Springe zum Inhalt

Mehr Windräder, weniger Strom

"Wall Street Journal zerpflückt Deutschlands Energiedebakel"

Von David Cohnen

Am 26. April 2025 veröffentlichte Nicolas Butylin in der Berliner Zeitung einen Artikel unter dem Titel "Wall Street Journal zerpflückt Deutschlands Energiedebakel: ,Kein Vorbild' für die USA" (Berliner Zeitung, 26.04.2025). Grundlage dieses Beitrags ist ein Meinungsartikel des renommierten Wall Street Journal (WSJ) aus New York (Wall Street Journal Artikel).

Das Wall Street Journal übt scharfe Kritik an Deutschlands Energiepolitik, insbesondere an der sogenannten "Energiewende", die als misslungen dargestellt wird. Trotz massiver staatlicher Investitionen in erneuerbare Energien - im dreistelligen Milliardenbereich - sei der Anteil des Ökostroms im ersten Quartal 2024 drastisch von 56 auf 47 Prozent gefallen. Hauptgrund dafür sei eine anhaltende Dunkelflaute: windstille und sonnenarme Monate, in denen weder Wind- noch Solarenergie in ausreichendem Maße produziert werden konnten. Dies belegt das WSJ mit Daten des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Besonders kritisiert wird im WSJ die Tatsache, dass Deutschland trotz der Installation von 872 neuen Windrädern einen 16-prozentigen Rückgang bei der Windstromproduktion verzeichnen musste. Die Autoren des Artikels ziehen daraus den klaren Schluss, dass erneuerbare Energien allein nicht in der Lage seien, eine hochentwickelte Industriewirtschaft zuverlässig mit Energie zu versorgen.

Das Wall Street Journal weist zudem auf ein weiteres strukturelles Problem hin: Um die instabile Versorgung durch Wind und Sonne abzufedern, plane die nächste Bundesregierung unter Friedrich Merz, Gaskraftwerke mit einer Leistung von 20 Gigawatt als Backup bereitzustellen. Doch auch diese Strategie werde durch die Schwankungen der erneuerbaren Energien unwirtschaftlich und mache zusätzliche Subventionen notwendig. Mit deutlichem Sarkasmus kommentiert das WSJ: "Viel Erfolg dabei!"

Ein besonders schwerwiegender Vorwurf betrifft den deutschen Verzicht auf Kernenergie, der das Energiedilemma weiter verschärfe. Deutschland verfolge damit einen teuren und ineffizienten Doppelkurs aus Gas- und erneuerbaren Energien, ohne eine stabile Grundlastversorgung sicherzustellen.

Das abschließende Urteil des Wall Street Journal ist vernichtend:
"Deutschland ist auf dem Weg zu erneuerbaren Energien weiter als viele andere große Volkswirtschaften. Sein Energiedebakel reicht jedoch aus, um allen anderen klarzumachen, dass es kein Vorbild ist."

Die Berliner Zeitung greift diese Analyse umfassend auf und macht sie für ein deutsches Publikum sichtbar. Sie verweist explizit auf die zentrale Warnung des WSJ an die USA: Sie sollten nicht dem deutschen Modell folgen.

Eigene Einordnung und Schlussfolgerung:
Die Kritik, die das Wall Street Journal formuliert und die Nicolas Butylin in der Berliner Zeitung transportiert, bestätigt eine Entwicklung, auf die viele Beobachter - auch ich - seit Jahren wiederholt hingewiesen haben:
Die deutsche Klimapolitik wirkt in vielerlei Hinsicht inkonsistent, unrealistisch und von ideologischen Wunschvorstellungen geprägt, anstatt auf praktikablen, technologieoffenen und verlässlichen Grundlagen zu beruhen.

Bereits seit Jahren wird kritisiert, dass die Bundesregierung zwar einerseits den Ausstieg aus fossilen Energieträgern und der Kernkraft betreibt, andererseits aber keine stabile Alternativstruktur geschaffen hat.
Statt auf eine vernetzte Strategie zu setzen, die erneuerbare Energien, Kernkraft und Übergangstechnologien sinnvoll kombiniert, wurde ein riskanter Sonderweg eingeschlagen, der jetzt - wie das Wall Street Journal treffend feststellt - als abschreckendes Beispiel dient.

Diese Kritik betrifft nicht nur die Energiewende als solche, sondern auch die generelle Inkonsequenz der deutschen Klimapolitik: sei es im Verkehrssektor, bei der Gebäudesanierung, der Wirtschaftsstruktur oder der internationalen Verantwortung - überall mangelt es an realistischen Konzepten und einer ehrlichen Bestandsaufnahme.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert