Der Ukraine-Krieg stärkt die militärische US-Weltmacht
Von PROF. EBERHARD HAMER
„Wenn Regierungen sich verzockt haben und nicht mehr weiterwissen, machen sie Krieg!“ Diese alte Weisheit aus unserer Geschichte glauben unsere in Frieden und Wohlstand aufgewachsenen Bürger nicht mehr, weil die angelsächsische Presse der ganzen Welt klar gemacht hat, dass nur Putin der einzige Kriegsgrund sei und deshalb gemeinsam bekämpft werden müsse – im Ukraine-Krieg – im europäischen Krieg – oder sogar in einem dritten Weltkrieg.
Tatsächlich hat Putin Krieg ausgelöst, als er nicht mehr weiterwusste. Nach russischer Theorie musste die Ukraine neutral bleiben – durfte also nicht NATO-Mitglied werden –, weil Russland nicht fünf Minuten vor Leningrad und zehn Minuten vor Moskau amerikanische Raketen stehen haben wollte. Putin fühlte sich also durch das Rückeroberungsversprechen der Krim von Selenskyj, durch die von Stoltenberg der Ukraine gegebenen NATO-Versprechen und durch den in der Ukraine gewachsenen Einfluss der USA bedroht.
Krieg ist das letzte Mittel der Politik
Tatsächlich ist die Ukraine seit dem von den USA organisierten (US-Staatsministerin Nuland) und finanzierten (fünf Milliarden Dollar) Maidan-Aufstand politisch und wirtschaftlich von den USA übernommen worden:
– Alle wichtigen politischen Schaltstellen in der Ukraine werden von CIA-Agenten ausgeübt oder zumindest kontrolliert. Oberster Militärbefehlshaber ist US-Generalleutnant Antonio Aguto.
– Auch die interne politische Willensbildung ist von der Rada (Parlament) zur Autokratie von Selenskyj und damit an die Weisung seiner Auftraggeber verlagert worden. Das Parlament hat quasi nichts mehr zu sagen. Der Präsident herrscht autokratisch in fremdem Auftrag, in fremdem Interesse, zum Schaden der Ukraine, darf aber nicht einmal ohne Genehmigung der USA Friedensgespräche führen.
– Der Krieg, das Leiden und die Vernichtung der Ukraine wird also ohne Aussicht auf Sieg weitergeführt, weil die NATO nicht schon wieder einen Krieg verlieren will.
Ebenso könnte sich Russlands Regierung innenpolitisch nicht leisten, die mit vielen wirtschaftlichen und menschlichen Opfern eroberten und von Russen bewohnten ost-ukrainischen Provinzen wieder aufzugeben. Es führt also so lange Krieg, wie es dafür keine Lösung sieht.
Aber auch die USA brauchten Krieg in der Ukraine für ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Dem amerikanischen Großkapital gehörten zwei Drittel der fruchtbarsten Böden der Welt (Schwarzerde) in der Ukraine, die Mehrheit der großen Konzerne und vor allem die weltweit bedeutenden Lagerstätten von Lithium und Titan im Donezk-Becken. Darauf wollten und können sie im Wettbewerb gegen China nicht verzichten.
Angelsächsisches Großkapital größter Gläubiger der Ukraine
Das angelsächsische Großkapital ist größter Gläubiger der Ukraine mit mehr als einer Bio. Dollar. Solange Krieg ist, die Europäer – vor allem Deutschland – größter Zahler dieses Krieges geworden sind und die EU sogar die Kosten des Wiederaufbaus der Ukraine (500 Milliarden Euro) versprochen hat, sind die Ukraine-Schulden noch nicht wertlos, hat das US-Kapital Zahler und Hafter dafür gefunden, so dass die Kredite noch nicht ausgebucht werden müssen.
Den USA drohte 2022 eine Rezession. 70 Prozent der produktiven Wirtschaft der USA sind aber militärabhängig. Nur mit Wiederbelebung der im Frieden zusammengebrochenen Militärgüternachfrage konnte also die US-Wirtschaft wiederbelebt werden. Deshalb wurden die angeblichen Ukraine-Hilfen der USA und ihrer Satelliten direkt in Aufträge an die amerikanische Rüstungsindustrie (400 Milliarden Dollar) gelenkt und damit eine Rezession vermieden.
Der Ukraine-Krieg war der Versuch einer völlig neuartigen Kriegsführung: Nicht mehr Panzer, Schwergerät oder Infanterie, sondern Drohnen, Raketen, Fernlenkwaffen und Laser sind die neuen entscheidenden Kriegswaffen geworden. Die USA mussten deshalb umrüsten, konnten ihre alten Waffen gegen hohe Preise in der Ukraine loswerden und ihr Militär mit den neuen Waffen ausrüsten (was noch anhält). Der Ukraine-Krieg war also für die Kampfkraft der amerikanischen Armee unverzichtbares Versuchsfeld und Umrüstungsgelegenheit.
Deutsche Zahlungen von 36 auf über 90 Milliarden hochgeschraubt
Die von den USA zur militärischen Beherrschung Europas gegründete NATO erschien in Friedenszeiten „hirntot“ (Macron) und bedeutungslos. Die Satellitenländer wollten nicht mehr recht zahlen, die USA selbst überlegten, ob diese Organisation noch Sinn habe (Trump).
Durch den Ukraine-Krieg bekam nicht nur die NATO neuen Sinn, sondern gelang es, die deutschen Zahlungen von 36 Milliarden auf über 90 Milliarden hochzuschrauben und auch andere europäische Länder in Angst vor russischem Angriff zu Beitragserhöhungen zu treiben. Tatsächlich ist der Rüstungsetat Russlands auf über 100 Milliarden Euro gestiegen, allerdings der der USA auf eine Bio. Euro, also auf das zehnfache. Solange also die NATO kämpft, fließt fremdes Geld und militärische Untertänigkeit in sie. Der Ukraine-Krieg stärkt also die militärische US-Weltmacht.
Auch innenpolitisch stehen die USA in einer Zerreißprobe ihrer multi-kulturellen Gesellschaft, ihrer Staatsfinanzen (35 Bio. Dollar Schulden mit jährlich einer Bio. Dollar Zinsen) und einer durch jahrzehntelange Auslagerung von Zivilproduktion auf Dienstleistungen für die Welt konzentrierten Wirtschaft sowie einer wachsenden Bedrohung der weltbeherrschenden amerikanischen Energiewirtschaft durch Russland in Europa. Da die USA auch die kommende Auseinandersetzung mit China sehen, musste zuerst Europa aus der Energieabhängigkeit Russlands in die der USA überführt werden (Energiesanktionen, Sprengung North Stream-Leitung), um die Vorherrschaft der USA in Europa zu halten und die Russen zurückzudrängen. Ein Krieg in der Ukraine war also auch wirtschaftlich für das Dollarimperium hilfreich.
Der Sieger im Krieg ist auch wirtschaftlich Gewinner
Der Ukraine-Krieg hat bisher zwar einige Schwerpunkte verschoben, aber noch keine Entscheidung gebracht. Schon jetzt ist sicher, dass alle Beteiligten am Ukraine-Krieg Verlierer dieses Krieges sein werden.
Russland hat mit seinem Angriff auf die Ukraine eine solche Hasswelle der westlichen Medien erzeugt, dass seine politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Position in Europa damit verloren ist. Immer wollte Russland „europäisch sein“; nun bleibt ihm nur noch die Ostorientierung auf China mit allen darin liegenden Gefahren.
Auch die Verluste Russlands an Menschen, Material und Absatzmärkten in Europa für die russische Energie und die russischen Rohstoffe sind verloren, Russland ist aus dem SWIFT-Abkommen und aus den meisten internationalen Gremien ausgeschlossen, von amerikanischen Raketenstellungen umkreist und von einer führenden Weltmacht zur Mittelmacht abgestiegen.
Russland Verlierer des Ukraine-Krieges?
Mit den Landeroberungen in der Ukraine haben die Russen zwar die Vorherrschaft im Schwarzen Meer zurückgewonnen (Krim) und die Titan- und Lithium-Lagerstätten des Donezk erobert, aber sonst ein zerstörtes Land, dessen Aufbaukosten Russland in den nächsten Jahren mit hunderten von Milliarden belasten werden.
Selbst im Falle eines Sieges würde Russland sein Kriegsziel der Verhinderung einer NATO-Mitgliedschaft verloren haben, weil die Ukraine schon jetzt Sicherheitsgarantien der europäischen Länder, Organisationen und der NATO bekommen hat und die Raketenreichweite der NATO Russland inzwischen bis zum Ural bedroht.
Russland ist eindeutig Verlierer des Ukraine-Krieges, selbst wenn es gewinnen sollte.
Exportweltmeister Deutschland vor dem Ukraine-Krieg verarmt
Europa hat am Ukraine-Krieg keine eigenen Interessen und keinen Kriegsgrund gehabt, wurden aber von den USA über die NATO in den Krieg gezogen und musste sogar den Krieg übernehmen und ist so zum Hauptverlierer des Krieges geworden. Die Flüchtlingsströme aus der Ukraine vor allem nach Deutschland kosten etwa 40 Milliarden Euro pro Jahr, die für interne Investitionen fehlen.
Deutschland hat 100 Milliarden Finanz- und Militärhilfe in die Ukraine geliefert, leider nicht wie alle anderen Länder als Kredite, sondern geschenkt und damit verloren. Vor allem aber hat Deutschland seine billige russische Energieversorgung gegen eine dreimal so teure amerikanische eingetauscht und damit Energiekosten bekommen, die seine Industrie im internationalen Wettbewerb nicht mehr konkurrenzfähig macht, zur Auswanderung zwingt und damit der von der Regierung angestrebten Deindustrialisierung einen entscheidenden Schub gab.
Wettbewerbsverlust und Deindustrialisierung bedeuten aber bei 30 Prozent Außenwirtschaftsanteil unseres Sozialprodukts künftige Verarmung. Der Exportweltmeister Deutschland vor dem Ukraine-Krieg wird ohne seine wichtigen Exportindustrien zurückfallen.
Zusammenbruch des Dollarsystems
Je mehr Deutschland mit Hilfen an die Ukraine geklotzt hat, desto mehr fehlte das Geld im Inland für Infrastruktur, Schulen u.a., stiegen aber seine eigenen Schulden und seine Schuldhaftung für die mit deutscher Zustimmung hemmungslos aufgenommenen EU-Schulden (2,6 Bio. Euro).
Obwohl Deutschland kein Interesse an und keinerlei Vorteile aus dem Ukraine-Krieg hatte, es sich durch Mediendruck zum „europäischen Führer im Ukraine-Krieg“ hat missbrauchen lassen, hinterlässt dieser Krieg ein in seiner Rohstoffversorgung überteuertes, in der Infrastruktur verlottertes, überschuldetes und mit Hilfszusagen sowie Wiederaufbaugarantien für die Ukraine langfristig ausgebeutetes Deutschland.
Selbst für die USA könnte sich der Krieg gegen Russland langfristig nicht gelohnt haben. Der Ausschluss Russlands aus allen Gremien und vor allem aus dem SWIFT-Abkommen hat den Dollar in der Welt nicht gestärkt, sondern durch Gegengründung CIPS (Cross Border Interbank Payment System) eines inzwischen von mehr als der Hälfte aller Völker akzeptierten Gegenfinanzsystems seine Dollarherrschaft gefährdet oder schon verloren, so dass sich die weiter wachsenden Schulden der USA nicht mal mehr mit Auslandskrediten, sondern nur durch interne Inflation finanzieren lassen. Der Zusammenbruch des Dollarsystems ist damit sicher, nur die Frage wann.
USA verliert ihr Dollarimperium
Die Unfähigkeit der USA (und ihrer NATO), gegen die russischen Truppen zu bestehen, hat die globale militärische Vorherrschaft der USA in Zweifel gezogen, vielleicht gebrochen und in der Welt den Eindruck gestärkt, dass derjenige, der Russland nicht besiegen kann, auch China nicht mehr besiegen wird, also die Unterstützung der Welt in einem kommenden Krieg gegen China reduziert.
Vor allem aber hat der Ukraine-Krieg zwar die Konjunktur in den USA wieder hochgerissen, aber das Verschuldungsproblem nicht gelöst, sondern gesteigert. Die USA sind überschuldet (35 Bio. Dollar) und werden, wenn die zu 70 Proeznt ins Ausland exportierten Dollar wegen ihres Wertrisikos wieder in die USA zurückfluten, zwangsweise zur galoppierenden Inflation oder Währungsreform zurück müssen. Die USA verlieren also ihr Dollarimperium und damit die stärkste Basis ihres Lebensstandards sowie ihrer Weltgeltung.
Wenn Europäer und Amerikaner durch galoppierende Inflation oder Schuldencrash ihr Vermögen verlieren, bedeutet dies nicht, dass die angelsächsische Hochfinanz ebenfalls verliert. Sie hat nicht nur durch tausende in Steueroasen ansässige Hedgefonds, durch BlackRock u.a. mehr als die Hälfte der Sachwerte der Welt mit Fiatdollars gekauft, sondern ist auch weltgrößter Kreditgeber für Staaten und Privatfirmen, hat sogar die Politik mit eigenen Leuten besetzt und unterwandert und wird auch aus einem Zusammenbruch des Weltdollarsystems nach dem Kriege mächtig bleiben.
Wenn alle im Ukraine-Krieg verlieren – ganz gleich, wie er ausgeht – wird das internationale Großkapital relativer Gewinner bleiben. Das zeigt, wie sinnlos Krieg für Völker, Wirtschaft und Gesellschaft ist, dass für diese kein Krieg lohnt, dass nicht nur die Verlierer darunter leiden, sondern auch die Sieger letztlich zu den Verlierern gehören. Nur das Großkapital gewinnt. Auch durch Krieg!
(pi-news.net)