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1. Weltkrieg lässt grüßen

Ukraine: Jede Offensive erstarrt in den Minenfeldern

Von MANFRED ROUHS

Die Offensive der Ukraine gegen russische Truppen im Osten des Landes kommt kaum voran. Sie versiegt immer wieder in dichten Minenfeldern, die russische Truppen gelegt haben. Zuvor scheiterten bereits russische Bewegungen in ukrainischen Minenfeldern. Der Krieg ist längst erstarrt und sein strategisches Niveau ähnelt eher dem des Ersten als des Zweiten Weltkriegs.

Ein Kriegsreporter der „Welt“ würde offenbar gerne von Erfolgen der aktuellen ukrainischen Offensive berichten, tut sich damit aber schwer. Der ukrainische Armeesprecher, den er interviewt, spricht das Hauptproblem seiner Soldaten an: „Die größte Herausforderung ist, dass das komplette Territorium vermint ist. Das gesamte Gelände – ein riesiges Minenfeld.“

Da helfen auch deutsche Leopard-Panzer nicht weiter. Fahren sie auf eine Panzermine, dann bleiben sie genauso liegen wie jeder andere Panzertyp. Panzerung, überlegene Zielerfassungssysteme und eine weitreichende, präzise Kanone nützen wenig, wenn der Kampfpanzer bewegungsunfähig wird. Mehrere moderne Leoparden sind bereits in russische Hände gefallen, weil sie in Minenfeldern steckenblieben.

Und noch ein anderes Problem macht der Ukraine zu schaffen. Russland plant gerade eine neue Mobilisierungswelle. Die Ressourcen des Riesenreiches sind denen der Ukrainer um ein Vielfaches überlegen – trotz der westlichen Waffenlieferungen. Die Russen können ihre Verluste an Menschen und Material leicht ersetzen. Die Ukrainer können zwar auf Materialverluste mit der Anforderung weiterer Waffensysteme aus NATO-Ländern reagieren. Aber sie schöpfen aus einem deutlich kleineren Menschenpotential als die russische Föderation, die ja nicht nur aus Russland selbst besteht.

Vor gut 80 Jahren, am 12. Juli 1943, standen sich unweit der Schlachtfelder von heute im Kursker Bogen 186 technisch überlegene deutsche und 672 sowjetische Panzer gegenüber. Den ganzen Tag über zogen sich die zahlenmäßig unterlegenen Deutschen präzise auf den Feind feuernd zurück, um eine für sie günstige Kampfdistanz aufrecht zu erhalten. „Am Abend des Tages betrugen die Verluste rund 235 Panzer bei der Roten Armee und fünf bei der Wehrmacht – und das alles auf wenigen Quadratkilometern“, berichtet die „Welt“.

Trotzdem werteten die Russen das Gemetzel als Sieg der Roten Armee. Sie waren in dieser Phase des Zweiten Weltkriegs gegenüber eigenen Verlusten völlig abgestumpft. Nach vier Jahren Krieg siegte die Sowjetunion über ein Deutschland, das im Osten 5,5 Millionen Soldaten und Zivilisten verloren hatte. Die sowjetischen Verluste betrugen 27 Millionen.

So dick wird es diesmal nicht kommen. Aber die Fähigkeit der Russen, eigene Verluste heroisch zu interpretieren und auszuhalten, sollte weder in Kiew, noch in den westlichen Hauptstädten unterschätzt werden.

Wer nach alledem annimmt, die Ukraine könne Russland militärisch besiegen, hat aus der Geschichte nichts gelernt.
(pi-news.net)

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