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Das Schicksal mischt die Karten

Seinen Glücksstern kennen

Von Baltasar Gracián

Niemand ist so hilflos, daß er keinen hätte: und ist er unglücklich; so ist es, weil er ihn nicht kennt. Einige stehen bei Fürsten und Mächtigen in Ansehn, ohne zu wissen, wie oder weshalb, als nur, daß eben ihr Schicksal ihnen diese Gunst leicht machte, wobei der Bemühung bloß das Nachhelfen blieb.

Andere besitzen die Gunst der Weisen. Mancher fand bei einer Nation bessere Aufnahme als bei der anderen und war in dieser Stadt lieber gesehen, als in jener. Ebenso hat man oft mehr Glück in einem Amt oder Stand, als in den übrigen; und alles dieses bei Gleichheit, ja Einerleiheit der Verdienste.

Das Schicksal mischt die Karten, wie und wann es will. Jeder kenne seinen Glücksstern, eben wie auch sein Talent: denn hiervon hängt es ab, ob er sein Glück macht oder verscherzt.

Er wisse seinem Stern zu folgen, ihm nachzuhelfen und hüte sich, ihn zu vertauschen: denn das wäre, wie wenn man den Polarstern verfehlt, auf welchen doch der nahe kleine Bär hindeutet.
(Aus Baltasar Gracián, "Handorakel und Kunst der Weltklugheit")

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