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Deutschland

Verlierer 2023 (II)

Von WOLFGANG HÜBNER
Kürzlich präsentierte das Allensbach-Institut für Meinungsforschung eine Auswertung, wonach die Mehrheit der Deutschen, besonders der Westdeutschen, sich recht glücklich und zufrieden empfinde. Angenommen, Allensbach oder die befragten Bürger haben nicht geschummelt: Liegt also ganz falsch, wer Deutschland und die Deutschen als Verlierer des Jahres 2023 bezeichnet? Sehen sich die meisten unserer Landleute gar nicht in dieser negativen Rolle? Und was könnte dafür den Ausschlag geben? Vertrauen sie immer noch darauf, dass alles irgendwie so weiter wie früher und letztlich irgendwie gut gehen wird?

Eine Antwort auf all diese Fragen könnte sein: Mehr als 70 Jahre wachsender Wohlstand (in der alten Bundesrepublik) haben ein ideelles und materielles Polster geschaffen, um die Mehrheit wenigstens im privaten Bereich in der Auffassung zu lassen, recht glücklich und zufrieden zu sein. Allerdings, das dokumentiert nichts so gut wie die stark gestiegenen Umfrage- und Wahlwerte der AfD, gibt es bei einer wachsenden Minderheit zumindest in der Politik gärende Unzufriedenheit mit den Entwicklungen in Deutschland.

Dazu muss festgestellt werden: Es sind immer, oft sogar sehr kleine Minderheiten, die jene Sensibilität für Fehlentwicklungen erspüren, die ein Staat, ein Land, ein Volk vom vermeintlichen Glück ins Unglück zu stürzen drohen. Zugespitzt könnte gesagt werden: Die meisten Deutschen wandeln glücklich in ihr nächstes Unglück! Woraus besteht dieses? Oberflächlich, doch deswegen nicht weniger schmerzlich, in der für breite Schichten der Bevölkerung spürbaren Verschlechterung ihrer materiellen Situation. Diese wird sich im neuen Jahr für die unteren und mittleren Einkommensgruppen wegen vieler Teuerungen verschärfen.

Davon weniger oder überhaupt nicht betroffen sind die wohlhabenderen und reichen Schichten, die allerdings Politik, Institutionen, insbesondere aber die Leitmedien fest unter Kontrolle haben. Eine mächtige Minderheit bestimmt also weitgehend den Weg und die Stimmung in Deutschland. Etliche Untersuchungen, wonach immer mehr Bürger den Verlust an realer Meinungsfreiheit beklagen, bestätigen die faktische Diktatur einer fast allmächtigen Minderheit. Diese wiederum sieht sich bedroht von der wachsenden Opposition im Volk, deren Stärke in der Aktionswoche ab dem 8. Januar deutlich werden könnte.

Noch ist diese Opposition recht diffus, allerlei Bevölkerungsgruppen wie zum Beispiel die Landwirte oder Fuhrunternehmen wollen Verschlechterungen nicht hinnehmen. Die Heizungsdiskussion hat 2023 gezeigt, dass die Zumutungen der Energiewende und der Klimaideologie das Zeug haben, auch sozialen Massenwiderstand zu mobilisieren. Noch nicht gelungen und auch noch nicht absehbar ist allerdings dieser unbedingt notwendige Massenwiderstand gegen die selbstschädigenden Sanktionen, gegen die viele Milliarden Steuergelder verschlingende Unterstützung des Regimes in Kiew, gegen die Vasallenexistenz vor Washingtons Gnaden.

Deutschland, das hat das Jahr 2023 noch deutlicher als das Vorjahr gezeigt, ist kein souveräner Staat, der den Interessen der eigenen Bevölkerung und Wirtschaft Vorrang gibt. Es ist reine Illusion zu glauben, mit der Rückkehr von CDU/CSU in die Regierungsverantwortung würde sich daran etwas ändern. Vielmehr wären in der Aufrüstungs- und transatlantischen Abhängigkeitspolitik, aber auch im sozialen Bereich, Verschärfungen der bevölkerungsfeindlichen Maßnahmen zu erwarten. Das ist jedoch kein Argument für die Fortdauer der Misere mit der Ampel-Regierung und ihrem „Wirtschaftswunder“-Kanzler.

Deutschland und die Deutschen können den Abwärtstrend, sowohl den materiellen als auch den ideellen, nur stoppen, wenn Würde, Ehre und nationale Identität keine Leer- und Fremdbegriffe sein werden, sondern das Massenbewusstsein bestimmen. Vor vielen Jahren hat Helmut Kohl eine „geistige Wende“ angekündigt, die niemals kam. Auch eine Nation lebt nicht vom Brot allein, nicht nur vom Wachstum des Bruttosozialprodukts oder des Außenhandels. Sie muss eine Idee, einen Geist in ihrem Zusammenleben haben. Am Ende des frustrierenden Jahres 2023 ist die Abwesenheit Deutschlands von Idee und Geist seiner selbst beklemmend, aber auch eine Aufforderung, das nicht zu akzeptieren, niemals.
(pi-news.net)

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