Handwerkskammer Freiburg: Zu unkoordiniert, zu unverlässlich wirkt die Arbeit der Ampel
„Für die Politik ist es an der Zeit, zu machen“, machte Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg, am Donnerstag bei der Präsentation von Zahlen zum südbadischen Handwerk deutlich. Die Wirtschaft brauche verlässliche Rahmenbedingungen. In den vergangenen Monaten sei davon wenig zu sehen gewesen. „Zu unkoordiniert, zu unverlässlich wirkt die Arbeit der Ampel.“ Es bestehe an vielen Stellen unmittelbarer Handlungsbedarf.
Die Handwerkskonjunktur im Bezirk der Handwerkskammer Freiburg bleibt insgesamt auf Vorjahresniveau. Der Konjunkturindikator des südbadischen Handwerks – der Saldo aus Geschäftslage und -erwartungen – liegt bei 26,8 Zählern. „Im Vergleich zum Landesschnitt stehen unsere Betriebe sogar etwas besser da“, so Ullrich. Allerdings zeige der genaue Blick in die Zahlen, dass nicht alles bleibt, wie es ist – und durchaus Grund zur Sorge besteht. Die Stimmung trübe sich ein.
Bauhandwerk in der Krise
„Insbesondere das Bauhandwerk, das jahrelang konstantes Zugpferd der Handwerkskonjunktur war, ist in Bedrängnis.“ Die Geschäftslage werde von den Baubetrieben deutlich schlechter eingeschätzt – der Saldo sank im Jahresvergleich um mehr als 30 Punkte. „Wovor wir viele Monate gewarnt haben, ist also eingetreten: Die Wohnungsbaukrise ist bei den Baubetrieben angekommen.“ Alarmierend sei in diesem Zusammenhang, dass auch bei den nachgelagerten Ausbau-Gewerken die Geschäftslage deutlich negativer eingeschätzt wird – hier fiel der Saldo um fast 40 Punkte.
Auch bei der Auftragslage zeigt sich die Problematik im Baubereich, ergänzt Dr. Handirk von Ungern-Sternberg, Mitglied der Geschäftsleitung der Handwerkskammer Freiburg. „Im Gesamthandwerk bleibt die Auftragslage im Vergleich zum Vorjahr stabil.“ In den Baugewerken hat sich der Anteil der Unternehmen mit gesunkenem Auftragseingang allerdings binnen Jahresfrist fast verdreifacht – auf mehr als die Hälfte der Betriebe. „Zudem sind die Auftragserwartungen im Bauhandwerk lokal auf dem Tiefpunkt: Keiner der befragten Betriebe rechnet in den nächsten Monaten mit steigenden Auftragseingängen.“
„Insolvenzwelle nicht in Sicht“
Für das Gesamthandwerk in Südbaden konnte die Handwerkskammer Freiburg stabile Umsätze vermelden. „Allerdings nimmt die Auslastung unserer Betriebe ab“, so Ungern-Sternberg. Mit Blick auf die Betriebszahlen im Kammerbezirk konnte er jedoch konstatieren: „Eine Insolvenzwelle im südbadischen Handwerk ist nicht in Sicht.“ Trotz der negativen Entwicklungen im Baubereich seien dort kaum Veränderungen bei den Betriebszahlen sichtbar.
„Nicht allen geht es schlecht – aber der Frust ist bei vielen ähnlich“, resümiert Ullrich. Schließlich verweise man als Handwerksorganisation schon seit vielen Monaten auf dieselben Probleme. „Unsere Betriebe leiden unter hohen Belastungen – vor allem unter der Bürokratie.“ Fehlende Planbarkeit und mangelnde politische Verlässlichkeit bremsten die Unternehmen und Kunden zusätzlich aus. „Es entsteht der Eindruck: Egal, wie oft man auf Probleme und Gefahren hinweist – es tut sich nichts.“ Diesem Eindruck müsse die Politik klar entgegentreten. „Es ist Zeit, zu machen.“
„Auf Debatten müssen Aktionen folgen“
Als Handwerksorganisationen setze man dabei auf den bisher erfolgreichen Weg von Dialog und Kommunikation mit der Politik auf allen Ebenen. „Klar muss aber auch sein: Auf Debatten müssen Aktionen folgen.“ Neben geplanten Gesprächen mit Spitzenpolitikern im Rahmen der Internationalen Handwerksmesse IHM in München sei daher auch gemeinsam mit weiteren Spitzenverbänden der Wirtschaft ein Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz gegangen. „Wir haben darin deutlich gemacht, was sich ändern muss, damit der Standort Deutschland wieder durchstarten kann“, so Ullrich.
Neben der Konkurrenzfähigkeit der deutschen Unternehmen im internationalen Vergleich stehen vor allem die Themen Entbürokratisierung, schnellere Behörden und zukunftsfeste Steuer- und Rentensysteme im Fokus. „Aber auch die physisch vorhandenen Rahmenbedingungen für die Unternehmen müssen endlich schlagkräftig angegangen werden: In die Infrastruktur muss investiert werden; der Fachkräftebedarf muss – auch mit internationalen Fachkräften – sichergestellt werden.“ Die Politik, insbesondere die Bundespolitik, habe also einige Hausaufgaben vor sich. „Zeit, zu machen.“
(Handwerkskammer Freiburg)