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Lanz‘ Inszenierung gescheitert

AfD: Keine deutschen Soldaten in die Ukraine

Von David Cohnen

In einem meiner letzten Aufsätze schrieb ich, dass Markus Lanz zu den
bemerkenswertesten Talkmastern im deutschen Fernsehen gehört. Ich hob hervor, dass er kontroverse Themen aufgreift, Argumente ernsthaft prüft und Gesprächspartner kritisch hinterfragt, wie beispielhaft in der Sendung vom 2. Oktober 2025 mit der taz-Journalistin Ulrike Winkelmann. Dort zeigte Lanz seine Fähigkeit, Positionen analytisch zu prüfen, fair in die Diskussion einzubringen und Gäste dazu zu bringen, ihre Argumente zu reflektieren. Auch seine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, auf unerwartete Argumente einzugehen, hatte ich damals besonders gelobt.

Die Sendung vom 15. Oktober 2025 mit Beatrix von Storch (AfD) verdeutlicht jedoch die Grenzen dieser Stärke. Von Storch erklärte klar, dass die AfD für eine Wehrpflicht sei, jedoch nicht für den Einsatz deutscher Soldaten in der Ukraine. Lanz versuchte, dies durch Einspieler mit Tino Chrupalla, Alice Weidel und Björn Höcke als Widerspruch darzustellen. Die drei Politiker vertraten im Kern die gleiche Haltung wie von Storch: Sie lehnten Auslandseinsätze ab und betonten sinngemäß, dass sie ihre Söhne nicht in einen Krieg in die Ukraine schicken wollten.

Gerade diese Klarheit macht Lanz' Inszenierung unplausibel, da die angeblich widersprüchlichen Aussagen der Politiker inhaltlich mit Storchs Position übereinstimmen. Die Inszenierung wäre analytisch interessant gewesen, wenn daraus eine sachliche Schlussfolgerung gezogen worden wäre. In der Sendung war davon jedoch nichts zu erkennen; im Gegenteil, Lanz schien die Wirkung, die er vermitteln wollte, aufrechtzuerhalten, trotz der klaren Aussagen der Politiker.

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, mein zuvor geäußertes Lob für Markus Lanz teilweise zu relativieren: Zwar bleibt er ein analytisch starker Talkmaster, doch zeigt dieser Fall, dass seine Gesprächsführung auch dazu genutzt werden kann, Aussagen gezielt umzudeuten um Positionen ad absurdum zu führen. Seine Anpassungsfähigkeit ist somit situationsabhängig und nicht immer Ausdruck journalistischer Fairness.

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