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Berlin, wie haste dir verändert

Lehrbeispiel für gelebte Ambivalenz

Von RAINER K. KÄMPF

Berlin sollte einst arm und sexy sein. Mit dem Sexappeal hat es nie so richtig gefunkt. Mit der Armut schon. In jeder Hinsicht.

Zumindest taugt die Stadt als Lehrbeispiel für gelebte Ambivalenz. Ambivalenz ist der konfliktbehaftete Zustand des inneren Widerspruchs. Es ist noch gar nicht so lang her, da waren Psychiater der Meinung, die Ambivalenz sei das Hauptmerkmal der Schizophrenie.

Die verklärte Berliner Schnauze würde behaupten: einfach irre. Und damit träfe sie voll ins Schwarze. Schauen wir uns das an:
Zuweilen kann es schon mal vorkommen, daß ein Flüchtling abgeschoben werden muß, weil sich dieser entgegen noch geltender Rechtsprechung in Berlin aufhält. Wenn sich dieser in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft aufhält, hat er Glück.

Die Polizei kann höflich anklopfen, und wenn nicht geöffnet wird, trottet sie wieder davon. Wie bisher praktiziert, darf die Heimleitung nicht mehr mittels Generalschlüssel helfen, den Schübling ausfindig zu machen. Die veralberten Polizisten müssen sich dann eine richterliche Anordnung besorgen. Den Flüchtling freut das und er flüchtet.

Da wir aber wissen, daß nach dem Prinzip von Yin und Yang die Welt grundsätzlich in der Waage ist, trifft das natürlich auch auf Berlin zu. Noch. Deshalb wird im neuen Polizeigesetz geregelt, daß verdeckt Wohnungen betreten werden dürfen, um Staatstrojaner zu installieren.

Das wiederum wird kaum abzuschiebende Flüchtlinge betreffen, sondern eher die, die die juristisch angeordnete Abschiebung generell befürworten. Mit Kommentaren, Smileys oder einem Lacher an geeigneter Stelle. Wird im Zuge der darauf folgenden Wohnungsdurchsuchung dann noch eine zusammengelegte Deutschlandfahne im Wäscheschrank gefunden, ist der Bock fett.

Wir sehen, es ist grundsätzlich, auf welcher Seite des Widerspruchs der Delinquent verortet ist.

Der Schübling genießt den kompakten Schutz hunderter NGOs, der Parteien des systematischen Untergangs, der evangelischen Kirche und des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

Die Befürworter der betreuten Heimreise sind die Gekniffenen. Es ist wie früher und jeder bekommt, was ihm zusteht. Nur daß man das heute nicht mehr kurz, knapp und unmißverständlich mit drei Worten ausdrücken darf.
(pi-news.net)

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