„THE hidden LÄND – Wir im ersten Jahrtausend“ - 13.09.2024 – 26.01.2025 im Kunstgebäude Stuttgart
Die Große Landesausstellung „THE hidden LÄND – Wir im ersten Jahrtausend“ nimmt ihre Besucherinnen und Besucher mit auf eine einzigartige Entdeckungsreise ins erste Jahrtausend nach Christus – in die Vielfalt menschlicher Lebenswelten in einem Zeitraum, in dem die Grundlagen für unsere heutige Lebensart herausgebildet wurden.
Zum ersten Mal steht bei einem Ausstellungsprojekt im Südwesten die Archäologie des ersten Jahrtausends, und mit ihr die Menschen, ihr Alltag und ihre Existenz bewegenden Themen im Mittelpunkt einer spektakulär inszenierten Präsentation. Die ausgestellten Objekte umfassen sowohl Alltagsgegenstände als auch herausragende Einzelstücke und Fundensembles von internationalem Rang. Im Zentrum stehen überwiegend Funde aus Baden-Württemberg – viele zum ersten Mal in der Öffentlichkeit sichtbar –, aber auch herausragende Leihgaben nationaler wie internationaler Institutionen, darunter der wikingerzeitliche Schatzfund von Duesminde aus dem Dänischen Nationalmuseum Kopenhagen oder die Funde aus germanischen Gräbern aus Kariv (Gebiet Lwiw/Lemberg, Westukraine).
Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft von Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg. Das Land, das wir heute Baden-Württemberg nennen, hat eine reiche Geschichte. Doch historische Überlieferungen darüber, wie es den Menschen hier im ersten Jahrtausend – einer Zeit großer Umbrüche – erging, sind rar. Die Archäologie hingegen gibt tiefe Einblicke in die Vielschichtigkeit des damaligen Lebens und lässt uns entdecken, wie nahe oder fremd uns die Menschen des
ersten Jahrtausends heute sind.
Der Aufstieg und der Niedergang des römischen Weltreichs bestimmten zunächst das Leben in Europa, in der Folge entstanden neue Reiche, neue Herrscher lenkten die Geschicke und mit dem Christentum etablierte sich eine monotheistische Religion, die die vorhergehenden Vielgötterwelten bald verdrängte. Dies alles ging einher mit Zu- und Abwanderung, einem Wandel in der Gesellschaft, aber auch mit einschneidenden Änderungen für das Individuum und seine Lebenssituation – in konfliktreichen Zeiten wie auch in friedlichen Phasen. Was bedeutete dies alles für das Leben der Menschen vor über tausend Jahren? Wer sind die Menschen, die uns vorangegangen sind und können wir uns heute mit ihnen und ihrer Art des Lebens identifizieren?
Einmalig in Europa
Anhand von aufschlussreichen nationalen und internationalen Funden gibt die Große Landesausstellung Antworten auf diese Fragen. Alltagsgegenstände, aber auch kostbare Exponate aus Baden-Württemberg wie auch ganz Deutschland, Dänemark, Frankreich, der Schweiz sowie der Ukraine verleihen der Großen Landesausstellung ihre Einzigartigkeit. Die herausragenden Beigaben des Fürstengrabes aus Kariv (West-Ukraine) sind einer der Höhepunkte und werden dabei zum ersten Mal in Deutschland gezeigt.
Fünf Fundplätze, fünf Leitthemen
Schlaglichtartig werden ausgehend von den fünf zentralen Fundplätzen Lauchheim, Ulm, Sülchen/Rottenburg, Diersheim und Güglingen in fünf Modulen grundlegende Aspekte der damaligen Lebenswelten thematisiert: Integration, Migration, Kommunikation, Spiritualität und Macht. Diese Leitthemen leiten sich aus der Charakteristik der einzelnen Fundplätze ab, die sich in Abständen von 200 Jahren aneinanderreihen. Sie ermöglichen Anknüpfung zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen und damit den Besucherinnen und Besuchern, sich mit den damaligen Menschen auseinanderzusetzen und Parallelen aber auch Andersartiges, gar Fremdes, zu entdecken.
Innovatives Gestaltungskonzept
Das gestalterische Konzept der Ausstellung materialisiert jeden der fünf thematisierten Fundorte in einer abstrakten künstlerischen Geste für das Publikum. Die Inszenierungen lassen die Orte sowohl physisch als auch in zeitlicher Abfolge und historischer Entwicklung greifbar werden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Zugleich bietet die Ausstellung einen Blick in die archäologische Arbeitsweise des 21. Jahrhunderts, die weit über die landläufigen Vorstellungen einer Tätigkeit mir Hacke, Pinsel und Bleistift hinausgeht. Die Methoden einer interdisziplinären Archäologie erlauben einen Erkenntnisgewinn, der uns die Menschen von damals und deren Alltag näherbringt als je zuvor – vielfältige Erkenntnisse, die so noch vor 20 Jahren nicht möglich gewesen wären.
(Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg)
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Migranten in der Antike
Wie aus Germanen verlässliche Römer wurden – und Schwaben
(welt.de widmet dieser Ausstellung einen umfassenden interessanten Bericht, welcher auch mit ein paar historischen Feststellungen aufräumt, u.a. des Historikers Mommsen was das Verhältnis zwischen Römmern und Germanen (Alemannen) betrifft: "Als die Römer nach Germanien kamen, stießen sie auf die kriegerischen Sueben. Später bereiteten ihnen die Alamannen große Probleme. Lange hat man dahinter germanische Völker auf Wanderschaft gesehen. Neue Funde zeigen, wie es wirklich war...Es war „der Gedanke der deutschen Einheit, der sich zum ersten Mal offenbarte, und der schon in dieser unvollkommensten Form genügte, die Weltgeschichte zu verschieben, in neue Bahnen zu lenken“. Als Urheber dieses welthistorischen Entwurfs hat kein Geringerer als Theodor Mommsen den „Alamannenbund“ des 3. Jahrhunderts n. Chr. ausgemacht. Mit Folgen. Denn die Autorität des Großhistorikers und Literaturnobelpreisträgers wirkt noch in Sonntagsreden der Gegenwart nach, wenn mit Alamannen ein „erfolgreiches Volk“ beschrieben wird, das vor 1800 Jahren die Fundamente Badens und Württembergs gelegt haben soll.."