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Ist jetzt das Maß voll?

Mannheim und so vieles mehr

Von Maria Schneider

„Schönheit wird die Welt retten.“ (Fjodor Dostojewski)

Das Herz mir schwer. Ein junger Mann, kaum 30 Jahre, wurde am 31. Mai 2024 in Mannheim bei der Ausübung seines Dienstes als Polizist schwerstverletzt. Ich sah im Video, wie er einen unschuldigen Helfer auf dem Boden fixierte, um kurz darauf vom eigentlichen Täter – einem wütenden Moslem – links und rechts in den Hals gestochen zu werden. Ich sah, wie der junge Polizist – so ein schöner, großgewachsener, schlanker Mann – taumelnd auf die Beine kam und mit merkwürdig steifen Beinen, gestützt von einer Kollegin, einige Schritte nach vorne ging. Sein Kollege, der den angeschossenen Angreifer am Boden hielt, schrie aus Leibeskräften: „Setz Dich hin! Setz Dich hin.“ Doch mir schien, als würde der Polizist die Augen bereits gen Himmel richten, als wäre er schon nicht mehr da, als wäre seine Seele bereits dabei, den Körper zu verlassen. Merkwürdig. Ich sehe einen Mann noch aufrecht stehen und weiß dennoch, er ist im Begriff, seine körperliche Hülle abzustreifen.

Schnell kann der Tod in unser Leben kommen. Früher als uns lieb ist.

Mannheim – der ersehnte Wendepunkt?
Viel wurde bereits über den Angriff auf Michael Stürzenberger in Mannheim, das Verhalten der weiblichen Polizisten, die lange Zeit, die verstrich, bis endlich – viel zu spät – ein finaler Rettungsschuss abgefeuert wurde, geschrieben. Mit Entsetzen lese ich in den Meldungen, dass es dem Angreifer gelang, 7 Menschen zu verletzen, bevor er gestoppt wurde.

Wieder keimt bei mir und so vielen anderen die Hoffnung auf, dass jetzt das Maß voll ist, dass sich jetzt etwas ändern muss, dass es genug ist. Hoffnung, so wie nach der Massengrapscherei auf der Kölner Domplatte, nach der Vergewaltigung und dem achtlosen Wegwerfen von Maria Ladenburger, nach dem Abschlachten von Mia Valentin in Kandel, nach dem Busattentat auf dem Breitscheidplatz, nach der Hinmetzelung zweier Maler in Oggersheim, nach den fast täglichen Gruppenvergewaltigungen in Berlin und der Blutorgie im Zug bei Brokstedt. Diesmal muss doch solch ein besonders brutaler Angriff der Wendepunkt sein. Dies muss doch – endlich! – der letzte Angriff eines Mannes gewesen sein, der an einen seltsamen, gewaltliebenden Gott glaubt und Menschen, die an Christus glauben, haßt.

Agonie seit 2015
Ich lasse die Jahre seit 2015 Revue passieren. Mit dem Grenzputsch brach meine gesamte Welt zusammen. Ich war tatsächlich monatelang einem Nervenzusammenbruch nahe, denn ich wußte, was uns bevorstand. Hilflos wie Kassandra versuchte ich jedem, dem ich begegnete, die Gefahren von Männern aufzuzeigen, für die Frauen nichts weiter als eine Sache sind, ein Stuhl, den man zum Sitzen benutzt und wegwirft, wenn er nicht mehr bequem genug ist. Auch ich war nicht mehr bequem genug und so fielen meine Freunde von mir ab wie Herbstlaub.

Unverdrossen machte ich weiter, ging auf Demos, hielt Reden, schrieb Essays, verteilte Aushänge, suchte Allianzen mit arabischen Christen und wurde auch hier schmerzlich enttäuscht. Unermeßliche Feigheit, Selbstgefälligkeit, Konformismus, Borniertheit, Dummheit und Egoismus waren an der Tagesordnung.

Der Widerstand wuchs – trotz massiver Unterdrückung, trotz lauernder Linker, die auf Schritt und Tritt die Ohren spitzten, jeden falschen Laut notierten und sich wie Korkenzieher am liebsten in unser Gehirn gebohrt hätten, um jeden Gedanken zu überwachen. Wir machten immense Fortschritt und der Erfolg, der Wendepunkt schien zum Greifen nah.

Doch dann – Corona. Zwar brach sie dem Widerstand vorerst das Genick, bewirkte jedoch andererseits das Erwachen zahlreicher Menschen, die zuvor jahrzehntelang wie Schweine im Maststall vor sich hingelebt hatten. Trotz einiger Hoffnungsschimmer ließen mich Kollegen und Freunde scharenweise im Gleichschritt im Stich oder stahlen sich heimlich davon. Meine beste Freundin denunzierte mich wegen eines abgelaufenen Coronatests bei einem Gastwirt. Gestählt ließ ich auch sie wie alle anderen nach 30 Jahren Freundschaft ziehen, wenngleich ein bitterer Geschmack der Enttäuschung zurückblieb.

Wie im Flug sind die Folterjahre seit 2015 und während Corona vergangen. Es ist 2024 und ich bin nun ein anderer Mensch. Mein Entsetzen, meine Hysterie, mein brennendes Verlangen, die beängstigende Entwicklung der Masseneinwanderung unverzüglich im Keim zu ersticken, meine unablässige Suche nach Verbündeten haben ein Ende gefunden. Desgleichen meine dauerblutige Nase, die ich mir bei den ständigen Zurückweisungen durch vermeintlich Gleichgesinnte wie Feministinnen, Frauenbeauftragte, Schwule und Lesben geholt hatte.

Phönix aus der Asche
Mein Umfeld und meine Bekannten sind ausgewechselt wie frische Bettwäsche. Die früheren „Freunde“ und „Kollegen“ vermisse ich nicht. Ich weiß mehr denn je, wer ich bin und was ich gewillt bin, um meiner Überzeugung, meiner Seele und meiner Würde willen, auszuhalten: Viel. Jeden Tag mehr. Mit jeder neuen Schikane, mit jedem neuen Versuch, mich zu unterjochen, wächst mein Freiheitswille, wächst meine innere Unabhängigkeit, breite ich meine gottgegebenen Flügel aus, die mir niemand jemals wird stutzen können.

Hier in meinem Land, auf dieser Erde, auf der wir leben, wird jeden Gottes Tag versucht, uns unser Recht auf ein glückliches Leben zu nehmen. Wir sollen hinnehmen, dass Fremde seit 2015 in unser Land strömen und von unserem Geld leben. Wir sollen hinnehmen, dass unsere Alten wie minderwertige Menschen behandelt werden. Unsere Kinder sollen von Fremden betreut werden. Unser Leben sollen wir als „Netzflix-User“ in häßlichen Plattenbauten und auf Balkonen mit schwarzen Gitterstäben fristen. Jeden Tag soll ich mich wegen der Schicksale fremder Menschen in fernen Ländern betroffen und dankbar für mein „besseres Leben“ fühlen, während hier in meinem Land Frauen und Mädchen Angst haben, nachts auf die Straße zu gehen und junge Männer von fremden Fanatikern im Blutrausch ermordet werden.

Weicht von mir, Medien!
Ich gehe nach innen. Das dröhnende, tobende Teufelsgeschrei aus Medienrohren rauscht an mir vorbei. Ich wate in meinem Lebensstrom. Meine Seele gibt mir die Richtung vor.

Heute Nachmittag traf ich einen Bekannten vor der Post – das Attentat war bereits in allen Medien. Auf die Frage nach meinem Befinden erwidere ich: „Sehr gut.“ Er staunt: „Das ist aber selten, dass man so etwas hört. Den meisten geht es schlecht.“ Ich antworte: „Ja, die Weltlage ist grausam. Daher ist es umso wichtiger, die Moral hochzuhalten. Wir hören all diese Berichte von schrecklichen Geschehnissen in der ganzen Welt. Doch dies schafft Ohnmacht. Häufig können wir wenig tun.“ Er nickt und stimmt mir freudig zu: „Ich gucke schon gar nicht mehr die Nachrichten. Das bringt doch alles nichts.“ Und ich sage: „Ja, genau. Was zählt, ist der persönliche Wirkungskreis. Da habe ich Macht. Da kann ich etwas bewirken.“ „Sie sagen es“, bekräftigt er und geht nach einem kurzen Abschiedsgruß weiter.

Ich wiederum gehe in den Vorgarten. Unser Gärtner hat gekündigt und jahrelang alles vernachlässigt. Also säge, grabe und pflanze ich seit Wochen, was das Zeug hält. Die Erde hält mich bei Verstand. Neue Bekanntschaften entwickeln sich. Jeden Tag bekomme ich Besuch am Zaun. Nachbarn verfolgen meine Fortschritte und halten einen Plausch. Heute Abend habe ich eine Duftrose, zwei Fuchsien, fünf Ballonblumen und fünfzehn kleine Glockenblumen gesetzt. Wenn ich sterbe, werden diese Pflanzen weiterleben. Immer wieder denke ich an den jungen Polizisten und hoffe, dass er es wider Erwarten schafft. Ich fühle mich wie ein Blume, die den Kopf hängen läßt. Sollte er sterben, wäre dies wieder einmal die sinnlose Verschwendung eines jungen Lebens. Selbst der Himmel trauert und schickt Regen. Ich packe meine Sachen zusammen. Für heute habe ich genug Schönheit gepflanzt.
(beischneider.net)

 

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