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Hände weg von Adam und Eva

Wo immer ein Mann und eine Frau sich gewahren baut sich elektrische Spannung auf

Von Gastautor Hans Hofmann-Reinecke

Männlichkeit ist toxisch, Flirten ist sträflich und weibliche Schönheit darf nicht geehrt werden. „Cat Calls“ und „Piropos“ werden als strafbaren Handlungen betrachtet. Kinder werden hormonell auf ein Leben ohne Sex eingestellt, und es gibt Hinweise, dass die „Impfungen“ zu Geburtenrückgang geführt haben. Wird da eine Kampagne gegen das Leben gefahren? Und wenn ja, von wem?

Kraft gleich Gegenkraft?
Als junger Wissenschaftler wurde ich manchmal mit einer Anspielung über die männlich – weibliche Dynamik geneckt: „Das ist wie bei euch in der Physik mit Plus und Minus. Gegensätze ziehen sich an.“ Dieser Vergleich hinkt allerdings, denn in der Physik ist „Kraft gleich Gegenkraft“. Die zwischenmenschliche Anziehung aber ist keineswegs immer symmetrisch, was dann so manches Herzeleid auslöst.

Unsere Welt ist durchdrungen von diesem unwiderstehlichen Kraftfeld zwischen Adam und Eva. Wo immer ein Mann und eine Frau sich gewahren – im Aufzug, am Bankschalter, beim Spaziergang – baut sich elektrische Spannung auf, irgendwo zwischen null und 10 000 Volt. Frauen, richtige Frauen, fühlen das sehr schnell. Die haben einen Kerl innerhalb von Nanosekunden geortet und eintaxiert. Dann merkt es auch er, der ist etwas langsamer: „Ei, da schau her. Vielleicht geht da was“ denkt es in ihm.

Es geht um den Flirt, genauer gesagt um die verbale oder körperliche Annäherung eines Mannes an eine Frau, welche über den alltäglichen, unvermeidlichen Kontakt hinausgeht, welche aber frei von jeglicher Gewalt ist. Aus gutem Grunde füge ich diese sachliche Definition bei, denn das heutige Narrativ ist ja bemüht, auch die harmloseste Avance mit brutalen sexuellen Übergriffen in einen Topf zu werfen. Da gibt es dann keine Differenzierung mehr zwischen Placido Domingo, Jeffrey Epstein und den Kerlen auf der Kölner Domplatte.

Falls Sie also, liebe Leserin, lieber Leser, am Spiel des Flirts Gefallen finden, dann ist dieser Text für Sie. Helfen Sie mit, dass diese wunderbare Form der Kommunikation zwischen Mann und Frau, wo innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde spontane Botschaften ausgetauscht werden, für die uns im Gespräch die Möglichkeit fehlt, wo Geheimnisse offenbart werden, die sonst tabu sind, dass dieses Spiel erhalten bleibt. Hier nehmen Dinge Gestalt an, die sonst verborgen sind, so wie das in einem wunderbaren Gemälde oder einer Opernarie geschieht. So ist auch der Flirt nicht nur ein Spiel, sondern eine legitime Form der Kunst, wo uns für einen Moment der Blick hinüber ins Transzendente gewährt wird.

Das soll nun verboten werden. Unglaublich! Woher nehmen sich diese Me-Too-Tanten und ihre armseligen Vasallen, die „Male-Virtue-Signaller“ das Recht dieses herrliche Spiel zu verderben, das den grauen Alltag jederzeit, überall und ganz unerwartet aufhellen kann? Woher nehmen sie den Anspruch zu ihrem destruktiven Treiben?

Die dramatische Komponente
Jedes halbwegs schnuckelige Mädchen hat schon von klein an gelernt, sich gegen ungewollte Nähe zu wehren. Das sind spontane kindliche Reaktionen mit Händchen und Füßchen, die gegen andere Girls im Kindergarten, gegen den Hund, gegen den Bruder oder den guten Onkel mit routinierter Sachlichkeit ausgeteilt werden. Beim Teenager bekommt diese Abwehr dann eine dramatische Komponente, welche irgendwo auf der Skala von höchster Empörung über leichte Zuneigung zu totaler Verzückung liegen kann. Und auf dieser Skala lernt die werdende Frau zu spielen, wie auf einem gut gestimmten Klavier. Wie überall macht auch hier die Übung die Meisterin, und die eine hat dazu eben mehr Gelegenheit als die andere, die über die Tonleiter und den Flohwalzer nie hinauskommt.

Hier ein Fallbeispiel: Nehmen wir an, liebe Leserin, Sie arbeiten am Computer und ein Ihnen bekannter, jedoch nicht vertrauter Kollege schaut über Ihre Schulter auf den Bildschirm und sagt, „die Verkaufszahlen vom letzten Quartal wurden gestern im Meeting nochmal nach oben korrigiert, das sollten wir berücksichtigen.“ Und so, als wollte er Ihnen helfen den Cursor ins richtige Kästchen der Tabelle zu fahren, legt er seine linke Hand auf Ihren rechten Unterarm. WOW, was für ein Augenblick. Jetzt dürfen Sie sich fühlen, als wären Sie Daniel Barenboim und vor Ihnen wartet das Orchester der Met auf Ihr Signal für den Auftakt. Was soll gespielt werden? Der Walkürenritt, Isoldes Liebestod oder die Gralserzählung?

Sie finden den Kerl ganz sympathisch, aber nie haben sie einen romantischen Gedanken an ihn verschwendet, und jetzt liegt seine Hand auf Ihrem Unterarm. Mit Ihrer freien Hand heben Sie die seine weg und legen sie auf dem Schreibtisch ab. Dabei schauen Sie ihn für eine Sekunde an und ziehen die Augenbrauen hoch. Das Ganze geschieht wie von selbst, als würde ein erprobter Akkord auf dem Klavier angeschlagen.

Aus irgendeinem Grund haben Sie nicht einfach den Arm weggezogen und unwillig geschüttelt. Sie haben auch nicht gezischt „Nehmen Sie sofort Ihre Hand da weg!“. Aber Sie haben auch nicht schweigend weiter getippt, mit seiner Hand auf Ihrem Arm, obwohl niemand es gesehen hätte… Wer weiß, wie das geendet hätte.

Chancengleichheit gibt es nicht
Sie sind jedenfalls eine erfahrene Pianistin, die sich mit den verschiedenen Dreiklängen des Lebens auskennt, Sie haben den richtigen Ton erwischt. Aber eine unerfahrene, weniger selbstbewusste Kollegin hätte vielleicht einen Skandal angezettelt, man hätte tagelang über „sexuelle Belästigungen“ in der Abteilung XY geredet und der Typ hätte seinen Job verloren.

Das ist der Ursprung der Me-Too Bewegung. Nie sind es die Göttinnen des Show Business, nie sind es die Catherine Deneuves oder die Anna Netrebkos die sich über unpassende Avancen beklagen, es ist die Weiblichkeit der B und C-Klasse, die es auf ihre alten Tage noch einmal ins Rampenlicht drängt und erzählen muss, wann sie von wem vor dreißig Jahren wo angefasst worden sind.

Was für ein peinlicher Exhibitionismus aus Rache an den wahren Stars. Diesen Verliererinnen ist klar: bei allen Erfolgen im sozialistischen Kampf um Gerechtigkeit – auf dem Spielfeld des Flirts wird es niemals Chancengleichheit geben! Daher muss dieses Spiel verboten werden.

Ein besonders bedauernswertes Opfer dieses Krieges ist der Piropo, die traditionelle spanische Form des Kompliments an eine schöne Frau. Nun haben frustrierte Aktivistinnen, die kaum jemals in seinen Genuss kommen dürften, beschlossen, dass diese Komplimente in Wahrheit sexuelle Belästigung seien und verboten werden müssen. Damit Sie verstehen, was da verloren geht, hier eine kleine Geschichte:

Vor Jahren gingen meine spanische Kollegin und ich den Paseo de Gracias in Barcelona entlang. Ein Mann überholte uns und murmelte ihr etwas zu. Ich fragte sie, ob sie den gekannt hätte, Lucia schüttelte den Kopf, aber plötzlich lag ein auffällig strahlendes Lächeln auf ihrem ohnehin anmutigen Gesicht. Ich fragte sie, was denn mit ihr los sei, und sie erklärte mir, dass besagter Mann Ihr einen Piropo zugeworfen hätte. Und sie erklärte mir, dass solch ein Piropo ein Kompliment sei, das ein Mann einer Unbekannten macht und dass dabei bestimmte Spielregeln gelten: die beiden dürfen sich nicht anschauen und auch nicht verraten, was gesagt wurde – so als wäre es nie geschehen.

Naiv wie ich bin, meinte ich, der hätte doch kaum was gesagt und was sie denn so glücklich gemacht hätte. Nach einiger Zeit brach sie ganz ausnahmsweise das erwähnte Gelübte und verriet mir das Geheimnis: „Vaya Culito!“ hatte er gesagt, „Was für ein Popo“. Und so etwas soll verboten werden?

Lassen Sie es nicht zu, dass nun auch noch auf dem Spielfeld der Liebe die Versager*innen das Sagen haben. Retten Sie den Flirt, es ist für eine gute Sache.

Der Bestseller des Autors „Grün und Dumm“, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.
(vera-lengsfeld.de)

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