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90 Millionen

Olafs verwunderliches „Wirtschaftswunder“

Von WOLFGANG HÜBNER

Der Ampelkanzler muss ein Fan von Zarah Leander sein. Die sang 1942, drei Jahre vorm Untergang des NS-Reiches, ihr berühmtes Lied: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“, kassierte viel Geld dafür und verschwand bald darauf in ihre sichere neutrale schwedische Heimat. Olaf Scholz ist als Sänger noch nicht hervorgetreten, doch er verkündet seit einiger Zeit bei jeder möglichen Gelegenheit, Deutschland gehe einem neuen Wirtschaftswunder entgegen. Das macht er nach dem Motto: Wenn ich das nur oft genug sage, glauben immer mehr Wähler daran und dann gibt es bei der nächsten Bundestagswahl zumindest wieder ein Wunder für mich.

Leider gibt es aber eine ganze Menge nicht ganz ahnungsloser Zeitgenossen zwischen Flensburg und Konstanz, die erhebliche Zweifel am Optimismus von Scholz haben oder seine Botschaft schlicht für ökonomischen Unsinn halten. Die Prognose des Kanzlers beruht nämlich auf zwei höchst spekulativen Hoffnungen: Der Umbau der deutschen Wirtschaft zur sogenannten „Klimaneutralität“ soll die erlahmten Wachstumskräfte dynamisch beschleunigen und wieder zu höherem Massenwohlstand führen.

Und die von Scholz prognostizierte Erhöhung der Einwohnerzahl in Deutschland auf 90 Millionen, resultierend aus einer Masseneinwanderung historischen Ausmaßes in die Altenrepublik, soll sowohl das Arbeitskräfte- als auch das Rentenproblem lösen. Dass derzeit hohe Inflation, sinkende Realeinkommen, extrem schädliche Sanktionsfolgen und die immer gigantischere Staatsverschuldung trotz höherer Zinslasten die deutsche Ökonomie bestimmen, ficht den Überraschungskanzler nach den Wahlen 2021 nicht an.

Stefan Kooths jedoch, Vizepräsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, ist offenbar weder ein Fan der längst verblichenen Schwedin noch ein Kanzler-Gläubiger. Denn er gibt zu bedenken, dass die deutschen Produktionskapazitäten zwar umgebaut, aber nicht ausgebaut würden: „Die Vorstellung, wir bekommen eine Dekarbonisierung und ein Wirtschaftswunder obendrauf, ist eine Illusion“. Und Kooths erinnert daran, bis 2027 rechneten die Ökonomen nur mit einem durchschnittlichen jährlichen Wirtschaftswachstum von minimalen 0,9 Prozent.

Bildkräftig folgert der Kieler Forscher: „Die Wachstumsaussichten für die deutsche Wirtschaft gleichen einer Pferdekutsche, bei der die Zahl der Zugtiere sinkt und das Kraftfutter verringert wird, aber mehr Passagiere mitfahren sollen.“ Doch von solchen Miesmachern lässt sich der Kanzler der „Fortschrittskoalition“ keineswegs die Laune verderben, zumal es in der zweiten Zeile von Zarah Leanders Durchhaltelied kurz vor dem Stalingrad-Desaster so hoffnungsvoll heißt: „Und dann werden tausend Märchen wahr…“
(pi-news.net)

 

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