Springe zum Inhalt

Szenen einer Ehe

Deutschland Ost und West

Von RAINER K. KÄMPF

Die Stimmungslage steht offenbar auf Rosenkrieg im buntesdeutschen Haus. Östlich von Werra und Elbe werden die Blaumänner aufmüpfig, zicken und sind nicht mehr hörig. Trotz aller Ermahnungen von „drüben“ macht der übervorteilt verheiratete Partner Sperenzchen und zeigt die unartige Neigung, sich zu emanzipieren. Bis es dazu kommt, daß die zornige Drohung der Scheidung in den Raum gestellt wird. Szenen einer Ehe.

Altgediente Ehemänner haben ein Déjà-vu und diejenigen, die auf entsprechende Erfahrungen zurückgreifen können, heben den Finger und setzen zur Mahnung an.

Die hitzig ausgesprochene Idee, die vorschnelle Heirat vom 3. Oktober 1990 vors Familiengericht zu bringen, könnte im Blauen Teil der Republik einen unterschwellig wohligen Schauer mit Gänsehaut auslösen. Das wäre eine Option, wieder sein eigenes Ding zu machen. Aus den vergangenen schlechten Erfahrungen lernen und zukünftig eigenverantwortlich offensichtliche Fehler sein lassen.

Das wäre auch jetzt schon im Bereich des Machbaren, geht aber nicht, weil der andere nicht will, mauert und die berechtigte Unzufriedenheit als mangelnde Dankbarkeit umzudeklarieren versucht. In der Regel führt Starrköpfigkeit selten zum Versöhnungstermin.

Offensichtlich haben die Mitteldeutschen die Faxen dicke vom „Erfolgsmodell“ Bundesrepublik. Frisch verliebt, demzufolge geistig umnebelt, gingen sie vor 34 Jahren in einen vermutlich goldenen Käfig. Schillernd war dieser, jedoch wurden wir geblendet vom Katzengold. Das wird nun vielen klar.

Was würde bei einer Scheidung geschehen? Und sage niemand, es wäre unmöglich. Daß wir hier sturköpfig, zielorientiert und durchsetzungsfähig sind, wurde doch schonmal unter Beweis gestellt. Der Kampfgeist ist fruchtbar noch.

Wir würden entscheiden, wer bei uns wohnt. Die Haustüre wäre gesichert und wenn einer kommen wollte, fragte man ihn, warum und was er gedenke, mitzubringen. Unsere Wirtschaftspolitik würde nicht mehr ideologisch ausgerichtet, sondern wissenschaftlich-ökonomisch fundiert sein. Die Leunawerke müßten ja nicht unbedingt wieder „Walter Ulbricht“ heißen, man könnte Max Krah fragen, was er davon hält.

Im Bildungssystem stände Bildung im Vordergrund, und die Schüler lernten wieder vernünftig Deutsch lesen und schreiben. Unsere Kultur wäre Grundlage des Gemeinwesens und die Jungs gingen am Wochenende auf Pirsch, um ein Mädchen (also ein weibliches) kennenzulernen.

Familie, als tragende Zelle unserer Gemeinschaft, wird zur Grundlage des gesellschaftlichen Seins und eine menschenfreundliche Gesundheitspolitik verhinderte, daß Opa oder Oma im Heim, schmählich abgefüttert, der CO2-neutralen finalen Selbstverwirklichung entgegengehen.

Ich könnte hier die Varianten der Trennungsvorteile ewig weiterführen. Belassen wir es dabei. Nach fünf Jahren machten wir Kassensturz und stellten fest, für welchen Partner die Scheidung ein Glücksfall war …

Nein. Ich rede hier natürlich nicht der Spaltung das Wort. Schon gar nicht der Separation! Nur, manchmal wirkt beißender Zynismus wie der viel beschworene Klaps auf den Hinterkopf. Denkt mal darüber nach …
(pi-news.net)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert