An Besserung ist deshalb keinesfalls zu glauben
Von WOLFGANG HÜBNER
Anlässlich der Eröffnung einer Synagoge in München ist Friedrich Merz am Montag in Tränen ausgebrochen (PI-NEWS berichtete). Im Gegensatz zu manchen Beobachtern dieser ungewöhnlichen Szene glaube ich nicht, dass der Kanzler unter der Kippa öffentlichkeitswirksam Rührung nur geschauspielert hat. Ich glaube allerdings auch nicht, dass die Erinnerung an das Leid der deutschen Juden und deutscher Schuld seine Stimme kurzzeitig gebrochen und seine Augen gerötet hat. Vielmehr bin ich überzeugt: Auch dieser verachtenswerte Lügenkanzler hat lange aufgestaute Gefühle von Leid und Schuld, die sich bei dieser Gelegenheit ein wenig entlastet haben.
Es ist bei Merz nicht Leid, nicht Schuld einer Vergangenheit, in der er noch gar nicht gelebt hat. Sondern er leidet an sich selbst, fühlt seine eigene Schuld als Politiker, der sein ungutes Tun nicht immer und ewig zu verdrängen vermag. Dieser Mann leidet daran, nicht mit Wahrhaftigkeit Kanzler geworden zu sein, sondern mit Täuschung, Lügen und einer Verschuldung, für die er noch verflucht werden wird. Er leidet daran, seinen Gönnern und Förderern im Großkapital weiterhin nicht die Zerschlagung des Sozialstaats präsentieren zu können.
Der Kanzler leidet zudem, weil er weiterhin nicht den in seiner sozialen Klasse so verhassten und verachteten Russen mangels militärischer Macht an die Kehle gehen kann, wozu ihn seine Vorflüsterer der FAZ immer wieder auffordern. Er leidet mit Sicherheit daran, wie ein Schulbub vor seinem ungeliebten amerikanischen Big Daddy Trump sitzen zu müssen und von diesem auch noch gemaßregelt zu werden. Ein wenig dürfte Friedrich Merz wohl auch an seiner Unpopularität im Volk leiden, für das er allerdings selbst wenig Sympathien oder gar Empathie besitzt.
Der Lügenkanzler wird irgendwo immer noch Schuld empfinden, so feige vor der Parteirivalin Angela Merkel geflohen zu sein. Er wird in manchen Stunden vielleicht auch von der ungeheuren Schuld gepeinigt werden, mit der von ihm betriebenen Finanzierung des Regimes in Kiew mitverantwortlich für den Tod abertausender Soldaten in einem längst verlorenen Krieg zu sein. Und selbst dieser skrupelschwache Friedrich Merz dürfte insgeheim schon ahnen, dass ihm kein Nachruhm, sondern große Schuld am deutschen Abstieg sicher sein wird.
Es gibt also Anlass genug in der Psyche dieses Politikers, einmal öffentlich aufzuschluchzen. Die in München feierlich versammelten Juden sollten den routiniert verlogenen CDU-Philosemitismus nüchtern bewerten: Am Montag hat Friedrich Merz nicht um das Schicksal ihrer Vorfahren, sondern um sich selbst geweint. Es war einfach selbst in dieser gepanzerten, verdorbenen Kanzlerseele endlich an der Zeit, Druck entweichen zu lassen. An Besserung ist deshalb keinesfalls zu glauben.
(pi-news.net)