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Eine tödliche Gefahr?

Sicherheitsrisiko durch überfüllte Züge – eine tödliche Gefahr?

Von MEINRAD MÜLLER

Sicherheit im Regionalverkehr? Das war einmal. Seit Einführung des 49-Euro-Tickets ist diese akut gefährdet. Der Autor selbst befand sich wieder einmal inmitten einer gut dreifach überfüllten Regionalbahn. Seit Einführung des 49-Euro-Tickets werden Regionalzüge, die bis dahin hauptsächlich von Berufspendlern genutzt wurden, jetzt zu billigen Fernzügen. Mehr Waggons werden jedoch nicht angehängt. Dies scheitert an den oft zu kurzen Bahnsteigen. Die einzige Lösung wäre, die Züge zu Hauptreisezeiten halbstündlich einzusetzen.

Der Augenzeugenbericht vom 15. Juni nachmittags erzählt von einer Fahrt von Berlin ins 100 km entfernte Neustadt (Dosse). Als der Zug in Berlin/Hbf. ankam, waren bereits alle Sitzplätze besetzt. Die Gänge waren durchgängig mit Koffern verstellt, denn Gepäckablage über den Sitzplätzen ist viel zu klein und offensichtlich nicht zur Aufnahme von Koffern oder Rucksäcken konzipiert. Konnten 20 Passagiere in einem Abteil sitzen, so standen 50 weitere.

Ein Kinderwagen mit Kind wurde von beherzt zugreifenden Fahrgästen in die Höhe und über Koffer und Fahrräder hinweg gehoben, damit die Mutter in Nauen aussteigen konnte. Die Situation im Eingangsbereich spitzte sich weiter zu, da dort weiterhin unzählige Koffer und Rucksäcke abgestellt wurden. Nur durch das Überklettern der Gepäckstücke konnte an den Stationen ausgestiegen werden. Ein Bediensteter der ODEG war nicht zu sehen, der bereits beim Einstieg regelnd hätte eingreifen und den Zustieg begrenzen können.

Bahnpolizei und Zugräumung
Nach 30 Minuten Fahrt ertönte eine herrische Stimme aus dem Lautsprecher, wonach die Fahrräder aus den Gängen zwischen den Sitzreihen und an den Türen entfernt werden müssten, sonst riefe man die Bahnpolizei, um mit deren Hilfe den gesamten Zug räumen zu lassen. Geschehen jedoch ist nichts. Ein Fahrradfahrer verpasste seinen Ausstieg, obwohl er sein Rad über die Koffer hinweghob und es dennoch nicht bis zur Abfahrt zur Ausgangstür schaffte.

Die potenzielle Gefahr bei Not- oder Unfallsituationen ist allgegenwärtig. Wie hätte ein kollabierter Fahrgast geborgen werden können? Wie hätte ein Arzt, der zufällig an Bord gewesen wäre, zum Opfer vordringen können? Selbst die Treppenstufen zwischen den Waggons dienten als Sitzfläche. Die große Mehrheit der Fahrgäste stand dichtgedrängt wie Heringe in den Gängen. Eine Zumutung, nicht nur für Frauen, auch für Kinder und Behinderte.

Sicherheit bei Vollbremsung?
Die Sicherheit der Reisenden sollte höchste Priorität haben. Es ist unverständlich, warum die dafür Verantwortlichen die dringend notwendigen Schritte zur Lösung dieses Problems nicht unverzüglich ergreifen. Die Fahrgäste erwarten von den verantwortlichen Behörden und Unternehmen ein sofortiges Eingreifen, um die Sicherheit zu gewährleisten.

In Anbetracht dieser bedrohlichen Zustände ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Öffentlichkeit auf diese Missstände aufmerksam gemacht wird. Die Sicherheit der Fahrgäste darf nicht länger aufs Spiel gesetzt werden und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.

Es liegt nun an den Lesern und der breiten Öffentlichkeit, Druck auszuüben und Veränderungen einzufordern. Denn letztendlich geht es um die Gesundheit, das Wohlergehen und das Leben der Menschen, die täglich auf die Regionalzüge angewiesen sind. Die Zeit zum Handeln ist gekommen, bevor es zu spät ist. Jeder Unternehmer, der seinen 7,5 Tonnen LKW um zwei Zementsäcke überlädt, wird bestraft. Hier aber scheint kein Hahn danach zu krähen. Und auch keine Krähe.
(pi-news.net)

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