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Leselust?

Kritik und Verteidigung: Erik Lehnerts Kaplaken „Wozu Partei?“

Der promovierte Philosoph Erik Lehnert plädiert in seinem Kaplaken
Der promovierte Philosoph Erik Lehnert plädiert in seinem Kaplaken "Wozu Partei?" für mehr Metapolitik und für ein Festhalten am Partikularismus gegen den alles auflösenden Universalismus – jenseits der paradoxen Illusion, eine einzelne Partei könne den Parteienstaat von innen heilen.

Selten erscheint ein Buch, das die politische Lage Deutschlands mit solcher Klarheit und Konsequenz durchleuchtet, wie diese „rechte Bilanz“ der ersten 25 Jahre des 21. Jahrhunderts!

Aus jahrzehntelanger Beobachtung und publizistischer Erfahrung heraus entstanden, legt Autor Dr. Erik Lehnert mit seinem Kaplaken „Wozu Partei?“ eine systematische Zerlegung des Niedergangs vor: Volk, Nation und Staat werden planmäßig abgebaut, der liberale Universalismus feiert seinen Endsieg, und im Rahmen der herrschenden Postdemokratie wird jede echte Volksherrschaft völlig entkernt.

Was bleibt, ist ein reiner Parteienstaat, der sich selbst perpetuiert und jede grundlegende Opposition in Schach hält.

Im Zentrum der Analyse steht die AfD – nicht als bloßer Wahlerfolg, sondern als Symptom und Hoffnungsträger zugleich. Die Partei hat die metapolitische Wahrnehmungselite der Rechten in ein mithandelndes Vorfeld verwandelt und den Zugang zur Macht in greifbare Nähe gerückt. 2015 markierte den Wendepunkt: Aus Euro-Kritikern wurden Verteidiger der Grenzen und der nationalen Substanz. Der Osten erwies sich als Avantgarde, geprägt von der Erfahrung plötzlicher Systembrüche und einem tiefen Mißtrauen gegenüber Bevormundung und Lügen.

Genau hier setzt die eigentliche Stärke des kompakten Büchleins an: Es feiert nicht blind den Aufstieg der AfD, sondern warnt mit beeindruckender Nüchternheit vor den Grenzen ihrer Wirksamkeit. „Das Mittun macht unfrei, die Partei will, wie jede Partei, ihren Einfluß maximieren und fordert Loyalität ein.“

Kompromisse pflastern den Weg zur Macht, doch sie drohen, den ursprünglichen Impuls zu korrumpieren. Der parteienstaatskritische Kern, einst stark bei Gründervätern wie Alexander Gauland, schleift sich ab, sobald Fraktionsgelder fließen und Ausschüsse locken. Oligarchisierung, Anpassung an parlamentarischen Pragmatismus und die große Versuchung, Teil der Beutegemeinschaft zu werden – all das macht eine Partei, die anders sein wollte, letztlich berechenbar und integrierbar.

Noch schärfer Lehnerts Warnung: Der Erfolg der AfD beruht bisher auf den Fehlern der Gegner, nicht auf einer eigenen, alles vereinenden Alternative. Sie stabilisiert paradoxerweise das System, indem sie die Wahlbeteiligungen steigert und den Eindruck echter Wahlmöglichkeiten erweckt.

Der Autor plädiert deshalb für mehr: für Metapolitik, für ein Festhalten am Partikularismus gegen den alles auflösenden Universalismus – jenseits der paradoxen Illusion, eine einzelne Partei könne den Parteienstaat von innen heilen. Durchzogen von Denkern wie Carl Schmitt, Robert Michels und Arnold Gehlen, verbindet das Buch historische Tiefe mit brennender Aktualität. Es ist keine Klage, sondern ein intellektueller Weckruf: Wer die deutschen Interessen als besondere Interessen verteidigen will, steht im denkbar größten Gegensatz zu jenen, die nur das Allgemeine kennen. Eine mitreißende, unverzichtbare Lektüre für alle, die den verlorenen Posten bis zum Letzten halten wollen.
» Erik Lehnert: „Wozu Partei?“, Antaios 2025, 96 S., 10 Euro
(pi-news.net)

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