Verfallen unsere Politiker spätrömischer Dekadenz?
Von Gastautor Dipl.-Ing. Peter Schewe
Schon die alten Römer wussten, wie sie das Volk bei Laune halten können: Mit Brot und Spielen.
Dieser spätrömischen Dekadenz scheinen auch unsere Politiker wieder zu verfallen. Auf der weltgrößten Spielemesse ‚gamescom‘ in Köln verkündet die Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt, Frau Dorothee Bär, dass sie die Fördermittel für die Entwicklung neuer Computerspiele auf 880 Mio € erhöhen will. Deutschland müsse bei der Spieleentwicklung konkurrenzfähig werden, sozusagen in der ersten Liga mitspielen. Wer hätte gedacht, dass Computerspiele etwas mit Technologie oder Raumfahrt zu tun haben?
Dieser Industriezweig ist natürlich ungemein wichtig für den wirtschaftlichen Aufschwung unseres Landes. Spiele haben schon immer die Menschen davon abgehalten, den Mächtigen auf die Finger zu schauen.
In meiner Zeitung war dazu ein bezeichnendes Bild: Dorothee Bär und Hendrik Wüst sitzen auf der Messe vor einer Spielkonsole und spielen offenbar um die Wette. Frau Bär reißt die Arme hoch, offenbar hat sie Herrn Wüst besiegt bzw. hat er sie siegen lassen.
Nun die andere Seite der Medaille. Zu Recht wird allgemein beklagt, dass Kinder und Jugendliche, aber nicht nur die, immense Zeit vor den Bildschirmen ihrer Smartphons und Tablets vertrödeln und dabei immer mehr verblöden. Schulische Leistungen lassen nach, Jugendliche radikalisieren sich im stillen Kämmerlein und wie wir jüngst erfahren: Auch der sexuelle Missbrauch Minderjähriger erfolgt immer mehr über die Netze. Spiele sind dabei oft der Einstieg, einschlägige Kontakte zu den Opfern herzustellen. Über Handyverbote oder Zugangsbeschränkungen für Minderjährige zu den Plattformen wird zumindest nachgedacht.
Wie passt es da, die Entwicklung immer neuer, noch ausgefeilterer Computerspiele mit unseren Steuergeldern zu fördern? Haben wir keine anderen Sorgen?
Statt Gelder für süchtig machende Spielchen zu verteilen, sollte sich Frau Bär um Wichtigeres in ihrem Hause kümmern, den Bürokratieabbau. Dafür hat sie einen Staatssekretär und 200 neue Planstellen bekommen.
Herr Amthor ist ein Landsmann von mir. Wir Pommern sind bekannt dafür, sparsam und grundehrlich zu sein. Schon Friedrich der Große befand in seinem politischen Testament: „ … niemals aber werden sie (die Pommern) schlau und verschlagen sein. Sie geben gute Offiziere, vortreffliche Soldaten ab; manche leisten im Finanzfach ziemlich gute Dienste. Vergebens aber würde man aus ihnen politische Unterhändler machen wollen.“
Diese im Pommerschen Landesmuseum zu Greifswald nachzulesenden Worte habe ich immer als etwas Positives verstanden.
Auch die Sachsen bedienten sich eines pommerschen Finanzexperten, um die nach der Brühl’schen Misswirtschaft unter Kurfürst Friedrich August dem II. (Sohn August des Starken) und dem verlorenen 7-jährigen Krieg an der Seite Österreichs gegen Preußen 1763 daniederliegenden Staatsfinanzen wieder in Ordnung zu bringen.
Es besteht also Hoffnung, dass auch Philipp Amthor als gebürtiger Vorpommer den Bürokratieabbau voranbringen könnte. Ich wünsche ihm dafür die notwendige Sturheit und Beharrlichkeit, die uns Pommern auszeichnet.
Für die notwendigen Verhandlungen mit denen, die ihre Pfründe mit allen Mitteln verteidigen werden, sollte er sich aber Geeigneterer bedienen, denn dafür sind wir Pommern laut Friedrich dem Großen weniger geeignet, weil zu ehrlich.
Ein Milei wird Amthor also nicht werden, leider.
(vera-lengsfeld.de)