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Eigenverantwortung funktioniert

Altersvorsorge: umfassende Umverteilung von Leistungsfähigen zu Leistungsbedürftigen

Von David Cohnen

Jeder Mensch ist in erster Linie für sich selbst verantwortlich. Diese Einstellung ist keine neuzeitliche Modeerscheinung, sondern eine jahrtausendealte Grundlage menschlichen Zusammenlebens. Die Sorge um das eigene Leben, die Familie und das unmittelbare Umfeld bildet das Fundament, auf dem stabile Gemeinschaften entstehen.

In Deutschland und anderen westlichen Industrieländern hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Gegenströmung etabliert, die dem Einzelnen eine weitreichende Verantwortung für Fremde auferlegt. Diese Sichtweise ist allerdings keineswegs universell und spiegelt nicht die Lebensrealität der überwältigenden Mehrheit der Menschen weltweit wider.

Weltweit leben fast 8 Milliarden Menschen nach dem Prinzip, zunächst für sich und ihr direktes Umfeld zu sorgen. Die Vorstellung, dass sich ein Individuum über seine Familie hinaus auch für beliebige Fremde verantwortlich fühlt, ist eine Besonderheit, die auf wenige Regionen und Bevölkerungsgruppen beschränkt ist - geschätzt nicht mehr als 300 Millionen Menschen, die in den sogenannten westlichen Ländern leben.

Diese Erkenntnis ist wesentlich für die Diskussion um Altersvorsorge: Das bestehende System der Umlagefinanzierung in Deutschland beruht auf einer umfassenden Umverteilung von Leistungsfähigen zu Leistungsbedürftigen. Es ist keine populistische Behauptung, sondern eine Faktengrundlage. Ein alternatives Modell muss deshalb eigenverantwortliches Vorsorgen stärken und damit die reale Leistungsfähigkeit des Einzelnen berücksichtigen.

Die Geschichte von Menschen, die trotz widriger Umstände und ohne staatliche Unterstützung ihre Lebensleistung erbracht haben, zeigt exemplarisch, dass Eigenverantwortung funktioniert und eine stabile Basis für soziale Sicherheit darstellt. Dies gilt unabhängig von Herkunft, sozialem Status oder anderen Zuschreibungen.

Es geht nicht darum, Mitgefühl oder Solidarität zu verneinen, sondern darum, Verantwortung dort zu verorten, wo sie historisch und gesellschaftlich legitim ist: beim Individuum und seinem unmittelbaren Umfeld. Dieses Prinzip bildet die Grundlage einer realistischen und nachhaltigen Altersvorsorge.

Warum wir eigenverantwortliche Altersvorsorge brauchen
Das deutsche Rentensystem steckt in einer tiefen Krise. Das umlagefinanzierte Modell, bei dem die Beiträge der Jüngeren direkt an die Rentner fließen, ist überholt. Es funktionierte, als Menschen nur wenige Jahre nach Renteneintritt starben, doch heute, mit einer Lebenserwartung von 81,2 Jahren, ist es untragbar. Es bindet enorme Ressourcen, fördert Abhängigkeit statt Eigenverantwortung und benachteiligt diejenigen, die selbst vorsorgen. Eigenverantwortliche Altersvorsorge, bei der jeder für sein Alter spart, ist die Lösung. Sie entlastet die Gesellschaft, belohnt Initiative und nutzt die Fitness vieler Älterer, wie ein 75-jähriger Radsportler zeigt, der noch 100 Kilometer in wenigen Stunden fährt. Dieser Aufsatz zeigt die Schwächen des Umlagesystems - insbesondere durch die Belastung durch Arbeitslose und Migranten - und plädiert für Eigenverantwortung, die schon Kindern vermittelt werden muss.

Die Schwächen des Umlagesystems
Im Umlagesystem zahlen die Jüngeren für die Älteren. Früher reichte das, weil Rentner nur wenige Jahre lebten. Heute dauert der Ruhestand oft 20 Jahre, was das System überlastet. Arbeitnehmer geben etwa 40 % ihres Nettoeinkommens aus: Bei einem Nettoeinkommen von 30.000 €  jährlich (Brutto: 49.260) fließen 11.889 in Beiträge (9.162 , 18,6 % des Bruttoeinkommens bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 87.600 ) und Steuerzuschüsse (2.727) , aus 120 Mrd. ? für 44 Mio. Erwerbstätige). Über 38 Jahre summiert sich dies auf 451.782 . Doch die Rente beträgt nur 19.200 jährlich (1.600  monatlich), weit unter den angestrebten 21.000 (1.750 monatlich, 70 % des Nettoeinkommens). Um eine inflationsbereinigte Rente von 21.000  (mit 2 % jährlicher Anpassung) über 20 Jahre zu finanzieren, wären 513.000 nötig - ein Ziel, das das Umlagesystem nicht erreicht. Diese Belastung bremst die Wirtschaft und lässt wenig Raum für private Vorsorge.

Frühe Bildung und Qualifikation
Eigenverantwortung muss Kindern in der Schule vermittelt werden. Sie ist keine neue Idee, sondern eine weltweit bewährte Haltung. Das Umlagesystem hat diese Selbstverständlichkeit verdrängt, indem es suggeriert, der Staat versorge alle. Kinder müssen lernen, dass Vorsorge so normal ist wie Essen - eine Lebenskompetenz. Schulen sollten finanzielle Bildung fördern, damit junge Menschen Sparen und Investieren verstehen. Geringverdiener sollten laufend ihre Qualifikation verbessern, um besser für ihr Alter vorzusorgen. Ein durchschnittlich intelligenter Mensch kann das begreifen, wenn er gefördert wird. Jeder trägt seine Verantwortung. Wer sein Geld für kurzfristigen Luxus ausgibt, muss im Alter die Konsequenzen tragen - nicht die Verantwortungsbewussten.

Herausforderungen und Lösungen
Marktschwankungen können Ersparnisse gefährden, und Geringverdiener könnten die Sparrate (9.834 jährlich) kaum leisten. Eine minimale Grundsicherung könnte Härten abfedern, ohne Eigenverantwortung zu untergraben. Doch Selbstversorgende werden benachteiligt: durch Steuern (1.000-1.500 , Energie (3.000 ), Versicherungen (1.300 ), Abgaben (1.000 ), Mietpreisbegrenzungen (4.800  Verlust) und Modernisierungskosten (150.000 ). Diese Hindernisse müssen abgebaut werden.

Die Belastung durch 3 Mio. Arbeitslose und Migranten zeigt die Schwächen des Umlagesystems. Arbeitslose (Bürgergeld: 20 Mrd. jährlich) und Migranten mit geringen Beiträgen erhalten Renten (360 Mrd.  langfristig) oder Aufstockungen (5.000-10.000  jährlich), finanziert durch Beiträge und Steuern. Im eigenverantwortlichen Modell müssten alle selbst vorsorgen, was die Gesellschaft entlastet, aber Spannungen erzeugen könnte. Dennoch ist Eigenverantwortung der Weg, statt Abhängigkeit zu fördern.

Politischer Stillstand
Die Politik umgeht das Problem, weil sie keine Lösung kennt - oder kennen will. Eigenverantwortliche Vorsorge erfordert Mut und einen Bruch mit alten Mustern. Doch Politiker bleiben in kosmetischen Reformen stecken. Es ist Zeit, den frühen Ruhestand aufzugeben und Eigenverantwortung zu fördern - beginnend mit der Erziehung unserer Kinder. Nur so lösen wir die Krise und sichern Wohlstand. Die Berechnungen könnten kleine Ungenauigkeiten enthalten, doch die Dringlichkeit der Umstellung bleibt unbestritten.

 

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