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Grauen in Vielfalt

(Wikipedia)

Wenn an Kirchen Käfige mit Gutmenschen hängen

(gh) - Scharia-Polizei, Religionsgarden, Rassismus-Wächter, Buntsoldaten, Ismusfanatiker, Pro- und Contra-Wandler, Gutmenschen. Grau und einfältig ist alle Praxis, die vorgibt, Vielfalt zu sein. Ob ein Landrat von Sorge um gesellschaftlichen Wandel phantasiert, Bürgermeister hinter einer Multi-Kulti-Fahne herlaufen und die eigene vergessen, Menschen das Denken durch Muttis oder Papis Lenken als gnädige Führung und Fügung wie von göttlicher Hand abgenommen wird, dahinter steckt immer Totalitäres. Ich, nicht Du.

"Und willst Du nicht mein Bruder sein, so schlag' ich Dir den Schädel ein". Dies ist ein sehr urmenschlicher Zug, fast jede Religion, worunter auch Ideologien mit Gewaltphantsien gehören, hat ihn in sich und ist bestrebt, ihn durchzusetzen. Die am Turm von St. Lambert in Münster hängenden drei Eisenkäfige sind nicht nur Symbol dessen zu dem Menschen fähig sind. Immer und überall. Zur Warnung vor sich selbst müssten überall an Kirchen, Rathäusern, Parlamenten solche Käfige angebracht sein. Die überall aufgestellten Kruzifixe scheinen keinerlei Wirkung mehr zu haben, längst überholt durch Weihnachtsmann und Osterhase.

In den Käfigen von Münster wurden 1536 die Leichen von drei Anführern eines totalitären Gottesstaate, des Täuferreichs von Münster, ausgestellt, nachdem sie vor der Kirche gefoltert und hingerichtet worden waren. Zwischen 21 und Mitternacht bläst halbstündlich seit 1379 eine Türmerin ein Horn. Dienstag ist Ruhetag. Das Täuferreich von Münster war in den 1530er Jahren eine sich zunehmend radikalisierende Herrschaft reformatorisch ausgerichteter Bürger der Stadt um den Prediger Bernd Rothmann hin zu einem apokalyptisch-chiliastischen Regime, das unter dem Eindruck der militärischen Einkesselung und Aushungerung durch katholische Truppen zu offener Gewalt griff. Es endete im Juni 1535 mit der Rückeroberung der Stadt durch den Fürstbischof Franz von Waldeck. Im Laufe des abgefeierten Reformationsjahres um Martin Luther hätte eine gute Gelgenheit bestanden, aufzuzeigen, wohin Reformationen und Revolutionen, man denke an die französische, die russische fast zwangsläufig auch führen.

Ist es nicht seltsam, dass das Luther-Jahr nicht in ein Gedenken an den Dreißigjährigen Krieg führte, für den diese "Reformation" Anlass war, vorgegeben oder wirklich? Das Täufertum hat sich nicht nur in Münster als radikaler Zweig der Reformation entwickelt, sondern ab 1520 in mehreren mitteleuropäischen Regionen. Auch in Straßburg herrschte ein endzeitliches Milieu, welches auf andere Gebiete in Deutschland ausstrahlte. In Münster entwickelte sich im Zuge der Reformation im Kleinen, was später ganz Europa verheerte in Auseinandersetzungen politischer und wirtschaftlicher Art um die Macht,wobei jedes Mittel recht war und sei es dass der Religion.

Auf einen Schlag wurde das städtische Regiment evangelisch, wie auch der Gemeinderat. Erinnert dies nicht an Geschehen 1933? 1534 setzten sich die Täufer in Münster bei der Ratswahl durch und übernahmen die Stadtregierung. Die noch gebliebenen Katholiken sowie nicht den Täufern angehörende Protestanten nichttäuferische Protestanten verließen die Stadt oder wurden vertrieben, wenn sie sich nicht wiedertaufen ließen. Ihre Häuser wurden besetzt oder verwüstet. Unter dem späteren "König von Münster", dem 24-jährigen Jan van Leiden, radikalisierte sich die neue Gewaltherrschaft. Er schaffte die übliche Folter vor Vollstreckung von Todesurteilen ab, aber die Hinrichtungen übernahm er oft selbst. Münster führte 1534 auf Grund eines erheblichen Frauenüberschusses die Polygynie ein - was war das noch, das jüngst Jungliberale forderten? - obwohl die Täufer anfangs für strenge Sittenwacht waren.

Jan van Leiden selbst nahm im Verlauf des Täuferreiches 16 Ehefrauen. Im September 1534 wehrte die Stadt einen Sturmversuch der Belagerer ab, worauf Jan van Leiden zum „König Johannes I.“ ernannt wurde. Im September wurden „Missionare“ in benachbarte Städte geschickt. Diese wurden jedoch entweder von bischöflichen Truppen abgefangen oder in ihren Zielstädten aufgegriffen. Diejenigen, die predigen konnten, hatten geringen Erfolg. Lediglich in Warendorf übernahmen die Täufer für eine Woche die Kontrolle der Stadt, wurden aber schnell von bischöflichen Soldaten geschlagen. Im Oktober 1534 scheiterte auch ein Hilfegesuch an die niederländische Täuferbewegung, die sich dort ebenfalls unter Druck befand.

Die Belagerung der Stadt durch vereinigte Fürstenheere altgläubiger und evangelischer Fürsten führte bald zu einer Hungersnot. Das Leid war so groß, dass sogar die weiße Kalkfarbe der Kirchen abgekratzt, in Wasser aufgelöst und als Milch verteilt worden sein soll.

Nach eineinhalb Jahren wurde Münster am 24. Juni 1535 eingenommen. Ein Blutbad beendete das Täuferreich. Rund 650 Verteidiger wurden getötet, die Frauen aus der Stadt vertrieben. Hauptprediger Bernd Rothmann und „Reichskanzler“ Heinrich Krechting konnten entkommen. In den folgenden Wochen wurden die noch lebenden Täufer beiderlei Geschlechts, mit Ausnahme von Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling, hingerichtet.

Die drei verbliebenen Oberhäupter der Täufer wurden zunächst ein halbes Jahr lang im Stift herumgezeigt sowie mit und ohne Folter zu ihren angeblichen Vergehen befragt. Am 6. Januar 1536 wurden sie in Wolbeck zum Tode verurteilt und am 22. Januar zu Füßen der Lambertikirche auf dem Prinzipalmarkt zu Tode gefoltert.  Jan van Leiden, Bernd Krechting und Bernd Knipperdolling wurden mit glühenden Zangen die Zungen ausgerissen, ihre Körper zerfetzt und nach vier Stunden erdolcht. Ihre Leichen wurden in eigentlich für den Gefangenentransport bestimmten eisernen Körben am Turm der Lambertikirche aufgehängt zur Schau gestellt, „daß sie allen unruhigen Geistern zur Warnung und zum Schrecken dienten, daß sie nicht etwas Ähnliches in Zukunft versuchten oder wagten“.

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