Allheilmittel gegen fehlenden Integrationswillen?
Von HANS-PETER HÖRNER
Es gibt etwa 1,6 Millionen Schüler muslimischen Glaubens, die in der Bundesrepublik die Schule besuchen. Von diesen nehmen knapp 55.000 Schüler am islamischen Religionsunterricht an über 800 Schulen in Deutschland teil. Das ergab eine Umfrage des Mediendienstes Integration vor fünf Jahren. Schätzungsweise leben hierzulande zwischen 5,3 und 5,6 Millionen muslimische Menschen (Studie „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“) mit einem relativ hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter.
Den Islam lernen Muslime in Moscheen, Islamischen Schulen, Seminaren, sogar in Online-Kursen und nicht zuletzt von ihren Familienmitgliedern. Die arabische Sprache spielt dabei eine wichtige Rolle, da der Koran auf Arabisch offenbart wurde. In einigen Bundesländern – Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Saarland – gibt es bereits Islamunterricht. Er ist in den Bundesländern unterschiedlich geregelt.
Fahimah Ulfat, Tübinger Religionspädagogik-Professorin, spricht sich für Islamunterricht an Schulen aus: „Der islamische Religionsunterricht ist in der Schule häufig der einzige Ort, an dem über Islam und Menschen muslimischen Glaubens in einer wertschätzenden Art und Weise gesprochen wird, aber auch an dem über viele religiöse und ethische Fragen, […], offen diskutiert wird.“ Und: „Diese Kenntnisse und Fähigkeiten sind Grundlage für Haltungen wie Toleranz, wechselseitigen Respekt und Anerkennung des Anderen.“
Dennoch kam es an vielen Schulen vielfach zu religiösem Mobbing, eine euphemistische Beschreibung respektlosen, brutal-aggressiven Verhaltens gegen nicht-muslimische Schüler und Lehrer. Liegt es am fehlenden Islamunterricht? Das glaubt jedenfalls der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und fordert einen flächendeckenden islamischen Religionsunterricht. VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand: „Wir setzen uns dafür ein, dass alle Gläubigen innerhalb der Schule über ihren Glauben sprechen können und relevante Informationen zu ihrer Religion und anderen Religionen erhalten. Deshalb fordern wir die Politik dazu auf, solche Angebote an Schulen vorzusehen, […], damit mittelfristig ein flächendeckendes Angebot entsteht.“ Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll sekundiert: „Religionsunterricht an öffentlichen Schulen, […], kann fundamentalistischen Haltungen – vermittelt durch die Familie oder durch fundamentalistische Prediger online – ein Gegengewicht bieten.“
Und der Bildungsdirektor der OECD, Andreas Schleicher, legt nach: „Es ist ein riesiges Problem, wenn ein Bildungssystem sich nicht ausreichend und nicht erfolgreich um Kinder mit Migrationshintergrund kümmert.“
Ich stelle mir angesichts dieser Wortmeldungen allerdings die Frage, was müssen wir eigentlich noch tun, um das Integrationsangebot, das extrem teuer und grundsätzlich gut aufgestellt ist, zu verbessern? Reichen die Integrationsmaßnahmen – Sprachkurse und Alphabetisierungs- und Bildungsangebote, kulturelle Veranstaltungen und Begegnungen, Unterstützung bei Jobsuche und Berufseinstieg, Werte- und Orientierungskurse, sonstige Beratung und Unterstützung – nicht? Was muss ein Gastland noch mehr tun? Und ist Integration nicht etwas, was ganz wesentlich der Gast erbringen muss? Denn die deutsche Sprache und unsere kulturellen Usancen lassen sich mit gutem Willen, Fleiß und einem gewissen Maß an Intelligenz lernen…
(pi-news.net)
