Nicht entweder/oder, sondern Und!
Von RAINER K. KÄMPF
„Sag‘ mir, wo du stehst und welchen Weg du gehst …“, dürfte bei älteren Ostdeutschen einen Aha-Effekt auslösen. Da war doch mal was. Die damalige Konnotation vernachlässigend, hat die erste Zeile des Oktoberclub-Songs tatsächlich eine aktuelle Bedeutung. Oder man könnte eine hineininterpretieren.
Auf den Gedanken kam offensichtlich auch Stefanie Witte vom Berliner Tagesspiegel. Hinter der Bezahlschranke versteckt gibt ihr Thema Anlaß, aus unserer Sicht darüber nachzudenken. Darüber, wohin die AfD tendieren wird.
Steht die Partei tatsächlich vor der Entscheidung: entweder oder?
Entweder Trumps USA oder Putins Rußland? Konkretisieren wir die Frage vorab: Derzeit sind es wirklich Trumps USA, die Hoffnung geben, die woken Metastasen, die die westliche Welt bedrohen, auszurotten.
Während Rußland immer Rußland bleiben wird, egal, wer in den Kreml einzieht. Die Statik der russischen Gesellschaft ist weit weniger volatil als irgendeine westliche, schon gar nicht die deutsche.
Aber zurück zum Thema. Die AfD sollte sich auf keinen Fall nur nach einer Richtung orientieren. Natürlich liegen große Hoffnungen auf der Trump-Regierung und im Wandel der US-Politik. Zweifellos richtig und notwendig sind die Kontakte nach Übersee und das Knüpfen von Netzwerken.
Doch nicht weniger wichtig und bitter nötig sind der Ausbau der Beziehungen nach Moskau und Netzwerke, die die Partei mit Rußland verbinden. Nicht irgendwann später, wenn es möglicherweise weniger „heiß“ scheint, sondern gerade jetzt während es so heiß ist wie noch nie.
Auf dieses deutliche Zeichen warten gar nicht wenige Sympathisanten und potentielle Wähler. Wenn auch vorrangig in Mitteldeutschland.
Wir geben ja die Hoffnung nicht auf, daß bald, sehr bald, Rußlandreisende ähnlich gewürdigt und gefeiert werden wie diejenigen, die unsere Speerspitze in den USA sind.
Und so beweist sich wieder, daß jedes Ding zwei Seiten hat. Und wenn es sehr gut läuft, dann laufen beide in dieselbe Richtung! Möge die gar nicht von jedem geliebte Doppelspitze der Partei gerade im Wahljahr 2026 für das zwingend nötige Gleichgewicht sorgen, das die außenpolitischen Aktivitäten des Blauen Dampfers auf geradem Kurs halten wird.
(pi-news.net)
