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Über die Dummheit

„Die Dummen richten mehr Schaden an als die Banditen“

Von Hans Hofmann-Reinecke

Welche Ansichten haben Sie, lieber Leser, liebe Leserin zum Thema „menschliche Dummheit“ – als Außenstehender? Ich selbst habe auf eine Arbeit des italienischen Ökonomen Carlo Cipolla von 1976 zurückgegriffen. Seine Untersuchungen gipfeln in einer Erkenntnis, welche Erklärungen zu politischen Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit liefern könnte: „Die Dummen richten mehr Schaden an als die Banditen“.

Hauptsätze der Dummheit
Cipolla hat festgestellt, dass eventuelle Dummheit per Geburt vorgegeben ist, so wie die Blutgruppe, und dass sie weder durch Training noch durch Medikamente beseitigt werden kann. Daraus schließt er, dass die Dummen, ähnlich einer bestimmten Blutgruppe, in allen beruflichen oder gesellschaftlichen Gruppierungen gleich häufig sind, und zwar mit der Rate σ (sigma = griechisch „s“ für „stupid“).

Er formuliert nun fünf Grundgesetze, für die es, ähnlich der Gravitation oder dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, keine Ausnahmen gibt.

„Jeder intelligente Mensch unterschätzt immer und unvermeidlich die Anzahl der Dummen in seiner Umgebung.“
„Die Wahrscheinlichkeit, dass eine bestimmte Person dumm ist, ist unabhängig von allen sonstigen Eigenschaften dieser Person.“
(zentrales Gesetz) „Ein dummer Mensch ist jemand, der einem anderen oder einer Gruppe Schaden zufügt, ohne sich selbst einen Vorteil zu verschaffen; manchmal schadet er sich dabei sogar selbst.“
„Nicht-dumme Menschen unterschätzen stets die zerstörerische Macht dummer Individuen. Insbesondere ist ihnen nicht bewusst, dass es zu allen Zeiten, an allen Orten und unter allen Umständen ein kostspieliger Fehler ist, mit dummen Menschen Geschäfte zu machen oder Umgang mit ihnen zu pflegen.“
„Ein dummer Mensch ist die gefährlichste Form des Individuums, gefährlicher als ein Bandit.“

Erkennt sie an ihren Taten
Ein Dummer ist nicht immer dumm und ein Intelligenter nicht immer intelligent. Es kommt auf die Statistik an, wie oft jemand dumm oder intelligent handelt. Das beurteilen wir nun mit Hilfe einer Matrix. Die Handlungen klassifizieren wir nach zwei Kriterien: Welchen Nutzen oder Schaden haben sie dem Kandidaten selbst gebracht, und welchen seinen Mitmenschen. Dabei wird in dem Koordinatensystem der Schaden als negativer Nutzen dargestellt. Werfen Sie einen Blick auf die Graphik unten.

Beispiel: Sie teilen Ihr Wissen freigiebig mit Kollegen, damit ein gemeinsames Projekt besser läuft. Davon profitiert das Projekt, und Sie werden als kompetent und sympathisch wahrgenommen. Dieser Gewinn an Reputation führt dazu, dass Sie im nächsten Projekt als Leiter eingesetzt werden. Die großzügige Verteilung Ihres Wissens war einerseits von Nutzen für das Team, und andererseits profitierten Sie durch den beruflichen Aufstieg. Das war intelligent. In der Matrix landen Sie im Feld recht oben, beim schlauen Fuchs. Glückwunsch!

Es geht aber auch anders. Neulich hat mich ein Handwerker um eine Vorauszahlung für Arbeit an den Fensterläden gebeten, damit er die notwendigen Teile kaufen könnte. Das Geld hat er von mir bekommen, aber den Mann habe ich dann nie wieder gesehen. Der war also ein Bandit. Er hat sich auf meine Kosten einen Vorteil verschafft, ohne mein Einverständnis.

Nun unterscheidet Cipolla zwischen akzeptablen und schamlosen Banditen. Wer dem Opfer einen Schaden zufügt, der größer ist als der eigene Nutzen, der ist schamlos. Umgekehrt, wenn der Nutzen des Banditen deutlich größer ist als der Schaden für das Opfer, dann ist das schon fast akzeptabel. So war das vermutlich mit besagtem Handwerker, dem die ergaunerten 30 Euro vermutlich mehr bedeuteten als mir.

Wohin mit Northvolt?
Versuchen Sie doch selbst mal Interaktionen aus Ihrem Alltag zu klassifizieren. Welche Dinge haben Sie initiiert, bei denen beide Seien gewonnen haben? Oder vielleicht auch solche, bei denen es nicht so glücklich aus ging? Und wenn Sie dann etwas Routine in der Anwendung von Cipollas Matrix haben, dann müssen Sie mir helfen. Es geht um etwas Wichtiges.

Wir hatten ja betont, dass der Anteil σ der Dummen in Gruppierungen aller Art immer gleich ist. Das trifft sicherlich auch auf Regierungen zu. Aber dann wären doch die Regierungen dieser Welt alle gleich dumm, bzw. gleich intelligent! Das jedoch widerspräche der Beobachtung. Woher kommt der Unterschied? Ob eine Regierung insgesamt dumm oder intelligent ist, hängt davon ab, welche Population das Sagen hat – die der Dummen oder die der Intelligenten.

Wie ist das nun bei der gegenwärtigen deutschen Regierung? Welche Handlungen haben den Regierenden selbst und in welchem Umfang Nutzen oder Schaden beschert? Und wie war das im Vergleich zu Nutzen bzw. Schaden für die deutsche Bevölkerung? Die von Herrn Habeck vorangetriebene Investition von Bund und Land Schleswig-Holstein in die Firma Northvolt hat die Steuerzahler rund eine Milliarde Verlust gebracht. Das sind 50 Euro Schaden für jede der 20 Millionen deutschen Familien. Und welchen Nutzen hat das Projekt Herrn Habeck gebracht? Und wie war das mit Herrn Spahn und den vielen Corona-Masken? Darf man das fragen? Und wie ist das mit den Straßenkleberinnen – ihr Nutzen sind ein paar Hunderter von einer grünen NGO dafür, dass Tausende von Berufstätigen Stress haben und zu spät zur Arbeit kommen.

Die Energiewende wiederum hat den Wind- und Sonnenbaronen unvorstellbare Gewinne beschert und Deutschland existenziellen Schaden. Das sind Geschäfte, die Herr Cipolla vermutlich bei den schamlosen Banditen platzieren würde. Herr Trittin wiederum feierte das Abschalten des letzten deutschen KKW am Brandenburger Tor. Deutschland aber wurde durch den Atomausstieg ein Schaden zugefügt, wie er in solcher Größenordnung bisher nur durch Krieg verursacht wurde. Und was genau war der Nutzen für Trittin? Er hatte die Schadenfreude. Gibt es noch etwas Mieseres? Hat das auf Cipollas Matrix noch Platz?

Helfen Sie mir eine statistisch relevante Zahl von Entscheidungen der deutschen Regierung zu analysieren – ich möchte da auf keinen Fall im falschen Quadranten landen.

Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.
(vera-lengsfeld.de)

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