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Fußballsport eine Waffe?

Von WOLFGANG HÜBNER

Der deutsche Fußball ist fest im Griff der Politik. Einen Tag vor dem Finale der Champions League zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund sowie zwei Wochen vor Beginn der Europameisterschaft in Deutschland ist das zwar keine neue Erkenntnis, aber eine mit aktueller Brisanz. Denn der Sponsorenvertrag von Borussia Dortmund mit dem boomenden Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall gibt der inzwischen unauflösbaren Verknüpfung zwischen dem Profifußball und politischen Interessen eine neue Qualität.

Wenn einer der bekanntesten und bislang auch besonders beliebten Vereine im Land das Bündnis mit einem Unternehmen eingeht, dessen begehrteste Produkte Tötungsmaschinen sind, dann wird jedes Gerede vom angeblichen menschen- und völkerverbindenden Charakter des Sports nicht nur das leere Geschwätz, das es schon lange ist, sondern zynisch und aggressiv. Dass der grüne Bundesrüstungsminister von der Kooperation im Ruhrgebiet begeistert ist, darf so wenig wundern, wie die alberne Rechtfertigung des Dortmunder Vereinsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke, man „öffne sich ganz bewusst für einen Diskurs“.

Dabei geht es doch darum, für beide Seiten eine sogenannte „Win-Win-Situation“ zu erzeugen: Der Profiverein bekommt aus den nun reichlich sprudelnden Rheinstahl-Profiten mehr Kohle; der Rüstungskonzern macht mit den international auftretenden Fußballern kostengünstig Reklame für den Verkauf und Export von Waffen ‚Made in Germany‘. Und möglichst niemand soll darüber reden, wer diese Waffen bezahlt, nämlich die Steuerzahler, von denen etliche auch noch hohe Eintrittsgelder entrichten müssen, um ihren Verein zu unterstützen.

Als Schalke 04 zu Beginn des Ukrainekrieges 2022 nach jahrelanger Kritik an dessen russischem Sponsor Gasprom die Verbindung nach Sankt Petersburg kappte, verlor der Verein ein Unternehmen, das Millionen Menschen mit preisgünstiger Energie versorgte. Nun „gewinnt“ Bo Dortmund gegen Russia ein Unternehmen, das diesen Millionen nichts bietet außer Steuergeldvernichtung und die Gefahr, Ziel eines militärischen Angriffs zu werden. Eine „Win-Win-Situation“ für die Deutschen ist das garantiert nicht. Wer das begreift, sollte am Samstag um 21 Uhr nicht vorm Fernseher sitzen.
(pi-news.net)