, die durch Konkurrenz mit Grünen und Linkspartei an Einfluss verlor, während konservative Wähler zunehmend andere Parteien unterstützen.
Fazit
Die Energiewende ist an ihren eigenen Ambitionen gescheitert. Der Rückzug vom Wasserstoffprojekt, die Zerstörung von Atom- und Kohlekraftwerken, der erhöhte Strombedarf durch Wärmepumpen und Elektromobilität sowie die Abhängigkeit von teurem fossilem Gas haben eine fragile und kostspielige Energieversorgung geschaffen. Der Blackout in Spanien zeigt die Risiken unregulierter nicht fossiler Energien. Die Altparteien tragen die Hauptverantwortung für diese Fehlentwicklungen, da sie ideologische Ziele über technische und wirtschaftliche Realitäten stellten. Vor allem die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) thematisierten frühzeitig die ökonomischen und technischen Schwächen der Energiewende. Ihre Kritik wurde jedoch im etablierten Medienumfeld selten breit rezipiert. Ob Deutschland diesen Kurs der Energiewende noch korrigieren kann, wird davon abhängen, ob politischer Wille und technische Realität endlich wieder in Einklang gebracht werden - und ob die politische Debatte bereit ist, alte Dogmen zu hinterfragen.