Frauen zu den Krankheiten der Männer verdammt
Von Seneca
Hippokrates, der größte aller Ärzte und Begründer der medizinischen Wissenschaft, sagte, Frauen litten weder an Haarausfall noch an Fußkrankheiten. Und doch gehen ihnen die Haare aus, und sie haben Fußleiden. Die Natur der Frau hat sich nicht geändert, aber sie ist stärkeren Einflüssen erlegen.
Denn nachdem die Frauen ein ebenso ausschweifendes Leben führen wie die Männer, haben sie sich auch die körperlichen Beschwerden der Männer eingehandelt. Sie schlagen sich nicht weniger die Nächte um die Ohren, trinken nicht weniger und nrhmen es im Ölverbrauch und in der Weinmenge mit den Männern auf.
In gleicher Weise geben sie alles, was sie gegen den Widerstand ihrer Eingeweide zu sich genommen haben, wieder von sich und messen den Wein, den sie getrunken haben, noch einmal beim Erbrechen nach. In gleicher Weise essen sie Schnee zur Beruhigung ihres entzündeten Magens.
In ihrem sexuellen Verlangen stehen sie den Männern auch nicht nach. Zum Empfangen geboren - mögen die Götter und Göttinnen sie vernichten! -, haben sie eine so widernatürliche Form der Unzucht erfunden, daß sie die männliche Rolle übernehmen.
Was muß man sich da noch wundern, daß der größte Arzt und erfahrenste Kenner der Natur einer falschen Aussage überführt wird, da ja jetzt so viele Frauen gichtleidend und kahlköpfig sind? Die Vorteile ihres Geschlechts haben sie durch ihre Laster zunichte gemacht, und weil sie sich von ihrer Weiblichkeit losgesagt haben, sind sie zu den Krankheiten der Männer verdammt.