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Trump & Putin

Der geopolitische Schulterschluss – mehr als ein Telefonat

Von ELENA FRITZ

Das über zweistündige Telefonat zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump am Montag war kein bloßer Höflichkeitsaustausch, sondern Ausdruck eines sich anbahnenden taktischen Bündnisses – eines Bündnisses, das mehr über die aktuellen Machtverschiebungen in der Weltordnung aussagt als viele offizielle Gipfeltreffen.

Auf dem Papier wirkt Trumps Position deutlich überlegen: Die Vereinigten Staaten bleiben die stärkste Wirtschaftsmacht, sind (noch) nicht in einen konventionellen Krieg auf eigenem Kontinent verwickelt, und Trump hat – anders als Biden – Spielraum, sich diplomatisch neu zu positionieren. Er ist nicht vertraglich oder ideologisch an die ukrainische Führung gebunden. Er kann, wenn er will, Frieden verhandeln.

Putins Lage scheint schwieriger: Russlands geopolitischer Spielraum ist eingeschränkt, die Sanktionen des Westens wirken, der Ukrainekrieg fordert Ressourcen. Doch diese Betrachtung greift zu kurz.

Denn in Wahrheit stehen sich hier zwei Männer gegenüber, die ein gemeinsames Merkmal vereint: Sie haben mehr Feinde innerhalb des eigenen „zivilisierten Westens“ als außerhalb. Und genau diese Konstellation öffnet ein historisches Fenster.

Gegner unter Freunden
Trump ist für die globalistischen Eliten des Westens die wohl gefährlichste Figur. Nicht etwa, weil er Russland hofiert, sondern weil er die gesamte architektonische Konstruktion ihrer Macht infrage stellt. In Davos ist er ein Fremdkörper, in Brüssel eine Bedrohung, in Berlin ein Tabubruch. Und seine Rückkehr ins Weiße Haus war ein Schock für all jene, die glaubten, das Zeitalter populärer Nationalstaatlichkeit sei vorbei.

Putin wiederum hat gelernt, mit außenpolitischem Druck zu leben. Er kennt den Apparat, der ihn seit Jahren zu dämonisieren versucht. Doch im Unterschied zu Trump ist seine Machtstruktur nach innen stabilisiert. Trumps Position ist fragiler – nicht international, sondern innerhalb der westlichen Systeme selbst. Und das macht ihn anfällig. Aber auch offen.

Ein Bündnis aus Notwendigkeit
Trump braucht Verbündete, die nicht Teil des transatlantischen Establishments sind. Putin braucht einen Gesprächspartner in Washington, der nicht von Soros-Stiftungen und Pentagon-Lobbyisten gesteuert wird. Die Interessen überschneiden sich. Nicht ideologisch, sondern strategisch.

Der Ukrainekrieg wird hier zum Katalysator. Für Putin ist er ein Mittel zur Sicherung der Westgrenze, zur Verschiebung globaler Machtachsen. Für Trump ist die Ukraine das Einfallstor, um Europa von seinen globalistischen Ketten zu befreien. Seine Strategie: Deeskalation nach außen – Destabilisierung der inneren westlichen Machtzentren.

Das geopolitische Muster: Wer gegen wen?
Trump hat eine komplizierte Beziehung zu China, einen vorsichtigen Respekt gegenüber Indien und ein taktisches Verständnis für Israel und die arabischen Staaten. Putin wiederum steht mit Persien und China in einem engen Bündnis, hält aber auch Kanäle zur arabischen Welt und Indien offen. Ihre jeweiligen Differenzen mit Erdogan oder Netanjahu sind nicht unlösbar – sondern Ausdruck strategischer Tiefe.

Was sie verbindet: der gemeinsame Gegner – das transatlantische Kartell, das sich unter dem Deckmantel der „liberalen Weltordnung“ als supranationale Kraft über die Nationalstaaten erhoben hat.

Fazit: Mehr als ein Telefonat
Das Gespräch von Montag war kein freundschaftliches Geplauder – es war ein vorsichtiges Abtasten zweier Realisten, die wissen, dass die neue Weltordnung nicht in Thinktanks, sondern in persönlichen Allianzen geschmiedet wird. Trump und Putin sind keine natürlichen Verbündeten – aber sie teilen eine Analyse, eine Notwendigkeit und ein Ziel: die Rückgewinnung souveräner Gestaltungsmacht gegen ein System, das sich selbst als unersetzlich erklärt hat.

Für die Europäer – und insbesondere für Deutschland – bedeutet das: Wenn selbst Washington und Moskau neue Allianzen jenseits ideologischer Linien schmieden, dann ist es höchste Zeit, die Rückholung nationalstaatlicher Souveränität von der EU auf den politischen Prüfstand zu stellen.

Denn die neue Weltordnung wird nicht in Brüssel geschrieben.
(pi-news.net)

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