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Immer mehr Leute sind beschäftigt

- aber immer weniger arbeiten

Von PROF. EBERHARD HAMER

Die Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit zählt im Dezember 2024 ca. 39.268.640 Beschäftigte, darunter 35 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte.

Dass sich der frühere „Arbeits“markt für die Arbeitsstatistik heute zum „Beschäftigten“markt und zur „Beschäftigungsstatistik“ umbenannt hat, ist sinnvoll, weil es sich zwischen „Arbeit“ und „Beschäftigung“ um zwei völlig unterschiedliche Tätigkeits- und Einkommensarten handelt:
+ Die früher vorherrschende klassische „Arbeit“ war die gewerblich produktive Herstellung von Gütern für den Markt und bezog entsprechend ihre Einkommen aus den Marktpreisen der Güter ihrer Produktion.
+ „Beschäftigung“ ist dagegen gering- oder unproduktive Tätigkeit nicht für den Markt, sondern entweder direkt oder indirekt für öffentliche Organisationen oder öffentlich finanzierte Körperschaften. Das „Transfereinkommen“ für Beschäftigung wird von öffentlichen Körperschaften zwangsweise mit Steuern oder Sozialabgaben oder aus Zwangsgebühren (GEZ) bei den Bürgern erhoben und an die im öffentlichen Interesse Beschäftigten weitergegeben, stammt also nur indirekt vom Markt, direkt aus Steuern und Sozialabgaben.

Immer mehr öffentlich Beschäftigte
Alle öffentlichen Arbeitgeber wie Bund, Länder, die Gemeinden oder deren Einrichtungen und Unternehmen erfüllen politisch gewünschte öffentliche Aufgaben. Sie sind nicht nur staatliche Stellen mit Beamten, sondern umfassen auch Körperschaften, Anstalten, Stiftungen des öffentlichen Rechts sowie Unternehmen, bei denen die öffentliche Hand die Mehrheit der Anteile hält. Das betrifft nicht nur die Beamten, sondern auch Angestellte im öffentlichen Dienst, wie z. B. Krankenschwestern, Busfahrer u.a.

Die amtliche Statistik geht für das Jahr 2023 von 5,3 Millionen im öffentlichen Dienst Beschäftigten aus. Das entspricht etwa 12 Prozent aller Erwerbstätigen und 14 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Zählt man den mittelbaren öffentlichen Dienst sowie Bundesbahn und Bundespost mit 1,4 Millionen, die mittelbar öffentlich Beschäftigten in Ländern (0,45 Millionen) und bei Kommunen (0,5 Millionen) hinzu, kommt man auf eine Gesamtzahl von ca. 12,5 Mio. direkten oder indirekten „öffentlichen Dienern“.

Das sind etwa ein Drittel aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Berücksichtigt man neben den Sozialversicherungen noch die Kirchen mit ihren Sozialorganisationen (Caritas, Innere Mission: 1,35 Mio.), die Kammern und öffentlichen Zwangsverbände sowie die öffentlichen Rundfunkanstalten mit ähnlich vorgelagerten öffentlichen Einrichtungen, kommt man auf etwa 17 bis 18 Millionen öffentliche Beschäftigte.

Rückgang der volkswirtschaftlichen Produktion und des BIP
Dazu zählt das Mittelstandsinstitut auch die bürokratischen Verpflichtungen der Wirtschaft für die öffentlichen Organisationen, die insgesamt über 1,5 Mio. Beschäftigtenstellen binden. So folgt aus der sich ständig ausdehnenden staatlichen Gesetzesproduktion, Verwaltungsaufblähung, Kontroll- und Statistikwünschen ein Beschäftigungsvolumen von 19 bis 20 Millionen direkt, indirekt oder im öffentlichen Auftrag Beschäftigten, also mehr als die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft hat gerade herausgefunden, dass Länder und Gemeinden pro Tag 813 Mio. Euro für ihr Personal brauchen und dass in den letzten zehn Jahren die Kommunen ihre Beschäftigten um 24 Prozent und die Länder ihr Personal um 12 Prozent aufgestockt haben. Im Jahr 2024 hat die Industrie 155.000 Arbeiter entlassen, der öffentliche Dienst aber 45.000 zusätzlich eingestellt. Wir leben also in einer kontinuierlichen Entwicklung, dass unsere Baby-Boomer-Generation und Jugend von den produktiven Arbeitsplätzen des Gewerbes, des Handwerks, der Landwirtschaft und des mittelständischen Kleingewerbes in öffentliche Beschäftigungsverhältnisse drängt, weil sie dort den pünktlichen Feierabend um 16 Uhr, die gemächliche Beschäftigung mit geringer Belastung und höhere Jobsicherheit sowie eine höhere Altersversorgung erwarten als bei den hart im Markt kämpfenden Unternehmen produktiver Tätigkeit.

Arbeit ist anstrengend und produktiv, Beschäftigung „menschenwürdig“, also erholsam ohne Mehrwert. Wenn eine Bevölkerung nicht mehr hart arbeiten, sondern nur noch angenehm beschäftigt sein will und das mit sinkenden Arbeitszeiten und steigendem Urlaub, gesetzlichen Krankheitszeiten, Lohnfortzahlung in fast allen Fällen des Lebens, ist ein Rückgang der volkswirtschaftlichen Produktion und des BIP – also des Lebensstandards – logische Folge. Dazu zieht die Politik noch eine wachsende Zahl der Menschen überhaupt aus dem Arbeitsleben mit Bürgergeld als Ersatzgeld und fordern die Gewerkschaften vor allem in unseren Gewerbebetrieben ständig sinkende Arbeitszeit.

Zwei Drittel der Deutschen leben aus Transferleistungen
Deutschland ist ein Land, das glaubt, ein „reiches Land“ zu sein, was sich nicht mehr anstrengen muss, sondern auch im wirtschaftlichen Abstieg unter üppig wachsenden Schulden leben kann. Zuerst wurden Schulden für unbegrenzte Immigration gemacht (Merkel), dann für sinnlose Öko-Träume (Habeck) und schließlich für eine Wiederaufrüstung und Kriegsvorbereitung (Merz). Hunderte Milliarden Ausgaben (und Schulden) für diese unökonomischen Experimente waren und sind weder verdient noch werden sie aus unserer Produktionsleistung zurückgezahlt werden können.

Der Trend von Arbeit zu bloßer Beschäftigung und der Politik zu unproduktiven Experimenten wird die deutsche gewerbliche Wirtschaft und den Mittelstand zerstören, belastet ihn heute schon mehr als irgendwo in der Welt, ist aber demokratisch nicht mehr korrigierbar, weil inzwischen eine Mehrheit der Bürger und Wähler aus Transferleistungen des Staates statt aus eigener Marktätigkeit lebt. Zwei Drittel unserer Bevölkerung leben aus Transferleistungen, nur ein Drittel aus Marktleistungen. Zwei Drittel werden sich ihre üppigen Fleischtöpfe nicht ohne Kampf nehmen lassen, das eine Drittel wird sich nicht auf ewig ausplündern lasen.

Der Traum von der Spaßgesellschaft, in der sich die Mehrheit der Gesellschaft mit unproduktiver Beschäftigung auf Kosten einer schwindenden produktiven Minderheit ein Luxusleben leisten kann, wird bald vorbei sein. Alle Reiche sind vergangen, wenn ihre Menschen nicht mehr hart arbeiten, sondern Spaß und Beschäftigung genießen wollten. Der Grad des Abstiegs ist durch die Relation der Unproduktiven zu den Produktiven erkennbar.
(pi-news.net)

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