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Macron spielt den Diktator für die „Märkte“

Von WOLFGANG HÜBNER

Trotz der Proteste und Streiks von Millionen Franzosen hat der französische Präsident Emmanuel Macron die sogenannte „Rentenreform“ nun eigenmächtig ohne Abstimmung durch das Parlament – zumindest vorerst – durchgesetzt. In seiner Begründung für dieses diktatorische Vorgehen hat Macron auf die „finanziellen und wirtschaftlichen Risiken“ bei einem Scheiten seiner Pläne hingewiesen.

Damit hat er deutlich gemacht, wer auch in Frankreich den Takt angibt: Die anonymen „Märkte“ des Finanz- und Schuldenkapitalismus mit ihren ultrareichen Profiteuren. In vielen französischen Städten ist es sofort zu teilweise militanten Protestaktionen gekommen, für kommende Woche sind neue Streiks im ganzen Land angekündigt.

Doch nicht nur in unserem westlichen Nachbarland gibt es große soziale Proteste. Auch in Tschechien, Portugal, den Niederlanden und in Großbritannien äußert sich die Unzufriedenheit massiv auf der Straße. Und in Italien, Griechenland oder Spanien kann das jederzeit wieder der Fall sein. Selbst in Deutschland rumort es mehr als in den gleichgeschalteten Medien berichtet wird. Es ist auffällig, dass in fast allen genannten Staaten emsig aufgerüstet wird und aus ihnen zudem viele Milliarden in die korrupte Ukraine fließen. Als Macron die Ausgaben für Rüstung drastisch erhöhte, fürchtete er trotz der hohen Verschuldung Frankreichs keineswegs Kritik oder gar Maßnahmen der „Märkte“.

In Deutschland, in dem das Rentenalter immer weiter steigen soll und die Altenpflege zu kollabieren droht, kann sich der unter amerikanischer Kontrolle stehende Rüstungskonzern Rheinmetall vor Aufträgen gar nicht mehr retten. Das Geld, das deswegen den Investoren und Aktionären von Rheinmetall zufließt, sind Steuermittel, die dem Großteil der Bevölkerung abgepresst wurden, aber nicht zugutekommen. Für eine winzige Schicht jedoch ist damit der Krieg in der Ukraine eine sprudelnde Quelle noch größeren Reichtums.

Dass das unter einer sozialdemokratisch geführten Bundesregierung geschieht, ist geradezu ideal für die Nutznießer dieser Entwicklung. Wer sowohl die Politik als auch die Medien fest im Griff hat, muss einstweilen keine Aufstände fürchten.

Die wachsenden Konflikte in anderen europäischen Staaten zeigen allerdings: Ein Umschwung in Richtung offener sozialer Proteste ist möglich. Dann wird auch in Deutschland der Kanzler notfalls die Polizei und Bundeswehr anweisen, die Interessen der „Märkte“ gegen die Interessen des Volkes durchzusetzen. Im Nachbarland ist gerade zu besichtigen, wie das abläuft.
(pi-news.net)

 

 

 

 

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DAS WORT DES TAGES
Schäuble kultivierte jenes Duckmäusertum, das die Union ruinierte. Richtiges anmahnen und Falsches mitmachen, ist keine Lösung. Auch in der Politik gibt es kein richtiges Leben im falschen – um Adorno zu paraphrasieren. Ein Held nur im Hinnehmen. Das aber zelebrierte er auf eine Weise, die wie das Gegenteil aussah. Darin war er brillant. Er verstand es, sich als der überaus Überlegte, eigentlich Überlegene zu stilisieren, blieb dabei aber stets der Dienende. Nicht einmal zur Grauen Eminenz, zum heimlichen Regenten, hat er es damit geschafft. Er übertrieb seine Loyalität. Hielt sie für Staatsräson. Es war das Denken eines ewigen Staatsdieners. So viel hat er gemahnt und so wenig verhindert, falsche Entscheidungen, über die er selbst gelegentlich die Nase rümpfte, zugelassen. Er blieb im Grunde der brillante Musterbeamte, der er ganz zu Beginn für kurze Zeit in der Finanzverwaltung gewesen war. Eine Politikerkarriere ohne Berufserfahrung außerhalb der Sphäre des Staats. Er hat die Schaltknöpfe, vor die man ihn setzte, stets gehorsam betätigt.
(Wolfgang Herles, Tichys Einblick)
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