Zukunftsprogramm UnsereAnarchie™
Von RAINER K. KÄMPF
„Ihr lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben danach!“ Wenn nichts mehr ging, versuchte unser Lehrer mit diesem Satz zu motivieren. Manchmal hat es sogar geklappt, und spätestens jetzt ist klar, daß er recht hatte.
Heutige Schülergenerationen haben es insoweit besser, weil sie viel schneller den Punkt erreichen, an dem der Groschen fällt.
Im Hauptslum der bunten Republik läuft das Projekt „Schule fürs Leben“. Also jetzt nicht so beiläufige Dinge wie Mathe oder Deutsch. Nein. Nichtmal Klimahüpfen ist noch angesagt. Berlin kleckert nicht, sondern klotzt. Bevor Schulabgänger in die viel diskutierten Stadtbilder entlassen werden, durchlaufen sie ein Konditionierungsprogramm, das hoffen läßt, daß so viele wie möglich den Härtetest buntesdeutschen urbanen Lebens bestehen und weitgehend durchkommen. Tatsächlich also Schule fürs Überleben.
Bis Oktober dieses Jahres mußten in Berlin Polizisten 1129 Mal ausrücken, um auf Schulhöfen und in Klassenzimmern die Kollateralschäden UnsererDemokratie™ noch halbwegs zu revidieren.
Allein 253 Einsätze wegen Körperverletzung lassen erahnen, daß Ina Deters Forderung von 1982 erfolgreich umgesetzt wird. Gehen wir getrost davon aus, daß nicht wegen jedes Wehwehchens die 110 gewählt wird, stimmt es hoffnungsfroh, daß kommende Generationen die Stadtbilder weiter abwechslungsreich gestalten werden.
Die Generation Weichei ist passé und unser Nachwuchs wird effektiv und angepaßt auf das Zukunftsprogramm UnsereAnarchie™ vorbereitet. Wie wir sehen, wird der Bildungsauftrag in dieser Hinsicht übererfüllt.
Was den bevorstehenden Ostlandfeldzug betrifft, können wir uns in der wohligen Gewißheit wiegen, daß Pistorius‘ Kanonenfutter in den Gräben am Kursker Bogen heldenhaft auf sein Streichen von den Verpflegungslisten hinarbeiten wird.
Und so bekommt alles seinen vorbestimmten Sinn.
(pi-news.net)
