Die evangelische Kirche ist jetzt hierarchische Bürokratie
Von PROF. EBERHARD HAMER
Staat und Kirche wollen die Herrschaft über die gleichen Bürger und haben immer schon einen Machtkampf mit wechselnder Vormacht geführt: Bis zur Jahrtausendwende (1000) hat der deutsche König Bischofsämter meistbietend verkauft und die Fürsten die Abtsämter ihrer Klöster.
Der erste deutsche Papst, Clemens II. (Suitger von Morsleben, 1005-1047), ist auf der Synode von Sutri praktisch von König Heinrich III. zum Papst ernannt worden und hat umgekehrt einen Tag später den König zum Kaiser gekrönt. Darauf folgte langer Investitur-Streit (ob der König oder der Papst die Kirchenämter besetzen bzw. verkaufen dürfe), bis die Renaissance-Päpste so korrupt und machtbesessen waren, dass Luther wieder eine Reformation – eine Rückführung der Kirche auf ihren Verkündungsauftrag und zur Glaubensgemeinschaft der Christen – durchführte (1517). Die Kirche sollte keine Machtorganisation, keine weltliche Bürokratie und keine staatsähnliche Herrschaft sein (Zwei-Reiche-Lehre), sondern wieder als Gemeinschaft der Gläubigen diesen zu gemeinsamem geistlichem Leben und Verkündigung des Glaubens und der Hilfe des einzelnen Gläubigen zur göttlichen Gnade („sola fide“) helfen.
Kirche nicht Mittler, sondern Helfer des Christen zu Gott
Als „Freiheit des Christenmenschen“ verstand die evangelische Kirche seitdem dezentral die Direktbeziehung zwischen Gott und Mensch statt Vormundschaft einer hierarchischen Kirchenorganisation als Mittler (katholische Kirche). Nur die Bibel war Wertebasis von Gott für jeden einzelnen Menschen. Die Pastoren als Amtsträger wurden deshalb von den Gemeinden selbst gewählt (statt durch die Hierarchie eingesetzt). Nach dem Verständnis von Luther haben deshalb nicht eine Kirchenorganisation oder ein Kirchenfunktionär den Christen vorzuschreiben, was sie zu glauben haben, sondern sollen diese direkt aus der Bibel ihren Glauben finden und üben können. Die Kirche ist nicht Mittler, sondern nur Helfer des Christen zu Gott.
So war es nur folgerichtig, dass Luther die Bibel in die deutsche Sprache übersetzte und als erster eine allgemeine Schulpflicht einforderte und durchsetzte, damit alle Gläubigen aus der Bibel ihren Glauben selbst nachlesen könnten. Die Selbstverantwortung jedes einzelnen Menschen vor Gott war der Ursprung der philosophischen (Kant), der politischen (Demokratie) und der wirtschaftlichen (Marktwirtschaft) Eigenverantwortung.
Übergriffe der weltlichen Herrschaft in die Glaubensfreiheit der Christen
In den 500 Jahren seit der Reformation hat es aber immer wieder Übergriffe der weltlichen Herrschaft in die Glaubensfreiheit der Christen gegeben:
- Im 16. Jahrhundert bestimmten die Fürsten, welchen Glauben ihre Untertanen haben sollten (cuius regio, eius religio), wurde in der Gegenreformation sogar mit Feuer und Schwert und Vertreibung „die Einheitlichkeit der Kirche wiederhergestellt“.
- Im 30-jährigen Krieg diente der unterschiedliche Glaube als Kriegsgrund im Machtkampf zwischen katholischen und evangelischen Fürsten.
- Seit der Entchristlichung durch die Französische Revolution und Napoleon versuchen weltliche Ideologien immer wieder, die Kirchen für ihre Ideologie zu instrumentalisieren und das ethisch-moralische Potenzial sowie das Geld und die Macht der Kirche für ihre Ideologie einzuspannen:
- Der Nationalsozialismus sorgte in der Amtskirche dafür, dass die Funktionäre nazitreue „deutsche Christen“ waren, wogegen sich Widerstand in einer „Bekennenden Kirche“ bildete.
- Durch den Sozialismus wurde der Schwerpunkt der Tätigkeit der Kirchen von der Verkündigung auf die Diakonie umgestellt und die Kirchen bis heute zu Sozialorganisationen umgestaltet (nur noch 20.000 Seelsorger, aber 500.000 bis 600.000 Sozialarbeiter pro Kirche, die vor allem nach staatlichen Direktiven und auf staatliche Kosten arbeiten).
- Die Umweltideologie bestimmt heute auch die Amtskirche, in der es heute mehr um Genderfragen oder um Klimarettung als um die Gnade vor Gott („sola fide“) geht. Die Angst vor dem „Weltenende durch Klimawende“ seht vor der Furcht vor dem „Jüngsten Gericht“. Das Gebot der Nächstenliebe missbrauchen die Kirchen, um Massenimmigration von Moslems zu betreiben (die schon 2050 zahlreicher als die Christen im Lande sein werden) und politisch verstehen sie sich als „Kampftruppe im Kampf gegen Rechts“, betreiben mit „Hirtenworten“ wieder wie zu Nazi-Zeiten „politische Säuberung der Kirche“ gegen AfD-Mitglieder und geben von den 15 Milliarden Euro Zwangskirchensteuer nur noch weniger als 20 Prozent für Seelsorge aus.
- Die durch Luther eigentlich dezentral und demokratisch strukturierte evangelische Kirche hat Hitler zentralisiert und ist jetzt hierarchische Bürokratie. Früher hatten die einzelnen Gemeinden finanzielle Souveränität und gaben an die Kirchenleitung ab. Seit aber die Kirchensteuern vom Staat eingezogen, den Kirchenleitungen überwiesen werden und diese darüber entscheiden, wie viel an die Gemeinden weitergehen soll, hat sich die früher dezentrale Demokratie der evangelischen Kirche auch in eine zentrale Hierarchie verwandelt und „unterstehen“ die Pfarrer nicht mehr ihrer Gemeinde, sondern der Kirchenleitung. Unter den Nazis war dies konsequent, weil sie eine ihnen dienende Kirchenleitung der „deutschen Christen“ zentral führen lassen wollten. Seitdem ist die Herrschaft der Kirchenleitung geblieben und ermöglicht nicht nur statt Glaubensverkündigung die Verkündigung grüner Ideologie, sondern sogar die Kirchentagsverehrung eines Moslems (Obama) als neuen Heilsbringer.
- In 1900 hatten wir noch 72 Prozent Christen in unserem Volk. Jetzt haben wir kein Volk mehr, sondern eine bunte Bevölkerung, darunter aber nur noch 48,4 Prozent Christen mit jährlich ca. zwei Prozent (um 400.000 je Kirche) Austritten. An sonntäglichen Gottesdiensten nehmen nicht einmal ein Prozent der Mitglieder teil. Bei solcher Mitgliederbeteiligung würde jede andere Organisation ohne staatliche Zwangseinnahmen schließen müssen (das wird der Fall sein, wenn der Islam ebenfalls Kirchensteuerrecht beansprucht und die Steuerfinanzierung der Kirchen dann nicht mehr haltbar wird; woran die Kirche durch ihre Moslem-Immigrations-Förderung selbst arbeitet).
Institution Kirche nicht mehr glaubwürdig
Das Mittelstandsinstitut hat Mitbürger befragt, weshalb sie aus ihrer Kirche ausgetreten sind. Für die meisten war die Institution Kirche nicht mehr glaubwürdig, sahen sie hier eine „Kluft zwischen Anspruch und Erfüllung“. 80 Prozent der Ausgetretenen bezeichneten sich weiterhin als „Christ“, die Hälfte als „Gläubiger Christ“. Einige sind jetzt in einer Freikirche.
Es stimmt also nicht, dass nur die Kirchensteuer Grund für die Kirchenaustritte ist: Die Entwicklung der Amtskirche von der Glaubensgemeinschaft und der Christusverkündigung zur Sozialorganisation mit grün-links-versiffter Ökopolitik des „Weltendes durch Klimawandel“ und die „Hirtenworte gegen Rechts“ haben gerade gläubige Christen aus der Amtskirche vertrieben.
Müssen sich die Gläubigen ändern oder die Kirchenstrukturen und -funktionäre? Zumindest werden die schwindenden Kirchensteuern Reformen oder sogar wieder eine Reformation erzwingen.
(pi-news.net)
