Weltuntergang
Von Moritz Seeler
Einst kommt mit nackter Wut und ihrem Pralle,
Sich türmend, hebend, mörderisch sich wälzend,
Zwar niederstürzend, doch beim eignen Falle
In dem Vergehn zerstörerisch zerschmelzend,
Es kommt die Flut — die große Flut wird kommen,
Die alles Feste brausend überspült.
Das grollende Getös’ hat zugenommen.
Das Meer ist unterirdisch aufgewühlt.
Die große Flut des Blutes und der Tränen,
Die Deiche, Dämme, Städte, Brücken frisst,
Die auch die Rudernden in ihren Kähnen,
Die sich noch retten möchten, nicht vergisst,
Die brüllend, tobend, mit des Abgrunds Heulen
Das Land in jähem Sprunge überfällt,
Es mit der Kraft von hunderttausend Keulen
Zerschlägt, dass es wie morscher Kalk zerschellt,
Die fürchterliche Flut von Tränenschaume
Und dem durch rotes Blut gefärbten Gischt
Steigt zu des Himmels Rand und seinem Saume
Und sie verschlingt die Sonne, die erlischt.