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Kühler Respekt

Beatrix von Storch im Fleischwolf des FOCUS

Von MEINRAD MÜLLER

Der FOCUS ließ sich also herab, um auf der Storchenwiese nach „Fakten, Fakten, Fakten“ zu suchen. Gefunden hat er allerdings mehr, als ihm lieb sein dürfte: nämlich genau das, was Millionen Wähler längst denken, auch wenn sie sich nicht trauen, es laut zu sagen.

Die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Beatrix von Storch übernimmt diesen Job. Sie spricht aus, was viele nur im Stillen denken. Und sie hätte dafür, nach altem Medienbrauch, durch den FOCUS-Fleischwolf gedreht werden können. Wurde sie aber nicht. Statt Empörung bekam sie kühlen Respekt. Statt Skandal ein Porträt mit milder Note. Was steckt dahinter? Wenn der FOCUS, bekannt für rotierende Schlagzeilen, plötzlich mit Samthandschuhen interviewt, dann lohnt es sich, genauer hinzusehen.

Der Artikel stellt sie nicht kalt, er stellt sie aus. Nicht als Randfigur, sondern als Figur mit Kontur. Sichtbar, grell, in voller Größe. Und das nicht in der taz oder im SPIEGEL, sondern im FOCUS, dem Blatt der früheren bürgerlichen Mitte. Das ist kein Zufall. Das ist ein Signal.

Nicht jedermanns Liebling
Beatrix von Storch ist nicht jedermanns Liebling. Das weiß sie selbst. Doch sie ist, höflich formuliert, durchsetzungsstark. Hart wie Kruppstahl, das wagte der Focus nicht zu schreiben. Aber zwischen den Zeilen ist es spürbar. Heute nennt man das belastbar. Härter als viele Männer im Parlament. Wer das politische Klima der vergangenen Jahre überstand, ohne weichzuspülen oder sich anzupassen, ist nicht nur zäh, sondern bereit für Größeres.

Wird sie gebraucht, wenn die CDU/SPD-Koalition zerbricht? Wenn ihr das Geld ausgeht? Ja. Der Artikel ist kein Zufallsprodukt. Er wirkt wie ein Platzhalter.

Und wofür? Für das, was bald auf jedem Kabinettstisch wie Blei liegen wird: Familienpolitik, Lebensschutz, Friedenspolitik, Wertevermittlung. Kampf gegen Gender-Lehrpläne und ideologische Umerziehung. Wer sich diesen Themen in der Opposition mit solcher Vehemenz widmet, will sie auch in einer Regierung umsetzen. Nicht als Symbol, sondern als Macherin.

Der FOCUS liefert keinen Kuscheltext. Aber er schafft Raum für jemanden, der in einer künftigen Koalition gebraucht wird, wenn die Karten neu gemischt werden. Die Agenda steht und das Ressortschild wartet. Nur das Namensschild mit dem Zusatz „Minister“ fehlt noch.
(pi-news.net)

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