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Nicht mein Krieg

Deutschland und der Ukraine-Konflikt. Bericht und Journal 2022/24

Von Dr. Helmut Roewer

Soeben ist mein neustes Buch erschienen. "Nicht mein Krieg - Deutschland und der Ukraine-Konflikt. Bericht und Journal 2022/24". Für diejenigen, die wissen wollen, was drin steht, habe ich im Folgenden das Original-Vorwort abgedruckt. Voilà:

Wozu dieses Buch? – Eine Einführung in seinen Zweck und seinen Inhalt, nebst einigen Anmerkungen für den eiligen Leser.

Seit Februar 2022 ist ein offener Krieg zwischen Russland und der Ukraine Realität. Er dauert jetzt über zwei Jahre an, und es ist nicht abzusehen, wann er ein Ende haben wird. Indessen: Diesen Krieg zu beenden, und zwar schnell, muss das Bestreben aller sein, die ihren Verstand nicht am Eingang in die Märchenwelt der Propaganda abgegeben haben.

In diesem Buch geht es darum, einen speziellen deutschen Standpunkt zu diesem Krieg zu formulieren. Die Notwendigkeit hierfür folgt aus der Tatsache, dass Deutschland innerhalb kürzester Frist nach dem offenen Ausbruch des Krieges durch beide Kriegsparteien ins Kriegsgeschehen einbezogen worden ist. Das geschah zunächst ohne sein aktives Mittun, was daran gelegen haben mag, dass in Deutschland erst wenige Wochen vor Kriegsausbruch eine neue Bundesregierung ins Amt gelangt war. Diese hatte sich bis dahin mit allem Möglichen, vor allem aber der Rettung der Welt vor einer herbeiphantasierten Klimakatastrophe beschäftigt.

Tiefe Spaltung in der Gesellschaft
Doch bereits Anfang Februar 2022 stellte sich unübersehbar heraus, dass die Koalitionäre der SPD, Grünen und FDP, die auf Bundesebene zusammengefunden hatten, zwar in ihren Weltrettungsideen übereinstimmten, nicht aber in der praktischen Außenpolitik, die nach Lösungen zum Erhalt des Friedens in Europa verlangte. Zur Überraschung der einheimischen und der ausländischen Beobachter der politischen Arena wurde nach zunächst verhaltenem Palaver deutlich, dass es nicht einmal einschlägige politische Konzepte gab. Und schlimmer noch: Es wurde unübersehbar, dass unüberbrückbare Trennlinien durch die Reihen der Akteure liefen. Um es milde auszudrücken, zwischen der Amerikahörigkeit der Grünen und der Russlandaffinität der SPD liegen Welten.1 Diese Gegensätze durchzogen auch bald die gesamte deutsche Gesellschaft.

Ein untrüglicher Hinweis auf diese Trennlinien in der Gesellschaft war das alsbald ausgebrochene propagandistische Trommelfeuer in den deutschen Medien, die einseitig und meist vollkommen kenntnisfrei für die Belange eines ukrainischen Freiheitskampfes Stellung bezogen.2 Aus der Schärfe dieser Dauerbeeinflussung folgte fast notwendig, dass aus den Trennungslinien gesellschaftliche Bruchlinien wurden.

Dauerpropaganda zu Corona, Krieg und vielem mehr
Die Deutschen haben seit einigen Jahren Erfahrungen mit mutwillig erzeugten gesellschaftlichen Bruchlinien machen müssen. Erinnert sei an die sog. Klima- und die mutwillige Corona-Krise, als der sprichwörtliche Herr Jedermann in der Folge von trommelnder Propaganda und, dieser folgend, administrativer Repression gezwungen wurde, sich zu beugen. Und damit nicht genug: Er musste ein Bekenntnis ablegen, wollte er nicht ins gesellschaftliche Abseits geraten.

Es zeigte sich bereits ab dem Monatswechsel von März auf April 2022, dass die Ukraine-Krise mit den selben Instrumentarien gemanagt wurde. Durch einseitige und gleichförmige Informationskaskaden wurden Stimmungen erzeugt, Ängste geschürt, Gegenmeinungen unterdrückt und störende Tatsachen beiseite gelassen. Aufgesattelt wurde strafrechtliches Vorgehen gegen sog. Volksverhetzer, Landes- und Hochverräter.

Raub der Souveränität des Volkes
In allen mutwillig erzeugten Krisen der vergangenen Jahre nahm die politische Führung billigend in Kauf, dass sich ihre Entscheidungsprozesse von den Meinungen des Volkes um Meilen entfernten. Im Falle der Ukraine-Krise ist dieses Phänomen besonders deutlich geworden. Ich behaupte, dass die Masse des deutschen Volkes einer Kriegsbeteiligung gegen Russland ablehnend, wenn nicht sogar feindselig gegenübersteht. Diese Ablehnung mag weitgehend gefühlsmäßig begründet sein. Aber es gibt auch handfeste rationale Gründe, sich aus dem Kriegsgeschehen herauszuhalten und ein deutsches Interesse festzustellen, in dem dieses Heraushalten und der Versuch, Frieden zu stiften, zum Ausdruck kommt.

Bei dieser gedanklichen Vorgabe vermag es den Leser kaum zu überraschen, dass es der Zweck dieses Buches ist, ein solches deutsches Interesse möglichst leicht verständlich zu formulieren und zu begründen. Um dies zu verstehen und den Leser mit Argumenten zu bestücken, wird er den Ukraine-Krieg in diesem Buch nach zwei Richtungen beschrieben finden. In einem ersten Teil geht es darum, Tatsachen, die der Entscheidungsfindung dienlich sind, unmissverständlich darzustellen und diese Tatsachen von der überwuchernden Propaganda beider Seiten zu trennen. Zu den zu beschreibenden Tatsachen gehören:

+ die Vorgeschichte des Krieges seit der Auflösung der Sowjetunion 1992/3

+ die unterschiedlichen und miteinander unvereinbaren Auffassungen der Konfliktparteien

+ der Kriegsverlauf und seine propagandistische Begleitung

+ die spezielle Involvierung Deutschlands in diesen Konflikt einschließlich der Beziehungen zwischen Deutschland und Russland

+ der mögliche Ausgang des Konflikts angesichts unterschiedlicher Interessen der Weltmächte.

Schlagwort und Lüge: “Putins Angriffskrieg”
Zu den speziellen Auswirkungen des russisch-ukrainischen Krieges auf Deutschland gehört ein Propagandageschehen, das seit Sommer 2022 breiten Raum einnimmt. Es handelt sich um die Behauptung, dass fast alles, was schief läuft im Lande, wg. dem Putin sein Angriffskrieg3 geschieht. Das ist selbstredend eine grobe Lüge, denn die industrielle und landwirtschaftliche Zerstörung Deutschlands beruht nicht auf den Handlungen des russischen Herrschers, sondern ist selbstgemacht und die notwendige Folge des bizarren ideologischen Tanzes um das goldene Klimakalb.

Die Abdrängung dieser simplen Wahrheit auf die Ausrede des Fremdverschuldens hat tiefe Spuren im deutschen Selbstverständnis hinterlassen. Sie gipfeln in der Vorstellung, dass die eintretende Verarmung weiter Teile des deutschen Volkes notwendiges Durchgangsstadium zur Bewahrung diffuser westlichen Werte sei, für die halt Opfer gebracht werden müssten. Die Verzerrung der Beurteilung von Ursache und Wirkung geht mittlerweile so weit, dass die mutwillige Zerstörung der gesicherten Rohstoff- und Energieversorgung, ausgelöst durch das Sprengen der Gaspipelines Nordstream 1 und 2 in der Ostsee durch die Kriegsmacht der USA, verdrängt wird, so als habe sie gar nicht stattgefunden.

Neben dem soeben skizzierten ersten Teil des Buches, der systematisch geordnet ist und innerhalb der Gliederungsthemen soweit wie möglich der Chronologie folgt, gibt es einen zweiten Teil. Dieser zweite Teil ist streng chronologisch geordnet, denn er enthält diejenigen Eintragungen aus meinem öffentlichen Tagebuch („Das Sudelbuch“), die sich mit dem Ukraine-Konflikt und späteren Ukraine-Krieg sowie der wirtschaftlichen Selbstzerstörung Deutschlands inhaltlich im weitesten Sinne befassen. Diese Eintragungen mögen dazu dienen, dass sich der Leser erinnert, was alles an Nachrichten auf ihn eingestürzt ist, als er versuchte, sich von dem fremden Krieg und der Situation im eigenen Lande ein Bild zu machen.

Hoffnung auf Ernüchterung und Friede
Dieser zweite Teil meines nicht veränderten Tagebuchs enthält – fast notwendig, möchte ich sagen – einige schiefe Bilder und Fehlschlüsse. Meine Irrtümer erscheinen mir umso eher zu verzeihen, wenn man später den Mut aufbringt, sich zu korrigieren. Meine gelegentlichen Fehlschlüsse sind für mich der Ausweis dafür, wie sehr man sich irren kann. Vielleicht ist es dem einen oder anderen Leser ja ähnlich wie mir ergangen.

Zu beiden Teilen des Buches gibt es unterschiedliche Quellen: Während der erste, der systematische Teil sich auf Tagesmeldungen aus den unterschiedlichsten Medien bezieht und auf einer schier überbordenden Vielzahl von Buchveröffentlichungen beruht, die ich soweit wie möglich in meine eigene Meinungsbildung habe einfließen lassen, beruhen die Tagebuchnotizen des zweiten Teils vor allem auf den Medienveröffentlichungen beider Kriegsparteien sowie deren Echo in der Mainstream-Presse und den sog. Alternativen Medien und einer ganzen Reihe von Interviews, die ich mit Beteiligten geführt habe, einschließlich solcher, die mir als Russland- und Ukrainereisende Rede und Antwort standen. Im Gegensatz zu meiner sonstigen Übung beim Schreiben habe ich in diesem speziellen Fall auf die Namensnennung und den Ort meiner Interviews verzichtet. Das Versäumte mag nachgeholt werden, wenn man sich wieder in Ruhe über diese Vorgänge unterhalten kann.

Ich hoffe, dass ich meinen deutschen Landsleuten einen Dienst erweise, indem ich ihnen Tatsachen zur Verfügung stelle, auf dass sie sich selbst ein Bild machen können. Meine eigene Absicht ist es, einen Standpunkt zu formulieren, der es Deutschland auch möglichst bald ermöglicht, als dritte Partei an der Wiederherstellung des Friedens mitzuwirken.

Eine abschließende persönliche Anmerkung sei mir gestattet. Ich habe mir in den letzten zwei Jahren üble Bemerkungen anhören müssen. Deren harmloseste war der Putin-Versteher. Hierzu mag der Hinweis genügen, dass man stets gut daran tun, jemanden zu verstehen – auch wenn er Dinge tut, die einem nicht gerade angenehm oder einleuchtend erscheinen. Den in der Nato verfolgten Ansatz, dem russischen Herrscher mit der künstlichen Intelligenz auf die Schliche zu kommen und ihn so zu bekämpfen, finde ich lächerlich. Der bisherige Kriegsverlauf zeigt deutlich, dass dieser Ansatz gescheitert ist.

Auch was der Russe als solcher für einer sei, wird durch mich bestenfalls zurückhaltend beantwortet. In den beiden letzten Kriegen 1914-18 und 1939-45 hat meine Familie keine guten Erfahrungen mit Russen als Kriegsgegnern gemacht. Die Familiengeschichte mit der beträchtlichen Zahl ihrer Kriegs-Toten und des für immer verlorenen Eigentums im Osten haben mir die Lehre erteilt, dass es in jedem Fall besser war bzw. besser gewesen wäre, mit diesem Nachbar-Volk im Frieden zu leben. Da ich bei meinen Eltern, die das Glück und die Kraft hatten, das Flucht-Desaster des Jahres 1945 zu überleben, und die den Mut aufbrachten neu anzufangen, nie den Hauch von Revanchegelüsten kennengelernt habe, wüsste ich nicht, was mich veranlassen könnte, von deren Lehren abzuweichen.

Und schließlich: Wir leben seit fast 80 Jahren mit unsern Nachbarn im Frieden. Wir haben keinen Anlass, dies zu ändern, wer immer auch von dem Krieg, in den wir geschickt werden sollen, profitieren mag.

PS. Man kann dieses Buch für 22,00 € beim Buchhaus Loschwitz kaufen, dann lesen und schließlich weiterempfehlen.
(beischneider.net)

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