Springe zum Inhalt

Vor einem Wendepunkt?

Wird sich unsere Gesellschaft weiterhin zum Kollektivismus wandeln?

Von David Cohnen

Begriffsdefinition: Individualismus und Kollektivismus
Individualismus und Kollektivismus sind zwei gegensätzliche gesellschaftliche Konzepte. Individualismus betont die persönliche Freiheit, Eigenverantwortung und das Recht des Einzelnen, über sein Leben selbst zu bestimmen. Kollektivismus hingegen stellt das Wohl der Gemeinschaft über das Individuum und fordert eine Unterordnung persönlicher Interessen unter das Gemeinwohl.

Der Westen: Eine Tradition des Individualismus mit deutscher Ausnahme
Historisch war der freie Westen durch eine weitgehende Übereinstimmung in der Betonung des Individualismus geprägt. Insbesondere die USA, Großbritannien und andere westliche Demokratien förderten eine Kultur der Selbstbestimmung und persönlichen Verantwortung. Eine Ausnahme bildete die Bundesrepublik Deutschland, die zwar individualistische Prinzipien vertrat, jedoch mit einem starken Anteil an kollektivistischen Elementen, etwa im Sozialstaat oder in gesellschaftlichen Normen, die auf Konsens und soziale Verantwortung setzten.

Der Wandel hin zum Kollektivismus
In den vergangenen Jahrzehnten lassen sich in der westlichen Welt unterschiedliche Entwicklungen in Bezug auf Individualismus und Kollektivismus beobachten. Besonders in den USA hat sich ein politischer Diskurs etabliert, der verstärkt staatliche Eingriffe, Gleichheitsprinzipien und soziale Reformen in den Vordergrund rückt. Diese Positionen werden in erster Linie von Teilen der Demokratischen Partei vertreten. Kritiker ziehen zwischen diesen Tendenzen und kollektivistisch geprägten Systemen Parallelen, wie sie beispielsweise in autoritären Regimen der Sowjetunion zu beobachten waren.

Auch in Deutschland haben traditionelle Parteien in bestimmten Politikbereichen Elemente einer stärker kollektiv ausgerichteten Politik integriert. So haben etwa Ansätze der Identitätspolitik sowie verstärkte staatliche Regulierungen den politischen Diskurs beeinflusst - Entwicklungen, an denen neben Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Die Linke auch die CDU/CSU in gewissem Maße beteiligt waren. Gleichzeitig ist in vielen gesellschaftlichen und politischen Feldern eine Rückbesinnung auf individualistische Werte festzustellen.

Das Aufbegehren der Bevölkerung
Diese Entwicklungen riefen in verschiedenen westlichen Ländern Widerstand hervor. In Europa formierten sich Bewegungen in Großbritannien (Brexit), Italien, Ungarn, Frankreich, Schweden, Polen, den Niederlanden und Spanien, die gegen den wachsenden staatlichen Einfluss und für die Wiederherstellung individueller Freiheiten kämpften. Auch in Deutschland und Österreich wächst der Widerstand gegen kollektivistische Bestrebungen. In den USA führte diese Entwicklung zur Polarisierung der Gesellschaft und zur Mobilisierung großer Teile der Bevölkerung gegen eine kollektivistische Regierungspolitik.

Diese Entwicklung prägt viele zentrale politische Debatten, darunter Migration, Wirtschaft und Klimapolitik. Die Bevölkerungen dieser Staaten sind nicht mehr bereit, auf ihre Kosten, weitere soziale Gerechtigkeit, Sicherheit und Umverteilung zu gewährleisten. Sie plädieren dafür, dass der Einzelne mehr Eigenverantwortung tragen soll - mit weniger staatlichen Eingriffen und mehr individueller Freiheit.

Politische Umwälzungen: Von Kollektivismus zurück zum Individualismus
Der Widerstand gegen den Kollektivismus mündete in politischen Umbrüchen. In den USA führte er zur Abwahl der Demokraten und zur Rückkehr einer individualistischen Regierung der Republikaner. Auch in Europa vollziehen Staaten wie Großbritannien, Ungarn, Polen, Italien, die Niederlande, Frankreich und Schweden eine Abkehr vom Kollektivismus und setzen zunehmend auf nationale Souveränität und individuelle Freiheiten.

Der kulturelle Kampf um die Deutungshoheit
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass dieser Kampf zwischen Individualismus und Kollektivismus nicht abgeschlossen ist. Kollektivistische Kräfte mobilisieren weltweit, um eine Rückkehr zum Individualismus zu verhindern. Politische, mediale und gesellschaftliche Akteure setzen darauf, ein Umdenken zu blockieren und bestehende Strukturen zu festigen. Dennoch bleibt die Frage offen, ob sich der Westen auf seine ursprünglichen Werte besinnen oder weiterhin in Richtung Kollektivismus steuern wird.

Kollektivismus vs. Individualismus - in Deutschland
In der Bundesrepublik wird rund die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts durch Steuern, Abgaben und Gebühren umverteilt. Dabei geht es nicht nur um die Finanzierung notwendiger gesellschaftlicher Ausgaben, sondern in erheblichem Maße auch um eine gezielte Umverteilung. Diese Entwicklung rückt das System bereits gefährlich nah an sozialistische Strukturen heran - oder, wenn man so will, an den Kommunismus, in dem jeglicher wirtschaftlicher Ertrag vollständig umverteilt wird.

In der heutigen Gesellschaft wird der Individualismus zunehmend von einer kollektivistischen Denkweise verdrängt. Während in den 1950er Jahren in Deutschland jeder weitgehend für sich selbst verantwortlich war - und dennoch niemand verhungern oder erfrieren musste -, hat sich das System mittlerweile in eine Richtung entwickelt, in der eine vermeintliche Mehrheit durch Umverteilung Leistungsanreize zunichte macht. Oft entstehen solche Mehrheiten nicht durch eine echte Übereinstimmung, sondern durch zufällige, von Machtinteressen geprägte Kompromisse. Diese Mehrheiten, obwohl sie formal als Mehrheit gelten, zwingen der tatsächlichen Mehrheit ihr Diktat auf, ohne ihre wirklichen Interessen widerzuspiegeln.

Ein konkretes Beispiel zeigt sich in einer fünfköpfigen Familie, in der niemand arbeitet, aber in Deutschland Transferleistungen von mehr als 100.000 ? pro Jahr erhält. Diese Familie hat Anspruch auf eine 100 m² große Wohnung, deren monatliche Kosten etwa 2.300 ? betragen, basierend auf Baukosten von rund 550.000 ?. Hinzu kommen monatliche Nebenkosten, sodass die Gesamtkosten auf etwa 3.000 ? steigen. Zusätzlich erhält die Familie rund 2.500 ? für den persönlichen Bedarf, was insgesamt ein monatliches Nettoeinkommen von 5.500 ? ergibt - ein Betrag, den eine vergleichbare, arbeitende Familie nur mit einem Bruttoverdienst von etwa 9.000 ? erzielen könnte.

Die Folge ist, dass derjenige, der den Ärmeren hilft, oft weniger hat als der, dem geholfen wird. Dies ist das Ergebnis eines immer weiter ausufernden Kollektivismus, der nicht mehr gezielte Hilfe leistet, sondern Abhängigkeiten schafft.

Ungerechtigkeit und Leistungsmangel im Kollektivismus:
Ein einfaches Beispiel verdeutlicht die Ungerechtigkeit, die durch eine solche Umverteilung entsteht: Gerechtigkeit ist nicht, wenn jemand den ganzen Tag arbeitet, im Schweiße seines Angesichts sein Geld verdient, und am Ende des Tages schlechter wohnt und lebt als derjenige, der den ganzen Tag in der Sonne sitzt und das Glück hat, in einer schöneren Wohnung zu leben. In einem System, das auf übermäßiger Umverteilung basiert, wird derjenige, der sich anstrengt und Verantwortung übernimmt, oft schlechter gestellt als der, der sich auf staatliche Hilfe verlässt.

Dies steht im klaren Widerspruch zu den Prinzipien der Leistung und der Eigenverantwortung, die die Grundlage für eine faire Gesellschaft bilden. Kollektivismus kann nicht gerecht sein, wenn er die individuelle Verantwortung und Leistung bestraft. Stattdessen sollte der Staat Anreize für Eigeninitiative und Verantwortung bieten und nicht diejenigen belohnen, die keine Eigenverantwortung übernehmen.

Früher war der Sozialstaat als Auffangnetz gedacht - heute ist er für viele zur Hängematte geworden. Diese Entwicklung widerspricht dem Grundsatz der Eigenverantwortung und dem Leistungsprinzip, das über Jahrzehnte das Fundament unseres Wohlstands bildete. In einer Familie oder einem Kibbuz, wo gleich gesinnte zusammen sind und jeder seinen Beitrag leisten muss, wäre eine solche Umverteilung undenkbar - sie würde das System sofort kollabieren lassen.

Auch die christliche Nächstenliebe verlangt nicht, dass Menschen, die arbeiten, ärmer sind als diejenigen, denen sie helfen. Hilfe sollte dort ansetzen, wo echte Not besteht, aber nicht als dauerhaftes Lebensmodell institutionalisiert werden. Ein moderater Staat, der notwendige Steuern für Infrastruktur, Bildung und soziale Absicherung erhebt, ist sinnvoll. Doch ein System, in dem kollektive Umverteilung den Individualismus erstickt, muss kritisch hinterfragt werden. Die DDR ist aufgrund des Systems des Kollektivismus gescheitert.

Die Bundestagswahl
Die Bundestagswahl am kommenden Sonntag stellt einen entscheidenden Wendepunkt für die politische Zukunft Deutschlands dar - und möglicherweise auch für die von Europa oder der gesamten westlichen Welt. Während Kollektivismus-Befürworter, die eine sozialistisch geprägte Umverteilungspolitik unterstützen, etablierte Parteien bevorzugen, suchen andere nach alternativen, individualistischen Ansätzen. Dabei geht es nicht nur um die politische Ausrichtung Deutschlands, sondern auch um die grundlegende Frage, ob künftig kollektive oder individuelle Werte im Mittelpunkt stehen werden. Es bleibt zu hoffen, dass der derzeitige kollektivistische Kurs gestoppt und eine Rückkehr zu einer freiheitlichen Gesellschaft des Individualismus eingeleitet wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert