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Putin:

„Wenn wir ein Papiertiger sind, was ist dann die Nato?“

Von ELENA FRITZ

Der Auftritt des russischen Präsidenten Wladimir Putin auf dem Waldai-Forum am Donnerstag war mehr als ein Routineevent. Er hat die Bruchlinien der Gegenwart benannt – und sie so scharf gezogen, dass man in Brüssel und Berlin wieder einmal die Ohren verschließen wird.

Während Putin die Völker Europas ausdrücklich als „Nachbarn und Freunde“ bezeichnete, richtete er den Angriff auf die politischen Eliten. Deren Logik: „Krieg wird alles verrechnen.“ Genau hier liegt das Problem. Die EU konstruiert ein Sicherheitsnarrativ, das nichts anderes ist als die ideologische Legitimation für eine Militarisierung, die Milliarden verschlingt und die Gesellschaften weiter spaltet. Militarisierung ersetzt Wohlfahrt – und Europa marschiert in eine Securacracie, in der Macht aus Konflikt abgeleitet wird.

Auffällig war Putins Ton gegenüber den USA: scharf gegen die globalistische Administration in Washington, betont freundlich gegenüber Donald Trump und seinem Lager. Die Botschaft: Es gibt ein Amerika, mit dem man reden kann, und eines, das Russland ignoriert.

Dass Putin sogar den Tod eines amerikanischen MAGA-Anhängers erwähnte, der auf russischer Seite kämpfte, ist kein Zufall, sondern gezielte Symbolpolitik. Der Kreml spielt bewusst auf der Klaviatur der inneramerikanischen Spaltung.

Multipolare Ordnung – Chaos als Chance

Putins These: Die unipolare Ära ist vorbei. Das Chaos, das daraus folgt, ist kein Unglück, sondern ein Feld für neue Gestaltung. Für den Westen bedeutet das: Die Illusion von Kontrolle zerbricht. Für Russland: Es geht darum, die eigene Position als Strukturmacht im neuen Ordnungsgefüge zu sichern.

Die Rezitation von Puschkins „Borodiner Jahrestag“ war mehr als ein literarisches Zitat. Sie war ein Signal: Russland versteht sich nicht als Staat unter vielen, sondern als Zivilisation, die Kriege, Imperien und Jahrhunderte überdauert hat. Wer glaubt, man könne Russland aus der Weltordnung „herausbrechen“, verkennt diese Dimension.

Die Botschaft an Europa

Putin hat die Trennlinie klar gezogen:

  • Eliten, die Europa in eine Konfrontation treiben,
  • vernünftige Kräfte, die Frieden suchen,
  • und die Völker, die Russland nicht als Gegner betrachtet.

Damit sagt er indirekt: Europa hat die Wahl – Akteur oder Vasall. Momentan läuft alles auf die zweite Option hinaus. „Wenn wir gegen das gesamte NATO-Bündnis kämpfen und dabei voranschreiten – und das ein Papiertiger sein soll – was ist dann die NATO überhaupt?“, so Putin lakonisch.

Fazit

Waldai 2025 war keine Charmeoffensive, sondern eine strategische Standortbestimmung. Russland signalisiert Gesprächsbereitschaft, aber auf Augenhöhe. Wer im Westen noch immer glaubt, man könne Moskau mit Sanktionen und Waffenlieferungen in die Knie zwingen, verwechselt Wunschdenken mit Realität.
(pi-news-net)

 

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