Sie bleiben für Demokraten der gefährlichste Fressfeind!
Von Michael van Laack
„Gnadenlose Toleranz“ oder „Die entscheidende Phase im Kampf gegen das Konservative“. So der ähnlich lauten in diesen Tagen immer wieder Schlagzeilen, wenn es um den “Umgang” mit der “zur größten Überraschung aller” ersdtarkten AfD geht.
Seit einigen Monaten bekommen wir Bürger verstärkt erklärt, wie man die Gesellschaft zu sehen und zu wünschen habe, was Realität sei, was Angstmacherei oder gar Verschwörungstheorie.
Es ist müßig, auf einzelne dieser Wortmeldungen einzugehen, zumal ich es grundsätzlich für zielführender halte, die Ursachen einer Entwicklung zu eruieren, mich also weniger mit der Beschreibung eines Ergebnisses zu beschäftigen als mit den Faktoren der Gleichung, die zu diesem Ergebnis geführt haben.
Meine Theorie lautet:
Für die liberalen und linken Eliten war die Messe hinsichtlich der Fortentwicklung Europas und somit Deutschlands spätestens 2010 gelesen. Die Umgestaltungen der nationalen Gesellschaften verlief in ihrem Sinn planmäßig.
In unseren Tagen jedoch bedroht die Rückkehr des Rechtskonservativen ihre geo-, gesellschafts- und kulturpolitischen Ziele, die sie – einen bereits Jahrzehnte zuvor eingeführten Begriff missbrauchend – den „Geist Europas“ nennen.
Die Vision eines europäischen Zentralstaats ist bedroht wie nie zuvor
Ein Ziel der “Bedrohten” ist die endgültige Zerschlagung des die weltliche Herrschaft zu allen Zeiten “knechtenden” Christentums unter Zuhilfenahme großer Minoritäten anderer Religionen und Kulturen, die sie übrigens immer noch, wenn dieses Ziel erreicht ist, mühelos entsorgen zu können glauben, ähnlich wie Hindenburg und andere mit Hitler verfahren zu können glaubten. Der Konservativismus von rechts bedroht auch die Umerziehung der individuellen Persönlichkeit von Geburt an in egalitäre Genderwesen.
Nun hat man endlich die Kirchen Europas und die sie über Jahrzehnte begleitenden christlichen-konservativen Parteien durch kluge (von EU-Organen eskortierter innerparteiliche Personalpolitik) beinahe vollständig gleich- und deren konservative Minderheiten abgeschaltet, da erscheinen – wie Lazarus aus dem Grab durch die größtenteils unvorbereitete und deshalb fassungslose und teilweise entsetzte Menge schreitend – im ganzen EU-Europa rechtskonservative (mal mehr christlich, mal mehr humanistisch-patriotisch orientierte) politische Kräfte, die sich auf überkommene Werte stützen:
die Familie nicht nach dem Gender-Modell definieren;
die Abtreibung individuell betrachtet als Mord und gesamtgesellschaftlich als Selbstmord bezeichnen;
die den Islam und seine in Millionenstärke nach Deutschland “importierten” Anhänger als jene militärische und ideologische Bedrohung redefinieren, welche diese Ideologie für Afrika, Asien und Europa seit Mekka und Medina kontinuierlich darstellt;
die sich – ob sie denn nun Christen sind oder nicht – zumindest der christlichen Wurzeln, denen die von ihnen wiederentdeckten Werte ihr einstiges Blühen verdankten – erinnern, sich dabei freilich manchmal auf ein „christliches Abendland“ berufend, dessen wirkliche Bedeutung für viele von ihnen im Nebel bleibt.
Sie sind, was sie uns vorwerfen: Faschisten
Diese Kräfte also bedrohen nun den sicher geglaubten unumkehrbaren Sieg der Egalitären, Liberalen und EU-Fraternitären, die fast hilflos reagieren: Realitätsfern, unversöhnlich, aggressiv, mit Ängsten spielend, Vorurteile schürend, Wahrheiten verschweigend bzw. entstellend – all das werfen sie der AfD vor und sind doch selbst von alledem so voll in Wortwahl und Bewertung.
Diesen Widerspruch sehen jene nicht, die sich selbst links und/oder liberal verorten. Für sie wäre „Weidel sagt: Habeck ist ein Arschloch!“ Zeichen für die Verrohung, die durch rechts den sachlichen Diskurs bedroht und der man mit allen rechtlichen und sonstigen Mitteln lautstarken und bunten Widerstand entgegenzusetz muss – „Habeck sagt: Weidel ist eine Nazischlampe“ hingegen gälte ihnen als Musterbeispiel für Politiker, die mutig die Wahrheit sagen, auch wenn sie sich dadurch dem Hass der Rechten aussetzten.
Leitmedien und Politik warnen uns redundant vor der Rückkehr des Faschismus, in die „Lebenswirklichkeit“ vieler “lupenreiner Demokraten” ist er jedoch schon vor einiger Zeit auf leisen Sohlen eingedrungen, mag man ihn Liberal-Faschismus, Toleranz-Faschismus oder Buntheits-Faschismus nennen. Wie auch immer man ihn nennt: er tut das, was Mussolinis „Links“- und Hitlers „Rechts“-Faschismus immer taten: er bedient sich diverser Instrumente, täuscht über deren Verwendung durch Sprachverwirrung hinweg und wirft gleichzeitig dem „Feind“ vor, von diesen Instrumenten überaus reichlichen Gebrauch zu machen.
Wenn wir mit den Juden fertig sind…
Als Rechtskonservativer in Deutschland 2023 zu leben ist freilich nicht so gefährlich, wie als Jude bereits 1931 oder 1932 oder leider auch in unseren Tagen wieder. 1928 ist es „gefühlt“ jedoch allemal. Verfolgung funktioniert heute allerdings subtiler, unauffälliger, leiser als vor 90 Jahren – aber nicht ein Iota ineffektiver.
Ziel der europäischen Altparteien (ich mag den Begriff nicht, habe allerdings noch kein ausdrucksstarkes Synonym gefunden) ist nun die Abschaltung der konservativen Eliten binnen weniger Jahre. Tools wie das „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“, welches Elon Musk dankenswerterweise wirkungslos verpuffen zu lassen bemüht ist, sind da nur unbedeutende Mosaiksteine; viel entscheidender wird sein, wie effektiv es gelingt, den rechtskonservativen Teil der jeweiligen Bevölkerung in allen soziologischen Schichten zunächst zu isolieren, ihre Eliten aus dem Diskurs zu nehmen und den „einfachen“ Bürgern mit der gesellschaftlichen Ächtung (Diskreditierungskeule: Du gehörst nicht zu den Demokraten und den Menschen guten Willens, wenn…) zu drohen oder – falls notwendig – bildlich gesprochen den Schädel einzuschlagen.
Ich muss zugeben, dass ich aktuell nicht den Rettungswegsehe , den wir beschreiten könnten, um den Fallen und hinterhältigen Angriffen zu entkommen oder gar effektiv öffentlichkeitswirksam etwas entgegenzusetzen. Zwar steht die AfD aktuell bei 23 %, aber das gesellschaftliche Klima kann schnell wieder kippen, wenn Bäuche und Konten (mit wessen geld auch immer) wieder besser gefüllt werden.
Die deutsche Rechte braucht zwingend Schützenhilfe
Wir müssen deshalb darauf vertrauen, dass aus anderen Ländern Europas, die durch ihre Geschichte nicht derartig von Gesinnungsschnüffelei bedroht sind wie unser Land – rechtskonservativer Druck auf EU-Politik gelingt. Das würde die deutschen Altparteien nachhaltig zu einem Strategiewechsel im Umgang mit ihrer Rechten nötigen und eben nicht wie derzeit lediglich in der teilweisen Übernahme ihrer Forderungen zum Ausdruck kommen. Gelingt dies nicht innerhalb der nächsten zwei oder drei Jahre – da bin ich Realist, nicht Optimist – wird man unsere Eliten öffentlich zerlegen, unsere Wähler effektiv einschüchtern und neue Potenziale austrocknen.
„Möge die Macht mit uns sein.“ – Klingt gut. Aber sie ist mit ihnen. Und sie sind unbarmherzig, denn für sie wie für uns geht es um das Ganze! Es geht nicht einfach um Deutungshoheit, es geht um den ganzen Menschen, um die Definition dessen, was er als soziales Wesen sein soll.
Ein freier Mensch in einer freien Gesellschaft, deren Keimzelle die Familie ist oder ein gleichgeschaltes Wesen, dass als Produkt des Staates der Produktivität der Wirtschaft dient und dessen Geborgenheit in einem geschlossenen sozialen System durch eine offene Gesellschaft ersetzt wird, die gemeinsam alle Kinder aufzieht und sie “richtig denken” lehrt.
Rechts oder „Liberal“ – Ihr müsst Euch entscheiden, zwei Felder sind frei – ihr müsst Euch entscheiden, bald ist es vorbei!
(conservo.blog)