Risiken und offene Fragen
Von David Cohnen
Technische und finanzielle Probleme
"Wer auf Sand baut, dessen Haus wird einstürzen, wenn Sturm und Flut kommen."
(Matthäus 7,26-27, sinngemäß)
Die deutsche Energiepolitik steht vor einer ernsten Krise. Steigende Strompreise belasten Haushalte, Mittelstand und Wirtschaft, während der Verzicht auf Wasserstoff die Pläne für Wärmewende, Gebäudesanierung und Elektromobilität gefährdet. Ein schwerer Stromausfall in Spanien 2025 zeigt die Risiken eines Netzes, das stark auf nicht fossilen Strom aus Wind und Sonne setzt. Die folgenden Abschnitte beleuchten die technischen und finanziellen Probleme, die die Energieumstellung belasten.
Verzicht auf Wasserstoff als Backup-Lösung
Die Wirtschaftsministerin (CDU) hat Pläne, grünen Wasserstoff als zentrale Säule der Energieumstellung zu nutzen, stillschweigend aufgegeben. Wasserstoff sollte Schwankungen von Wind- und Solaranlagen ausgleichen, doch die Elektrolyse ist mit Wirkungsgraden von 60-70 % ineffizient, und es fehlen Pipelines sowie Speicherinfrastruktur. Die Kosten für eine nationale Produktion belaufen sich auf Hunderte Milliarden Euro. Die Vorgängerregierung (SPD, Grüne, FDP) setzte auf Importe aus Ländern wie Brasilien, Kanada und Namibia, ein Ansatz, den Fachleute (z. B. Fraunhofer-Institut) als schwer umsetzbar kritisierten. Der Rückzug erfolgte unauffällig, während globale Spannungen die Aufmerksamkeit banden.
Technische und operative Schwierigkeiten
Ohne Wasserstoff als Grundlast steht das Energiesystem vor großen Problemen:
Regelungsprobleme durch Volatilität
Wind- und Solaranlagen sind wetterabhängig. Wechselnde Windgeschwindigkeiten oder plötzliche Bewölkung können ihre Leistung schlagartig verändern, was zu Überproduktionen oder Leistungseinbrüchen führt. In instabilen Wetterlagen, die europaweit auftreten, gefährdet dies die Netzfrequenz (50 Hz). Windkraftwerke müssen bei stürmischen oder stark wechselnden Bedingungen oft abgeschaltet werden, um Schäden oder Netzinstabilität zu vermeiden, während konventionelle Kraftwerke (z. B. Gas- oder Kohlekraftwerke) nicht schnell genug hochfahren können, um Lücken zu schließen - Gaskraftwerke benötigen Minuten bis Stunden, Kohlekraftwerke Stunden.
Deutschland gleicht dies durch Stromimporte aus Nachbarländern wie Polen oder Frankreich (Kohle- oder Kernkraft) aus. Sollten alle Länder wie Deutschland auf nicht fossilen Strom setzen, könnten Netzengpässe oder Ausfälle drohen, da die Nachfrage in Flauten oder bei Überproduktion nicht gedeckt wäre. Die Wirtschaftsministerin setzt auf neue Gaskraftwerke mit 20 Gigawatt Kapazität, die fossiles Gas nutzen, was die CO?-Emissionen erhöht und Klimaziele gefährdet. Laut Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) kosten solche Anlagen 1-2 Milliarden Euro pro Gigawatt.
Verlust bestehender Kapazitäten
Der Ausstieg aus der Kernenergie (2011-2023) und der geplante Kohleausstieg (bis 2030) haben zuverlässige Kraftwerke im Wert von Milliarden Euro stillgelegt. Der Abriss von Anlagen machte eine Reaktivierung unmöglich. Neue Gaskraftwerke erfordern Investitionen von 15-20 Milliarden Euro (BDEW), was die öffentlichen Finanzen belastet.
Steigender Energiebedarf
Die Förderung von Wärmepumpen und Elektromobilität erhöht den Strombedarf um 20-30 % bis 2030 (Fraunhofer-Institut). Wärmepumpen sind bei nicht fossilem Strom effizient (Coefficient of Performance: ca 3), doch bei fossiler Stromerzeugung (Gaskraftwerke, Wirkungsgrad 40-60 %) verschlechtert sich die CO?-Bilanz. Mit jedem zusätzlichen Kubikmeter Gas und jedem neuen Stromverbraucher wird die Wärmewende infrage gestellt. Der Wegfall günstigen russischen Gases nach 2022 führt zu teurem LNG, was die Energiekosten um 50-100 % erhöht (BDEW).
Spanien 2025: Lehren aus einem Stromausfall
Ein schwerer Stromausfall in Spanien und Portugal (April 2025) zeigt die Risiken eines Netzes, das stark auf nicht fossilen Strom setzt. Spanien, mit 32.000 MW Photovoltaik (25 % der Kapazität), verlor 15 Gigawatt Strom, vermutlich durch Überproduktion bei instabilen Wetterlagen oder plötzlichen Ausfall von Solaranlagen. Die Netzfrequenz sank von 50 Hz auf 49 Hz, da Wind- und Solaranlagen keine Trägheit bieten.
Sicherheitsmechanismen schalteten Anlagen ab, und konventionelle Kraftwerke konnten nicht schnell genug reagieren (Red Eléctrica Española). Schwache Interkonnektivität mit anderen Ländern verschärfte die Krise. Lösungen wie ein stärkerer Netzausbau oder hybride Regelungssysteme, die Gas- und andere Kraftwerke kombinieren, könnten helfen, sind aber in Deutschland unterentwickelt. Deutschland steht vor ähnlichen Risiken, da Gaskraftwerke Schwankungen nur begrenzt ausgleichen können.
Finanzielle Belastungen und steigende Strompreise
Die Energieumstellung verursacht enorme Kosten. Die Wärmewende erfordert über eine Billion Euro, die gesamte Umstellung drei bis fünf Billionen Euro (Ifo-Institut). Sonderschulden von 500 Milliarden Euro (inkl. 100 Milliarden für Klimaschutz) aus der Grundgesetzänderung 2025 erhöhen die Zinslast (2025: 39,5 Milliarden Euro). Steigende Strompreise verschärfen die Lage: Laut Verivox hätte eine Senkung der Stromsteuer (von 2,05 auf 0,05 Cent/kWh) Haushalte um bis zu 84 Euro jährlich entlastet. Doch die Bundesregierung hat ihr Versprechen gebrochen und die Senkung auf Industrie und Landwirtschaft beschränkt, mit Verweis auf Haushaltszwänge (Finanzminister). Die Abschaffung der Gasspeicherumlage (ab 2026, Ersparnis 27-48 Euro/Jahr) wird als unzureichend kritisiert.
Politische Probleme
Die Energiepolitik ist von ideologischen Fehlentscheidungen und strategischen Zwängen geprägt.
Ideologische Prioritäten der Altparteien
Die Grünen machten Klimaschutz zum Mainstream, ein Konzept, das Merkel (CDU) und die SPD übernahmen. Der Atomausstieg und der Fokus auf nicht fossilen Strom wurden von CDU/CSU, SPD und Grünen vorangetrieben, oft unterstützt von öffentlich-rechtlichem Rundfunk und etablierten Medien. Diese Politik unterschätzte jedoch Kosten und technische Grenzen, was zu hohen Strompreisen und Versorgungsrisiken führte.
Ausbleibende öffentliche Debatte
Die Maßnahmen der Wirtschaftsministerin, wie die Abkehr von Wasserstoff hin zu Gaskraftwerken, haben kaum Reaktionen ausgelöst. Eine Analyse von X-Posts und Webquellen (z. B. tagesschau.de, WELT, 06.2025) bestätigt, dass das Thema in öffentlichem Rundfunk, etablierten und alternativen Medien wenig Beachtung findet, selbst in Kreisen, die sonst kritische Analysen unterstützen. Dies deutet darauf hin, dass die Tragweite der Entscheidungen unterschätzt oder nicht erkannt wurde.
Kritik aus der Opposition
Kritische Akteure wiesen früh auf die Schwächen der Energieumstellung hin - hohe Kosten, technische Risiken, Verlust von Backup-Kapazitäten. Ihre Argumente fanden über Plattformen wie X Verbreitung, was ihren Stimmenzuwachs förderte, trotz Marginalisierung in etablierten Medien.
Politische Zwänge der Regierung
Die CDU/CSU unter Merz verfolgt die Losung, von wasserstoffbetriebenen zu gasbetriebenen Kraftwerken zu wechseln, um die Versorgungssicherheit zu stärken. Doch die Koalition mit der SPD schränkt die Handlungsfähigkeit ein, da die SPD an Klimaschutzmaßnahmen festhält. Die ausbleibende Stromsteuersenkung für alle zeigt die Unfähigkeit der Regierung, die Energiepreise effektiv zu senken. Der Finanzminister (SPD) verweist auf Haushaltszwänge, doch die Bevorzugung von Gas widerspricht der Elektrifizierung, wie der Bundesverband Wärmepumpe kritisiert.
Fazit
Die deutsche Energiepolitik steht vor einer ernsten Krise. Der Verzicht auf Wasserstoff, der Verlust von Atom- und Kohlekraftwerken, der steigende Strombedarf und die Abhängigkeit von teurem fossilem Gas haben die Energiepreise in die Höhe getrieben. Regelungsprobleme durch plötzliche Leistungsschwankungen von Wind- und Solaranlagen sowie die Abhängigkeit von Stromimporten aus Nachbarländern offenbaren die Schwächen des Systems. Der Stromausfall in Spanien warnt vor den Risiken eines unregulierten Netzes.
Die ausbleibende Stromsteuersenkung und die fehlende öffentliche Debatte über die Maßnahmen der Wirtschaftsministerin verdeutlichen die politische Misere. Die Altparteien (CDU/CSU, SPD, Grüne) tragen die Hauptverantwortung, da sie ideologische Ziele über Realitäten stellten, während kritische Stimmen frühzeitig auf diese Probleme hinwiesen. Nur realistische und mutige Entscheidungen können Deutschland vor einer weiteren Verschärfung bewahren.